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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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einmal das Gesicht ihres selbsternannten Beschützers, Brands Sohn Olban.
    Es gab keinen Zusammenhang zwischen ihren Träumen. Mühelos begab sie sich von Ort zu Ort und bewegte sich durch Zeit und Raum auf der Suche nach etwas, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, was es war, das sie verloren hatte.
    Als sie am Morgen erwachte, war sie so müde wie am Abend zuvor. Jede Bewegung war eine Anstrengung, und sie konnte nicht aufhören zu gähnen.
    »Was ist mit dir?« fragte Garion, während sie sich ankleidete.
    »Hast du nicht gut geschlafen?«
    »Nein, gar nicht gut. Ich hatte die merkwürdigsten Träume.«
    »Möchtest du darüber reden? Damit lassen sie sich manchmal am besten vertreiben und kehren nicht Nacht für Nacht zurück.«
    »Sie haben keinen Sinn gemacht, Garion. Sie kamen und gingen.
    Es war fast, als bewegte mich jemand von Ort zu Ort, aus einem Grund, den nur sie selbst kennt.«
    »Sie? Eine Frau?«
    »Habe ich ›sie‹ gesagt? Keine Ahnung warum. Ich habe diese Person nicht gesehen.« Wieder gähnte Ce'Nedra. »Wer immer es auch war, ich hoffe, sie oder er sind damit fertig. So eine Nacht möchte ich nicht gern noch einmal durchmachen.« Dann warf sie ihm einen verschmitzten Blick durch die langen Wimpern zu. »Einige Teile des Traums waren recht nett«, sagte sie. »Einmal saßen wir beide an dem Teich in Riva. Möchtest du wissen, was wir dort getan haben?«
    Eine sanfte Röte wanderte Garions Hals empor. »Uh, nein, Ce'Nedra. Lieber nicht.«
    Aber sie erzählte es ihm trotzdem – in allen Einzelheiten – , bis er schließlich aus dem Zelt floh.
    Ihre unruhige Nacht erhöhte die eigentümliche Müdigkeit, die sich seit ihrem Aufbruch aus Kell in ihr eingenistet hatte. An diesem Morgen ritt sie halb dösend, und so sehr sie sich auch bemühte, wach zu bleiben, sie schaffte es nicht. Garion rief sie mehrmals an, um sie darauf aufmerksam zu machen, daß sie ihr Pferd vom Weg abkommen ließ, und dann, als er erkannte, daß sie die Augen offenbar beim besten Willen nicht offenhalten konnte, nahm er ihr die Zügel aus den Händen und führte ihr Pferd.
    Am Vormittag flog Beldin herbei. »Ihr solltet in Deckung gehen«, warnte er Belgarath angespannt. »Eine darshivische Patrouille kommt euch auf diesem Pfad entgegen.«
    »Suchen sie uns?«
    »Wer weiß? Wenn ja, geben sie sich keine große Mühe. Verzieht euch etwa zweihundert Meter in den Wald, und laßt sie vorbeirei-ten. Ich behalte sie im Auge und gebe euch Bescheid, wenn sie sich weit genug entfernt haben.«
    »Gut.« Belgarath bog vom Pfad ab und führte die anderen in Dek-kung.
    Sie saßen ab und warteten angespannt. Bald hörten sie das Klin-geln des Zaumzeugs und der Ausrüstung der Soldaten, die auf dem Waldpfad dahintrotteten.
    Nicht einmal in dieser vielleicht gefährlichen Lage vermochte Ce -
    Nedra die Augen offenzuhalten. Vage hörte sie die gewisperten Worte der anderen, bis sie schließlich wieder eingenickt war.
    Und dann erwachte sie – oder zumindest fast. Sie wanderte benommen durch den Wald. Sie wußte, daß sie erschrocken sein müßte, weil die anderen nicht dabei waren, aber merkwürdigerweise war sie es nicht. Sie spazierte weiter, ohne bestimmtes Ziel, eher wie einem Ruf folgend.
    Schließlich gelangte sie zu einer Lichtung und sah ein großes blondes Mädchen mit einem Bündel in den Armen zwischen Blumen stehen. Die flachsfarbenen Zöpfe des Mädchens waren an den Schläfen zu Schnecken gerollt, und ihre Haut schimmerte wie frische Milch. Es war Brands Nichte Arell. »Guten Morgen, Majestät«, begrüßte sie die Königin von Riva. »Ich habe auf dich gewartet.«
    Etwas tief in Ce'Nedra wollte hinausbrüllen, daß dies nicht sein konnte – daß die große Rivanerin unmöglich hier sein konnte. Aber Ce'Nedra vermochte sich nicht zu erinnern, weshalb, und der Augenblick verging. »Guten Morgen, Arell«, sagte sie zu ihrer treuen Freundin. »Was in aller Welt machst du hier?«
    »Ich bin gekommen, dir zu helfen, Ce'Nedra. Schau, was ich gefunden habe.« Sie schlug eine Ecke des Deckenbündels zurück, und ein winziges Gesicht war zu sehen.
    »Mein Baby!« rief Ce'Nedra vor Freude außer sich. Sie rannte mit ausgestreckten Armen auf Arell zu, nahm ihr das Baby ab, drückte es an die Brust und schmiegte die Wange an seine weichen Löckchen. »Wo hast du ihn nur gefunden?« fragte sie Arell. »Wir suchen ihn schon so lange!«
    »Ich bin allein durch diesen Wald gereist«, entgegnete Arell, »da stieg mir der Rauch von einem

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