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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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lassen.« Yarblek zuckte mit den Schultern und zog den Kragen seines schäbigen Pelzmantels höher. »Die Bürger bezahlten beachtliche Gebühren für das System, aber Drostas Vetter erwies sich als ein viel geschickterer Veruntreuer denn Kanalreiniger. Das dürfte in der Familie liegen.
    Drosta veruntreut sogar das Vermögen in seiner eigenen Schatzkammer.«
    »Ist das nicht absurd?«
    »Wir haben eine absurde Art von König, Vella.«
    »Ich dachte der Palast liegt in der Richtung.« Sie deutete zur Stadtmitte.
    »Zu dieser Stunde ist Drosta dort kaum je zu finden«, erklärte ihr Yarblek. »Er fühlt sich einsam, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, dann geht er gewöhnlich aus, um Gesellschaft zu suchen.«
    »Das bedeutet, daß er wer weiß, wo sein kann!«
    »Glaube ich nicht. Es sind nur ein paar Häuser, wo er nach Einbruch der Dunkelheit willkommen ist. Unser König ist nicht sehr beliebt.« Yarblek zeigte auf eine schmutzige Gasse. »Reiten wir da hinauf und machen einen kurzen Besuch in unserem Kontor, dort besorgen wir geeignete Kleidung für dich.«
    »Was hast du an der Kleidung auszusetzen, die ich anhabe?«
    »Zobel erregt Aufmerksamkeit, vor allem in dem Stadtviertel, das wir besuchen werden. Und wir wollen möglichst nicht auffallen, Vella.«
    Das hiesige Kontor von Silks und Yarbleks weitverbreitetem Han-delsimperium befand sich auf dem Dachboden eines riesigen Lager-hauses, das vollgestopft war mit Fellballen und wertvollen malloreanischen Teppichen. Der Faktor war ein schielender Nadraker namens Zelmit, und wahrscheinlich so wenig vertrauenswürdig, wie er aussah. Vella hatte ihn nie ausstehen können. Sobald sie in seine Nähe kam, lockerte sie ihre Dolche in den Scheiden und sorgte da-für, daß er es auch sah, damit es gar nicht erst zu Mißverständnissen kam. Formell war Vella Yarbleks Eigentum, und Zelmit war dafür bekannt, daß er sehr großzügig mit allem umging, was seinem Ar-beitgeber gehörte.
    »Wie geht das Geschäft?« erkundigte sich Yarblek, als er mit Vella in das kleine, unordentliche Kontor trat.
    »Wir kommen zurecht«, antwortete Zelmit mit krächzender Stimme.
    »Einzelheiten, Zelmit«, befahl Yarblek barsch. »Geschwafel macht mich nervös.«
    »Wir haben einen Weg gefunden, Boktor und den drasnischen Zoll zu umgehen.«
    »Gut.«
    »Es dauert etwas länger, aber auf diese Weise bringen wir unsere Pelze nach Tol Honeth, ohne drasnischen Zoll bezahlen zu müssen.
    Unser Gewinn am Pelzmarkt ist um sechzig Prozent gestiegen.«
    Yarblek strahlte. »Falls Silk je hier durchkommt, macht Ihr ihn lieber nicht darauf aufmerksam«, warnte er. »Er hat manchmal einen Anfall von Patriotismus, und Porenn ist immerhin seine Muhme.«
    »Ich hatte nicht vor, mit ihm darüber zu sprechen. Mit den Teppichen müssen wir jedoch immer noch durch Drasnien. Der beste Markt dafür ist nach wie vor Mittelarendien, und selbst für noch soviel Geld finden wir einfach niemanden, der sie uns durchs Ulgoland schafft.« Er runzelte die Stirn. »Und irgend jemand verkauft viel billiger als wir. Bis wir herausbekommen, was vorgeht, wäre es vielleicht ratsam, die Einfuhr zu beschränken.«
    »Ist es Euch gelungen, die Edelsteine zu verkaufen, die ich aus Mallorea mitbrachte?«
    »Selbstverständlich. Wir haben sie außer Land geschmuggelt, um sie auf dem Weg nach Süden da und dort zu veräußern.«
    »Gut. Es drückt immer die Kurse, wenn man eine zu große Menge an einem Ort verkaufen will. Habt Ihr eine Ahnung, ob Drosta heute abend in seiner üblichen Schenke weilt?«
    Zelmit nickte. »Schon seit kurz vor Sonnenuntergang.«
    »Vella braucht einen unauffälligen Umhang«, sagte Yarblek.
    Zelmit musterte das Mädchen.
    Vella öffnete ihren Zobelmantel und legte die Hände um die Dolchgriffe. »Warum versucht Ihr es nicht gleich jetzt, Zelmit?« sagte sie herausfordernd. »Bringen wir's hinter uns!«
    »Ich hatte wahrhaftig keine Nebengedanken, Vella«, versicherte er ihr mit Unschuldsmiene. »Ich wollte nur Eure Größe abschätzen, das ist alles.«
    »So kann man es auch nennen«, sagte sie trocken. »Ist eigentlich die Schnittwunde an Eurer Schulter ganz verheilt?«
    »Bei feuchtkaltem Wetter macht sie sich immer noch bemerkbar«, klagte er.
    »Ihr hättet Eure Pfoten bei Euch behalten sollen.«
    »Ich glaube, ich habe da einen alten Umhang, der Euch passen müßte. Aber er ist etwas schäbig.«
    »Um so besser«, brummte Yarblek. »Wir wollen in den Einäugigen Hund und möchten dort

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