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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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etwas.«
    »Ist das nicht ein Widerspruch in sich?«
    »Nicht zu widersprechen ist die Verteidigung des ängstlichen Geistes. Zandramas konnte sich nicht nach Kell begeben, richtig?«
    »Soweit wir es wissen.«
    »Dann muß sie uns zum Treffpunkt folgen, richtig?«
    »Außer sie hat auf andere Weise erfahren, wo er zu finden ist.«
    »Das ist es ja, was mich beunruhigt. Wenn sie uns folgen müßte, wäre es dann nicht logisch, daß sie den Wald mit Truppen und Grolims umzingeln läßt, um herauszufinden, wohin wir uns begeben?«
    »Ja, das nehme ich an.«
    »Nun, da draußen ist nirgends eine Armee, lediglich ein paar Patrouillen, die sich jedoch keine sonderliche Mühe geben, sich umzu-sehen.«
    Belgarath runzelte die Stirn. »Was führt sie im Schild?«
    »Genau das frage ich mich auch. Ich nehme an, sie hat irgendwo eine Überraschung für uns vorbereitet.«
    »Dann halt gut die Augen offen. Ich möchte nicht, daß sie sich von hinten an mich heranschleicht.«
    »Es könnte die Sache vereinfachen, wenn sie es täte.«
    »Das bezweifle ich. Nichts an der ganzen Sache war bisher einfach, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sich daran jetzt noch etwas ändern wird.«
    »Gut, ich werde weiter Ausschau halten.« Der bucklige Zauberer verschwamm und segelte davon.
    An diesem Abend lagerten sie an einer Quelle, die aus
    moosüberzogenen Steinen sprudelte. Belgarath machte ein finsteres Gesicht und wirkte gereizt, deshalb schlugen die anderen einen Bogen um ihn, während sie den Arbeiten nachgingen, die sie inzwischen schon so oft verrichtet hatten, daß sie ihnen zur Gewohnheit geworden waren.
    »Du bist so still«, sagte Garion zu Ce'Nedra, während sie nach dem Abendessen noch am Feuer saßen. »Was hast du denn?«
    »Mir ist nur nicht nach Reden.« Die merkwürdige Lethargie, welche die kleine Königin im Laufe des Vormittags beschlichen und die sich verstärkt hatte, war auch am Nachmittag nicht geringer geworden, und sie hatte sich am Spätnachmittag mehrmals dabei ertappt, daß sie im Sattel eingenickt war.
    »Du siehst müde aus«, stellte er fest.
    »Ich bin wirklich ein bißchen müde. Wir sind schon so lange unterwegs, ich glaube, das schlägt sich auch aufs Gemüt.«
    »Dann leg dich doch nieder. Wenn du dich richtig ausgeschlafen hast, wirst du dich morgen gleich besser fühlen.«
    Sie gähnte und streckte die Arme nach ihm aus. »Trag mich«, bat sie.
    Er blinzelte verblüfft. Ce'Nedra machte es Spaß, ihren Gemahl zu überraschen. Er machte dann immer so große Augen, und sein Gesicht sah so jungenhaft aus. »Fühlst du dich nicht wohl?« fragte er besorgt.
    »Doch, Garion. Ich bin nur müde und möchte ein bißchen verhätschelt werden. Trag mich ins Zelt, leg mich ins Bett und deck mich zu.«
    »Gut, wenn du das möchtest…« Er stand auf, hob sie mühelos auf die Arme und trug sie durchs Lager zu ihrem Zelt.
    »Garion«, murmelte sie schläfrig, nachdem er die Decke zärtlich über ihre Schultern gezogen hatte.
    »Ja, Liebes?«
    »Bitte zieh dein Kettenhemd aus, bevor du dich ins Bett legst. Es riecht wie ein alter Eisenkessel.«
    Ungewohnte Träume störten Ce'Nedras Schlaf in dieser Nacht. Sie träumte von Menschen und Orten, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen, an die sie nicht einmal mehr gedacht hatte: Legionäre bewachten den Palast ihres Vaters, und Lord Morin, der kaiserliche Hausmeier, eilte durch einen Marmorkorridor. Dann befand sie sich scheinbar in Riva und führte ein langes, unverständliches Gespräch mit Brand, dem rivanischen Hüter, während Arell, Brands blonde Nichte, am Fenster saß und Flachs spann; der Dolchgriff, der aus ihrem Rücken ragte, störte sie überhaupt nicht. Ce'Nedra wälzte sich herum, murmelte etwas und träumte gleich wieder.
    Nunmehr befand sie sich in Rheon, in Ostdrasnien. Gleichmütig zog sie einen Dolch aus dem Gürtel Vellas, der nadrakischen Tänzerin, und stieß ihn ebenso gleichmütig bis ans Heft in den Bauch des schwarzbärtigen Ulfgars, der das Oberhaupt des Bärenkults war.
    Ulfgar sprach höhnisch zu Belgarath und achtete auch dann nicht auf Ce'Nedra, als sie die Klinge langsam in seinen Gedärmen um-drehte. Dann war sie wieder in Riva und saß mit Garion nackt neben einem glitzernden Waldteich, und Tausende von Schmetterlin-gen schwebten um sie.
    In ihrem ruhelosen Traum reiste sie in die alte Stadt Val Alorn in Cherek und von dort nach Boktor zur Bestattung von König Rhodar.
    Und wieder sah sie das Schlachtfeld bei Thull Mardu und noch

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