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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sie von dem Ort, der nicht mehr ist, sprechen.«
    Beldin zupfte nachdenklich an einem Ohr. »Da ist noch etwas«, bemerkte er. »Erinnert ihr euch an die Geschichte, die uns Senji in Melcene erzählt hat? Über den Gelehrten, der den Sardion gestohlen hat? Sein Schiff wurde das letzte Mal gesehen, als es um die Südspitze von Gandahar segelte, und es kehrte nie mehr zurück. Senji nahm an, daß es bei einem Sturm an der dalasischen Küste untergegangen ist. Sieht jetzt so aus, als hätte er damit recht. Wir müssen dorthin, wo der Sardion ist, und ich habe das unbehagliche Gefühl, daß er auf dem Gipfel eines Berges liegt, der vor fünftausend Jahren im Meer versunken ist.«

    8

    ieKönigin von Riva befand sich in nachdenklicher Stimmung, Dals sie die glänzende Marmorstadt Kell verließen. Eine eigentümliche Art von Müdigkeit schien sie zu befallen, während sie durch den Wald westlich von Kell ritten, eine verträumte Melancho-lie, die mit jeder Meile wuchs. Sie beteiligte sich nicht an den Gesprächen der anderen, es schien ihr zu genügen, zuzuhören.
    »Ich begreife nicht, wie Euch das so ruhig lassen kann, Cyradis«, sagte Belgarath zu der Seherin, die neben ihm ritt. »Eure Aufgabe wird ebenso scheitern wie unsere, wenn der Sardion am Grund des Meeres liegt. Und weshalb machen wir diesen Abstecher nach Perivor?«
    »Dort wird Euch die Anweisung aus dem Heiligen Buch erklärt werden, Ehrwürdiger Belgarath.«
    »Könntet Ihr es mir nicht erklären? Unsere Zeit ist etwas knapp, wißt Ihr?«
    »Das darf ich nicht. Ich habe nicht das Recht, Euch mehr zu unterstützen als ich Zandramas helfe. Es ist Eure Aufgabe – und ihre – , dieses Rätsel zu lösen. Dem einen beizustehen und der anderen nicht, das ist untersagt.«
    »Dachte ich es mir doch«, brummte Belgarath düster.
    »Wo liegt Perivor?« fragte Garion Zakath.
    »Es ist eine Insel vor der Küste von Dalasien«, antwortete der Malloreaner. »Ihre Bewohner sind recht seltsam. Ihren Legenden nach stammen sie von Schiffbrüchigen aus dem Westen ab, die es vor zweitausend Jahren an diese Insel verschlagen hat. Die Insel ist von geringem Wert, und ihre Bewohner sind furchterregende Kämpfer. Die allgemeine Ansicht in Mal Zeth war schon immer, daß es sich nicht lohnen würde, sie zu unterwerfen, und Urvon hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, Grolims dorthin zu schicken.«
    »Wenn sie Wilde sind, ist es dann nicht gefährlich, sie auf-zusuchen?«
    »Nein, die Leute dort sind sehr zuvorkommend, ja sogar
    gastfreundlich – solange man nicht versucht, mit einer Armee zu landen. Dann allerdings muß man sich auf etwas gefaßt machen.«
    »Haben wir denn wirklich so viel Zeit, daß wir diesen Abstecher machen können?« fragte Silk die Seherin von Kell.
    »Reichlich sogar, Fürst Kheldar«, antwortete sie. »Die Sterne sagen uns schon seit Äonen, daß der Ort, der nicht mehr ist, Eures und des Erscheinens Eurer Gefährten harrt und daß Ihr und Eure Gefährten an dem vorbestimmten Tag dort sein werdet.«
    »Und Zandramas ebenfalls, nehme ich an?«
    Sie lächelte sanft. »Wie könnte es zur Begegnung kommen, wäre nicht auch das Kind der Finsternis anwesend?«
    »Ich glaube, ich habe da einen Schimmer von Humor bemerkt, Cyradis«, scherzte er. »Paßt das zu einer Seherin?«
    »Wie wenig Ihr uns kennt, Fürst Kheldar.« Wieder lächelte sie.
    »Oft haben wir uns vor Lachen über eine Botschaft gewunden, die groß in den Sternen zu lesen ist, und über die vergebliche Mühe, die manche sich machen, ihrer Bestimmung zu entgehen. Folgt den Anweisungen des Himmels, Kheldar. Erspart Euch das Leid und den Ärger, den solch ein Widerstand mit sich bringt.«
    »Werft Ihr mit dem Wort ›Bestimmung‹ nicht leichtfertig um Euch, Cyradis?« sagte er mißbilligend.
    »Seid Ihr etwa nicht hierhergekommen, weil es seit Anbeginn der Zeit Eure Bestimmung ist? Eure ganze Beschäftigung mit Handel und Spionage waren nur eine Ablenkung, um Euch bis zu dem vorbestimmten Tag vor dem Müßiggang zu bewahren.«
    »Das nennt man wohl, jemandem auf höfliche Weise darauf aufmerksam zu machen, daß er sich wie ein Kind aufführt.«
    »Wir alle sind Kinder, Kheldar.«
    Beldin segelte durch den sonnegesprenkelten Wald herbei und wich Bäumen mit geschickten Flügelschlägen aus. Er ließ sich auf dem Boden nieder und verwandelte sich zurück.
    »Schwierigkeiten?« fragte ihn Belgarath.
    »Weniger als erwartet.« Der bucklige Zwerg zuckte mit den Schultern. »Und das beunruhigt mich

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