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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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lassen. Das würde vielleicht helfen.«
    »Danke, Salmissra, aber sein Geschmack würde die Milch wahrscheinlich gerinnen lassen. Was ich jetzt wirklich gern hätte, wäre eine dicke fette Maus – lebendig, wenn möglich.«
    »Ich werde mich sofort darum kümmern, Ezahh.« Sie drehte das Dreieckgesicht auf dem schlanken Hals. »Ihr!« zischelte sie einem des Eunuchenchores zu, der in Anbetung neben ihrem Thron kniete.
    »Fangt eine Maus. Mein kleiner grüner Freund hat Hunger.«
    »Sogleich, Göttliche Salmissra«, entgegnete der Eunuch unterwürfig. Er sprang auf die Füße und ging rückwärts, sich bei jedem zweiten Schritt verbeugend, zur Tür.
    »Danke, Salmissra. Menschen sind so unbedeutende Kreaturen, nicht wahr?«
    »Sie reagieren nur auf Furcht«, bestätigte sie, »und auf Lust.«
    »Ah, das erinnert mich.« Ezzah nickte. »Bist du bereits dazu gekommen, über mein Ersuchen nachzudenken?«
    »Ich habe mehrere Menschen darauf angesetzt«, versicherte sie ihm. »Aber deine Rasse ist sehr selten, weißt du, und ein Weibchen für dich zu finden könnte eine geraume Weile dauern.«
    »Ich kann warten, wenn es denn sein muß, Salmissra«, schnurrte er. »Wir sind alle sehr geduldig.« Er machte eine Pause. »Das soll kein Vorwurf sein, aber wenn du Sadi nicht vertrieben hättest, müß-
    test du dir jetzt nicht diese Mühe machen. Wir haben uns sehr gut verstanden, seine kleine Schlange und ich.«
    »Das ist mir keineswegs entgangen. Wer weiß, ob du inzwischen nicht längst Vater bist.«
    Die grüne Schlange streckte den Kopf unter dem Diwan hervor und blickte sie an. Wie bei allen Schlangen seiner Gattung zog sich ein leuchtend roter Streifen den ganzen Rücken entlang. »Was ist ein Vater?« fragte er gleichgültigen Tones.
    »Das ist ein für uns schwieriger Begriff«, erwiderte sie. »Aber aus irgendeinem Grund bedeutet er den Menschen viel.«
    »Schert sich denn irgendeine richtige Kreatur um die abartigen Merkwürdigkeiten der Menschen?«
    »Ich gewiß nicht – zumindest nicht mehr!«
    »Du warst im Grunde deines Herzens immer eine Schlange, Salmissra.«
    »O danke, Ezahh«, sagte sie mit erfreutem Zischeln. Sie hielt nachdenklich inne, und die Windungen ihres Leibes rieben trocken raschelnd aneinander. »Ich muß einen neuen Obereunuchen auswählen«, sagte sie schließlich. »Das ist lästig.«
    »Warum willst du dir damit soviel Mühe machen? Nimm einen aufs Geratewohl. Menschen sind doch alle gleich.«
    »Die meisten, ja. Ich versuche jedoch schon geraume Zeit, Sadi aufzuspüren. Ich möchte ihn überreden, nach Sthiss Tor zurückzu-kommen.«
    »Ja, er ist anders«, bestätigte Ezahh. »Man könnte fast meinen, daß er entfernt mit uns verwandt ist.«
    »Er hat tatsächlich einige reptilische Wesenszüge, nicht wahr? Er ist ein Dieb und ein Gauner, aber er hat die Geschäfte des Palastes besser geführt als je einer vor oder nach ihm. Wenn ich mich nicht gerade gehäutet hätte, als er in Ungnade fiel, hätte ich ihm wahrscheinlich verziehen.«
    »Ja, die Haut abzustreifen ist unangenehm und kann einen schon reizbar machen«, bestätigte Ezahh. »Darf ich dir einen Rat geben, Salmissra? Halte dir die Menschen zu diesen Zeiten fern.«
    »Ich brauche wenigstens ein paar um mich, nur, um einen beißen zu können.«
    »Bleib bei Mäusen. Sie schmecken besser und können obendrein als Ganzes geschluckt werden.«
    »Wenn ich Sadi zur Rückkehr überreden könnte, wären vermutlich unser beider Probleme gelöst«, zischte sie trocken. »Ich habe dann wieder jemanden, der alles gut im Griff hat und mich nicht ständig mit unwichtigen Dingen belästigt, und du kriegst deine kleine Spielgefährtin zurück.«
    »Das wäre erfreulich, Salmissra.« Er blickte sich um. »Will dieser Mensch, den du um meine Maus geschickt hast, sie erst aufpäppeln?«

    Yarblek und Vella stahlen sich eines dunklen Abends in dichtem Schneegestöber durch das Tor von Yar Nadrak, kurz ehe es für die Nacht geschlossen wurde. Vella hatte ihre lavendelfarbigen Gewänder in Boktor gelassen und war wieder in ihre gewohnte, enganlie-gende Lederkleidung geschlüpft. Da es Winter war, trug sie darüber einen Zobelmantel, der in Tol Honeth ein Vermögen gekostet hätte.
    »Warum stinkt es hier nur immer so?« wandte sie sich an ihren Besitzer, während sie zum Hafen durch Straßen ritten, die der Schnee fast unpassierbar machte.
    »Wahrscheinlich, weil Drosta den Vertrag für die Kanalisa-tionsreinigung einem seiner Vetter hat zukommen

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