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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gestand er verlegen.
    »Eben das habe ich vermutet. Also schick das Pferd endlich zu-rück.«
    Garion rutschte hinunter und versetzte dem Hengst einen festen Klaps. Der mächtige Graue schoß zu den anderen zurück, die sich noch verborgen hielten. »Was in aller Welt hat sie sich eigentlich dabei gedacht?« fragte Garion wütend.
    »Ich bin mir nicht so sicher, daß sie überhaupt etwas gedacht hat.
    Sie hat sich in den letzten Tagen merkwürdig benommen. Beeilen wir uns. Je schneller wir sie finden, desto schneller kommen wir zu den anderen zurück. Deine Tante kann dieser Sache dann auf den Grund gehen.« Der alte Mann verschwamm bereits und nahm die Gestalt eines großen silbergrauen Wolfes an. »Du führst«, knurrte er Garion zu. »Dir ist ihre Witterung vertrauter.«
    Garion verwandelte sich und schnüffelte, bis er Ce'Nedras Geruch witterte. »Sie hat diesen Weg genommen.«
    »Wie frisch ist ihre Spur?« erkundigte sich der alte Wolf.
    »Nicht älter als eine halbe Stunde«, antwortete Garion.
    »Gut. Suchen wir sie.«
    Die beiden rannten auf die Art jagender Wölfe durch den Wald.
    Etwa eine Viertelstunde später fanden sie Ce'Nedra. Sie kam glückstrahlend durch den Wald zurück und sang sanft zu einem Bündel, das sie behutsam auf den Armen trug.
    »Erschreck sie nicht!« warnte Belgarath. »Hier stimmt etwas nicht.
    Mach mit, was immer sie auch sagt.«
    Die beiden verschwammen und nahmen wieder ihre Men-
    schengestalt an.
    Ce'Nedra schrie erfreut auf, als sie die beiden sah. »O Garion!« rief sie und rannte auf sie zu. »Schau! Arell hat unser Baby gefunden!«
    »Arell? Aber Arell ist…«
    »Vergiß es!« zischte Belgarath leise.
    »Uh – das ist – wundervoll, Ce'Nedra«, sagte Garion und bemühte sich um einen unverfänglichen Ton.
    »Es war so lange fort«, sagte Ce'Nedra mit tränenglänzenden Augen. »Und es sieht noch genauso aus. Schau, Garion! Ist es nicht süß?«
    Sie schlang die Decke zurück, und Garion sah, daß sie kein Baby hielt, sondern ein Bündel Lumpen.

    Zweiter Teil

    PERIVOR

    9

    ieunsterbliche Salmissra hatte sich an diesem Vormittag ihres DObereunuchen Adiss entledigt. Eine besonders starke Dosis seiner Lieblingsdroge hatte ihn der Vergeßlichkeit anheimfallen lassen, und so war er halbbetäubt in den Thronsaal geschlurft, um seinen Tagesbericht vorzutragen. Bereits als er noch etwa zwölf Fuß vom Thronpodest entfernt war, schlug Salmissra sein unangenehmer Körpergeruch entgegen. Das war Beweis genug, daß er ihren Befehl mißachtet hatte, nie wieder ungebadet vor sie zu treten. Sie hatte ihn kalt beobachtet, als er sich auf den Marmorboden vor dem Thron warf und seinen Bericht mit schwerer Zunge vorzutragen begann. Doch zu Ende kam er damit nicht. Auf eine zischelnde Anweisung der Schlangenkönigin war eine kleine grüne Schlange schnurrend unter dem diwangleichen Thron hervorgekrochen, und Adiss hatte den gebührenden Lohn für seinen Ungehorsam erhalten.
    Und nun ruhte die unsterbliche Salmissra zusammengeringelt auf ihrem Thron und bewunderte sich im Spiegel. Die ärgerliche Arbeit, einen neuen Obereunuchen zu erwählen, lag noch vor ihr, aber momentan war sie nicht in der Stimmung dazu. Sie beschloß, damit noch eine Zeitlang zu warten und den Palasteunuchen Zeit zu geben, sich um die Stellung zu raufen. Diese Raufereien endeten ge-wöhnlich mit einigen Todesfällen, aber es gab ja viel zu viele Eunuchen im Palast.
    Ein verärgertes Fauchen war unter dem Thron zu vernehmen. Salmissras grüne Lieblingsschlange war offenbar sehr aufgebracht.
    »Was hast du denn, Ezahh?« fragte die Königin.
    »Könntest du nicht befehlen, daß sie gewaschen sind, bevor du mich ersuchst, sie zu beißen?« nörgelte Ezzah. »Zumindest hättest du mich warnen können, was mich erwartet!« Obwohl Ezzah und Salmissra verschiedener Rasse waren, ähnelten ihre Sprachen sich so weit, daß sie, sich miteinander verständigen konnten.
    »Tut mir leid, Ezahh. Das war wohl unaufmerksam von mir.« Im krassen Gegensatz zu ihrer Behandlung von Menschen, die sie alle mehr oder weniger verachtete, war die Schlangenkönigin stets ungemein höflich zu anderen Reptilien – besonders zu giftigen. Das war in der Welt der Schlangen auch ratsam.
    »Es war nicht allein deine Schuld, Salmissra.« Da Ezzah ebenfalls eine Schlange war, eine männlichen Geschlechtes noch dazu, war auch er sehr höflich. »Ich wünschte nur, ich wäre diesen Geschmack im Mund los.«
    »Ich könnte dir ein Schälchen Milch bringen

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