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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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um die Ordnung kommt etwas spät, Zandramas«, erwiderte Poledra. »Doch das ist jetzt unwichtig. Wir sind alle, wie es vorhergesagt wurde, am vorherbestimmten Ort zur vorherbestimmten Zeit eingetroffen. Wollen wir uns nun vernünftig benehmen und hineingehen? Das Universum wird vermutlich schon ungeduldig mit uns.«
    »Noch nicht gleich, Poledra«, antwortete Zandramas ausdruckslos.
    »Wie langweilig«, sagte Belgaraths Gemahlin. »Das ist dein Fehler, Zandramas. Selbst wenn etwas ganz offensichtlich nicht durchführbar ist, mußt du es weiter versuchen. Du hast dich gedreht und gewunden, um diese Begegnung zu vermeiden, doch vergebens. Deine ganzen verzweifelten Versuche haben dich nur schneller zu diesem Ort gebracht. Meinst du nicht, es wäre nun an der Zeit, deine Spiel-chen aufzugeben und mit der nötigen Würde mitzukommen?«
    »Nein, das meine ich nicht, Poledra.«
    Poledra seufzte. »Nun gut, Zandramas«, sagte sie resignierten Tones, »wie du willst.« Sie streckte den Arm aus und deutete auf Garion. »Da du darauf bestehst, rufe ich nun den Gottbezwinger.«
    Betont langsam griff Garion über die Schulter und legte die Hand um den Griff des Schwertes. Es zischte, als er es aus seiner Scheide zog, und begann sogleich blau zu flammen. Garion war voll kühler Ruhe. Aller Zweifel, alle Ängste waren verflogen, genauso, wie es in Cthol Mishrak gewesen war, und der Geist des Kindes des Lichtes beherrschte ihn nun völlig. Er nahm das Schwert in beide Hände und" hob es bedächtig, bis die Flammenklinge auf die feurigen Wolken deutete. Mit furchterregender Stimme rief er: »So erfüllet sich denn Euer Geschick, Zandramas!« Die archaischen Worte waren ungebeten über seine Lippen gedrungen.
    »Wir werden sehen, Belgarion.« Der Ton der Zauberin war herausfordernd, wie zu erwarten war, aber es schwang noch etwas anderes aus ihm. »Das Schicksal ist nicht immer so leicht zu deuten.« Sie wies gebieterisch, da bildeten ihre Grolims eine Phalanx hinter ihr und begannen einen rauhen Singsang in einer alten, schrecklichen Sprache.
    »Zurück!« warnte Polgara die anderen scharf und trat mit ihren Eltern und Beldin an den Rand der Terrasse.
    Ein schwarzer, schwach flackernder Schatten erschien am Rand von Garions Blickfeld, und eine seltsame Angst griff nach ihm.
    »Paßt auf«, ermahnte er seine Freunde. »Ich glaube, sie versucht eines dieser Trugbilder, von denen wir gestern nacht sprachen.«
    Dann spürte er eine Woge von Kraft und vernahm ein gewaltiges Brüllen. Eine Welle tiefster Dunkelheit rollte von den ausgestreckten Händen der Grolims heran, doch sie zerbarst in schwarze Stücke, die wie verängstigte Mäuse raschelnd im Amphitheater herum-huschten, nachdem die vier mächtigen Zauberer sie beinahe ver-
    ächtlich mit einem gemeinsam gesprochenen Wort zerschmettert hatten. Mehrere Grolims brachen zusammen und krümmten sich auf dem steinernen Boden, die übrigen torkelten zurück, und ihre Gesichter waren plötzlich teigig weiß.
    Beldin kicherte boshaft. »Möchtest du es nochmals versuchen, Schätzchen?« verhöhnte er Zandramas. »Wenn du das vorhast, hättest du mehr Grolims mitbringen sollen. Sie sind so schnell ver-braucht.«
    »Ich wollte, du würdest das lassen«, sagte Belgarath zu ihm.
    »Sie bestimmt auch, da möchte ich wetten. Sie nimmt sich sehr wichtig. Es wirkt Wunder, ihresgleichen ein bißchen die Flügel zu stutzen.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, warf Zandramas eine Feuerkugel nach dem Zwerg, aber er wischte sie beiseite wie eine lästige Fliege.
    Da verstand Garion plötzlich. Diese Welle der Dunkelheit und auch die Feuerkugel sollten nur von dem Schatten am Rand seines Blickfelds ablenken.
    Die Zauberin von Darshiva lächelte eisig. »Auch gut.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich wollte dich nur auf die Probe stellen, kleiner buckliger Possenreißer. Lach ruhig weiter, Beldin. Ich habe es gern, wenn Leute glücklich sterben.«
    »Wahrlich«, stimmte er zu. »Lächle selbst ein bißchen, Schätzchen, und sieh dich noch einmal um. Vielleicht möchtest du der Sonne Lebewohl sagen, wenn du schon dabei bist, ich glaube nicht, daß du sie noch viel länger sehen wirst.«
    »Sind diese Drohungen wirklich nötig?« fragte Belgarath müde.
    »Es ist so üblich«, versicherte ihm Beldin. »Beleidigungen und Prahlerei sind der Auftakt zu ernsteren Schritten. Außerdem hat sie damit angefangen.« Er blickte hinunter auf Zandramas' Grolims, die begonnen hatten, sich drohend in Marsch zu setzen.

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