Seherin von Kell
Lagerfeuer in die Nase. Ich ging ihm nach und fand ein Zelt neben einem Bach. Ich schaute hinein – und da lag Prinz Geran. Da niemand in der Nähe war, hob ich ihn hoch und machte mich auf die Suche nach dir.«
Ce'Nedras Verstand wollte immer noch hinausbrüllen, aber sie war so unendlich glücklich, daß sie nicht auf ihn achtete. Sie wiegte ihr Baby auf den Armen und summte ein Wiegenlied.
»Wo ist König Belgarion?« fragte Arell.
Ce'Nedra deutete vage. »Irgendwo da hinten.«
»Du solltest zu ihm gehen und ihn wissen lassen, daß sein Sohn wieder da ist.«
»Ja. Er wird sehr glücklich sein.«
»Ich habe etwas sehr Wichtiges zu tun, Ce'Nedra«, sagte Arell.
»Wirst du allein zurückfinden?«
»Oh, sicher, aber kannst du denn nicht mitkommen? Seine Majestät wird dich belohnen wollen, weil du uns unseren Sohn zurück-gebracht hast.«
Arell lächelte. »Das Glück, das mir dein Gesicht verrät, ist Belohnung genug, und diese Sache, die ich erledigen muß, ist äußerst dringend. Aber vielleicht kann ich mich euch später anschließen.
Welchen Weg nehmt ihr?«
»Wir reiten südwärts«, antwortete Ce'Nedra. »Wir müssen zur Küste.«
»Oh?«
»Ja, wir wollen auf eine Insel – Perivor heißt sie, glaube ich.«
»Es soll doch in Kürze zu einer bestimmten Begegnung kommen, nicht wahr? Wird das in Perivor sein?«
»O nein.« Ce'Nedra lachte und liebkoste ihr Baby. »Wir reisen nach Perivor nur, um Näheres darüber zu erfahren. Von dort aus geht es noch weiter.«
»Nach Perivor kann ich vielleicht nicht kommen«, sagte Arell mit leichtem Stirnrunzeln. »Aber wenn du mir sagst, wo die Begegnung stattfinden soll, kann ich mich euch bestimmt dort anschließen.«
»Laß mich überlegen«, sagte Ce'Nedra. »Wie haben sie es genannt? Oh, jetzt entsinne ich mich. Es ist ein Ort, der Korim heißt.«
»Korim?« rief Arell erstaunt.
»Ja, Belgarath war schrecklich bestürzt, als er es herausfand, aber Cyradis versicherte ihm, daß alles in Ordnung kommen würde.
Deshalb müssen wir nach Perivor. Cyradis sagt, dort ist etwas, das alles erklären wird. Ich glaube, sie sprach von einer Karte oder so was.« Sie lachte ein wenig benommen. »Um ehrlich zu sein, Arell, ich war die letzten Tage immer so schläfrig, daß ich kaum verstand, was die anderen sagten.«
»Natürlich«, murmelte Arell gedankenverloren. »Weshalb sollte Perivor der Schlüssel sein?« murmelte sie zu sich. »Was könnte es dort geben, das einen solchen Unsinn erklären könnte? Bist du völlig sicher, daß das Wort ›Korim‹ war? Vielleicht hast du es mißverstanden.«
»So habe ich es jedenfalls gehört, Arell. Ich habe es nicht selbst gelesen, aber Belgarath und Beldin redeten fast pausenlos von den
›Höhen Korims, die nicht mehr sind‹. Und die Begegnung soll ja an dem Ort, der nicht mehr ist, stattfinden. Ich meine, das paßt doch, oder nicht?«
»Ja«, entgegnete Arell und machte ein eigenartig nachdenkliches Gesicht. »Wenn ich es recht bedenke, ja.« Dann richtete sie sich auf und streifte glättend über ihr Gewand. »Ich muß jetzt wirklich weiter, Ce'Nedra. Bring dein Baby zu deinem Gemahl und grüße ihn von mir.« Ihre Augen schienen in der Sonne zu glitzern. »Meine besten Wünsche auch für Polgara«, fügte sie hinzu. Ihre Stimme klang fast ein wenig boshaft, als sie das sagte. Dann drehte sie sich um und schritt durch das Gras und die Blumen der Lichtung zum dunklen Waldrand.
»Leb wohl, Arell«, rief Ce'Nedra ihr nach. »Und danke, daß du mein Baby gefunden hast.«
Arell drehte sich weder um, noch antwortete sie.
Garion war verzweifelt. Als er bemerkte, daß seine Gemahlin verschwunden war, schwang er sich in den Sattel und trieb Chretienne im Galopp durch den Wald. Er hatte dreihundert Meter zurückgelegt, ehe Belgarath ihn einholen konnte. »Garion! Halt an!« brüllte der alte Mann.
»Aber Großvater!« schrie Garion zurück. »Ich muß Ce'Nedra finden!«
»Und wo willst du anfangen zu suchen? Oder hast du vor, im Kreis herumzureiten und dich auf dein Glück zu verlassen?«
»Aber…«
»Benutze deinen Kopf, Junge! Wir haben eine viel schnellere Möglichkeit. Du weißt doch, wie sie riecht, nicht wahr?«
»Natürlich, aber…«
»Dann müssen wir unsere Nase einsetzen. Steig ab und schick Chretienne zurück. Wir verwandeln uns in Wölfe und folgen ihrer Spur. Das geht viel schneller und ist sicherer.«
Garion kam sich plötzlich sehr dumm vor. »Ich glaube, ich habe überhaupt nicht gedacht«,
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