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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gedacht, solche Worte von einer Seherin zu hören«, warf Beldin ein. »Kommt Ihr jetzt etwa gar von Eurem hohen Roß herab?«
    Wieder lächelte sie. »Liebenswerter Beldin«, sagte sie voll Zuneigung, »unsere Neutralität ist nicht die Folge einer Laune, sondern der Pflicht – einer Pflicht, die uns auferlegt wurde, lange, ehe selbst Ihr geboren wurdet.«
    Da sie den größten Teil des Tages geschlafen hatten, unterhielten sie sich bis tief in die Nacht hinein. Am nächsten Morgen erwachte Garion erfrischt und bereit für die Festivitäten des Tages.
    Die Edlen am Hofe von König Oldorin hatten den vergangenen Tag und wahrscheinlich die halbe Nacht damit verbracht, Reden zu entwerfen – lange, blumige und zum größten Teil langweilige Reden zum Lobe »unserer heldenmütigen Streiter«. Durch sein geschlossenes Visier geschützt, nickte Garion immer wieder ein – nicht aus Müdigkeit, sondern aus Langeweile. Einmal hörte er ein leichtes Krachen an der Seite seiner Rüstung.
    »Au!« entfuhr es Ce'Nedra, und sie rieb ihren Ellbogen.
    »Was hast du, Liebes?«
    »Mußt du dieses ganze Eisen tragen?«
    »Ja, das weißt du doch. Was ist in dich gefahren, daß du mich in die Rippen stoßen wolltest?«
    »Gewohnheit, nehme ich an. Bleib wach, Garion!«
    »Ich habe nicht geschlafen«, log er.
    »Ach nein? Warum hast du dann geschnarcht?«
    Nach den Ansprachen ließ der König den Blick über die Anwesenden schweifen, die fast alle mit offenen Augen zu schlafen schienen, und ersuchte den »guten Meister Feldegast«, für Stimmung zu sorgen.
    Beldin übertraf sich an diesem Tag selbst. Er ging auf Händen, machte erstaunliche Saltos rückwärts, jonglierte mit unbeschreiblicher Geschicklichkeit – und erzählte dabei in seiner seltsamen Feldegast-Mundart laufend Witze. »Ich hoffe, ich konnte auf meine bescheidene Weise etwas zu der Festlichkeit beitragen, Majestät«, beendete er seinen Auftritt, nachdem er sich mehrmals vor den begeistert klatschenden Zuschauern verbeugt hatte.
    »Ihr seid wahrlich ein großer Künstler, Meister Feldegast«, lobte ihn der König. »Die Erinnerung an Euren Auftritt wird so manchen düsteren Winterabend in der Burg erwärmen.«
    »Ihr seid zu gütig, Eure Majestät.« Wieder verbeugte Beldin sich.
    Ehe das Bankett begann, kehrten Garion und Zakath zu ihrer Gemächerflucht zurück, um ein leichtes Mahl zu sich zu nehmen, da sie in der großen Halle nichts essen konnten, ohne die Visiere hochzuschlagen. Als Ehrengäste mußten sie jedoch teilnehmen.
    »Es hat mir noch nie sonderlichen Spaß gemacht, anderen beim Essen zuzusehen«, sagte Zakath leise zu Garion, nachdem sie ihre Plätze in der Banketthalle eingenommen hatten.
    »Wenn du deinen Spaß haben möchtest, dann beobachte Beldin«, riet ihm Garion. »Tante Pol hat gestern nacht ein ernstes Wort mit ihm gesprochen. Sie ermahnte ihn, heute auf seine Manieren zu achten. Du solltest mal sehen, wie er gewöhnlich ißt. Die Anstrengung, sich zu benehmen, dürfte ihn beinahe zum Kochen bringen.«
    Naradas saß zur Rechten des Königs. Seine weißen Augen wirkten unsicher, sogar leicht verwirrt. Die Tatsache, daß Belgarath keine Anstalten gemacht hatte, die Karte zu Gesicht zu bekommen, beunruhigte ihn.
    Dann trugen Diener die Speisen herein. Bei den köstlichen Düften lief Garion das Wasser im Mund zusammen, und er wünschte sich, er hätte zuvor etwas mehr gegessen.
    »Ich muß mit dem Hofkoch sprechen, ehe wir aufbrechen«, sagte Polgara. »Diese Suppe ist ausgezeichnet.«
    Sadi lächelte plötzlich seltsam.
    »Habe ich etwas so Belustigendes gesagt, Sadi?«
    »Nein, aber paßt auf, Polgara. Ich möchte Euch den Spaß nicht durch eine Erklärung verderben.«
    Plötzlich ging etwas am Kopfende der Tafel vor. Naradas hatte sich halb erhoben und griff mit den Händen nach seinem Hals. Seine weißen Augen quollen hervor, und er gab würgende Laute von sich.
    »Er erstickt!« rief der König. »So helft ihm doch!«
    Einige Edle nahe dem Kopf der Tafel sprangen auf und klopften dem Grolim auf den Rücken. Naradas würgte jedoch weiter. Seine Zunge quoll aus dem Mund, und sein Gesicht verfärbte sich blau.
    »Rettet ihn!« schrie der König.
    Aber Naradas konnte nicht mehr gerettet werden. Er krümmte sich rückwärts, erstarrte und stürzte auf den Boden.
    Entsetzensrufe wurden in der ganzen Banketthalle laut.
    »Wie habt Ihr das fertiggebracht?« fragte Sammet Sadi leise. »Ich würde darauf schwören, daß Ihr nicht einmal in die Nähe

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