Seherin von Kell
für König Fulrach. Relg repräsentierte Ulgo – und Maragor. Mandorallen vertrat Arendien und Hettar seinen Vater. Silk sprang für seinen Bruder Urgit ein. Sadi sprach für Salmissra und Nathel für die Thulls, wenngleich er selten den Mund öffnete. Niemand war sonderlich daran interessiert, Drosta lek Thun von Gar og Nadrak zu vertreten.
Gleich zu Beginn einigte man sich, zu Varanas offenkundiger Enttäuschung, daß keine Zeit mit Handelsangelegenheiten vergeudet werden sollte, dann kam man sofort zur Sache.
Gegen Mittag des zweiten Tages lehnte Garion sich auf seinem Stuhl zurück und lauschte nur mit halbem Ohr, als Silk und Zakath die Zeit zu vergessen schienen, während sie einen Friedensvertrag zwischen Mallorea und Cthol Murgos aushandelten. Garion seufzte nachdenklich. Vor wenigen Tagen erst waren seine Freunde und er Zeugen des bedeutendsten Ereignisses in der Geschichte des Universums gewesen, und jetzt saßen sie um den Verhandlungstisch und waren ganz in die Angelegenheiten internationaler Politik vertieft. Irgendwie erschien es ihm eine Antiklimax, und doch wußte Garion sehr wohl, daß die meisten Menschen überall auf der Welt viel mehr an dem interessiert sein würden, was sich an diesem Tisch ergeben hatte, als an dem, was in Korim geschehen war – jedenfalls eine Zeitlang.
Schließlich war das Abkommen von Dal Perivor niedergelegt. Na-türlich war es einstweilen nur ein Provisorium und mußte erst von den hier nur vertretenen, aber nicht selbst anwesenden Monarchen ratifiziert werden. Das Abkommen beruhte mehr auf gutem Willen, denn auf echter politischer Unterhandlung. Trotzdem war es, wie Garion fand, die größte Hoffnung für die Menschheit. Schreiber wurden gerufen, um Beldins umfangreiche Notizen zu kopieren, und es wurde beschlossen, daß das Dokument den Siegel König Oldorins von Perivor als Gastmonarch tragen sollte.
Die Zeremonie der Unterzeichnung war pompös. Mimbrater waren schon immer Meister der Gigantomanie.
Am nächsten Tag wurde Abschied genommen. Zakath, Cyradis, Eriond, Atesca und Brador würden nach Mal Zeth reisen, während die übrigen sich alsbald an Bord der Seevogel für die lange Fahrt nach Hause begeben würden. Garion unterhielt sich noch mit Zakath. Sie versprachen einander zu schreiben, und wenn ihre Staatsgeschäfte es gestatteten, sich auch zu besuchen. Mit dem Schreiben würde es keine Probleme geben, aber mit den Besuchen würde es nicht so leicht sein.
Dann schloß sich Garion seiner Familie an, die sich von Eriond verabschiedete. Garion begleitete den jungen, noch unbekannten Gott von Angarak über die Pier zu Atescas Schiff. »Wir haben einen weiten Weg gemeinsam zurückgelegt, Eriond«, sagte er.
»Ja«, bestätigte Eriond.
»Du hast viel vor dir, weißt du.«
»Wahrscheinlich mehr, als du dir je vorstellen kannst, Garion.«
»Bist du bereit?«
»Ja, Garion, ich bin bereit.«
»Gut. Wenn du mich einmal brauchen solltest, dann ruf mich. Ich komme zu dir, wo immer du auch bist, so schnell ich kann.«
»Ich werde daran denken.«
»Und vertief dich nicht so sehr in deine Arbeit, daß Pferd fett wird.«
Eriond lächelte. »Da besteht keine Gefahr. Pferd und ich haben noch einen langen Weg vor uns.«
»Alles Gute, Eriond.«
»Dir auch, Garion.«
Sie gaben sich fest die Hand, dann stieg Eriond die Laufplanke des wartenden Schiffes hinauf.
Garion seufzte und ging zum Anlegeplatz der Seevogel. An Deck blickte er mit den anderen Atescas Schiff nach, das langsam aus dem Hafen und um Greldiks Schiff herum segelte, das mit der Ungeduld eines angebundenen Jagdhunds wartete.
Dann legte auch Baraks Schiff ab, seine Ruderer pullten es hinaus aus dem Hafen, dann wurden die Segel gesetzt und der Bug drehte auf Heimatkurs.
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asWetter blieb klar und sonnig, und eine gleichmäßige Brise Dfüllte die Segel der Seevogel, die dem Kielwasser von Greldiks zusammengeflicktem, sturmerprobtem Kriegsschiff gen Nordwesten folgte. Auf Unraks Drängen machten die beiden Schiffe einen Abstecher nach Mishrak ac Thull, um Nathel in sein eigenes Königreich zurückzubringen.
Die Tage waren lang und voll Sonnenschein und Seegeruch. Garion und seine Freunde verbrachten die meiste Zeit in der hellen, freundlichen Achterkajüte. Die Geschichte ihres Weges nach Korim war lang und verwickelt, aber jene, die nicht dabeigewesen waren, bestanden darauf, jede Einzelheit zu erfahren. Ihre häufigen Unter-brechungen und Fragen führten zu längeren Abschweifungen, und die
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