Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)
weitergemordet.
Neben diesen kirchengeschichtlichen Fakten gab es noch eine weitere Komponente an diesem Stoff, die mich reizte: Das Lehnsverhältnis bot dem Lehnsherren die Möglichkeit, seine Felder bewirtschaften zu lassen und unter anderem darüber seinen Lebensunterhalt zu sichern. Er war dazu verpflichtet, den Bauern Schutz zu bieten, zum Beispiel in Kriegssituationen. Gleichzeitig repräsentierte er auch die niedere Gerichtsbarkeit für die Bauern, die ihm untertan waren.
Im besten Fall konnten von dieser Konstellation beide Seiten profitieren, im schlimmsten Falle bedeutete dieses Arrangement für die Bauern absolute Abhängigkeit. Für die Bauern des Barons de Rais traf der allerschlimmste Fall ein: Ihr Lehnsherr stellte sich als »Monster« heraus, und ihnen standen keine rechtlichen Mittel zur Verfügung, dagegen vorzugehen.Insofern habe ich nun einen fiktiven Inquisitionsprozess erzählt, der sich grob an den Prozess anlehnt, der Baron de Rais gemacht wurde. Mit Baron Amédé de Troyenne habe ich einen Mann geschaffen, der, ähnlich wie Gilles de Rais, einer der großen Helden Frankreichs ist und der ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Im Gegensatz zur historischen Vorlage ist Amédé aber kein Soziopath und sexuell-sadistisch motivierter Täter, sondern ein durch den Krieg gebrochener Mann. Schwer traumatisiert durch den Verlust seines Bruders Bruno, gerät Amédé immer wieder in rauschhafte Zustände, in denen er zum Mörder wird.
Auch die Figur von Bischof du Clergue ist fiktiv, um Verwechslungen mit dem damaligen Bischof von Nantes zu vermeiden. Einige der Nebenfiguren, sei es Herzog Johann, Pater Blouyn oder auch der oberste Richter der Bretagne, hat es jedoch tatsächlich gegeben, und sie waren am Prozess gegen Gilles de Rais beteiligt.
Glossar
Abakus
Ein Rechenhilfsmittel, bei dem auf Stangen befestigte Perlen oder Kugeln zum Rechnen benutzt werden.
absolutio ab instantia
Die Abweisung einer Klage.
Absolution
Die Sündenvergebung oder vielmehr Freisprechung von Sünden, die jedoch vom Sünder gebeichtet und bereut werden müssen.
Alchemie
Alchemie bezeichnet die mittelalterliche Kunst des Goldmachens. Die Herstellung von Gold wird jedoch heute nur als ein Teil der Alchemie angesehen.
Ankou
In der bretonischen Sagenwelt ist Ankou der personifizierte Tod.
Apamage
Die finanzielle Ausstattung eines Thronfolgers.
Arthur de Richemont
*1393, †1458 in Nantes
Arthur III. von Bretagne, auch als Arthur de Richemont bekannt, war Herzog der Bretagne. Er kämpfte an der Seite von Johanna von Orléans und wurde Connétable von Frankreich unter König Karl VII.
Aufhocker
Dämon bzw. Geist, der Wanderern vor allem nachts auf die Schultern springt und immer schwerer wird, bis der Wanderer zusammenbricht.
Basse danse
»Niederer Tanz«. Ein Schreittanz, der im 15. und 16. Jahrhundert verbreitet war. Ihm fehlen jegliche Sprünge, im Gegensatz zur »Haute danse«, dem »hohen Tanz«.
Burgund
Eine Region in Frankreich, deren Grenzen aber heute anders verlaufen als im Mittelalter.
Confessio
Geständnis
Connétable von Frankreich
Eigentlich »Stallmeister« oder »Graf des Stalles«. Er war verantwortlich für die Berittenen des Königs, später für die Armee. Dieses Amt gehörte zu den wichtigsten in Frankreich.
Cotte
Ein bodenlanges Schlupfgewand, das einer Tunika ähnelt.
Diözese
Amtsbezirk eines Bischofs
Diptychen
Mehrzahl von Diptychon, ein Bild oder Kunstwerk, das aus zwei Teilen besteht.
Dominikaner
Mitglied des Ordens der Dominikaner. Der im 13. Jahrhundert gegründete Orden war maßgeblich an der Inquisition beteiligt, erhielt sogar durch Papst Gregor IX. den konkreten Auftrag dazu.
Dominikanerhabit
Ordensgewand der Dominikaner, bestehend aus einer weißen Tunika und einem schwarzen Mantel mit Kapuze.
Dornentinte
Die Dornentinte war im Mittelalter die wahrscheinlich meistverwendete Tinte.
Drehleier
Bei diesem Streichinstrument wird eine Kurbel gedreht, die ein Rad in Bewegung setzt, das die Saiten streicht.
Erzbischof
Oberbischof, der einem Verbund von Diözesen vorsteht.
Exkommunikation
Ausschluss aus einer kirchlichen Gemeinschaft
Gebende
Ein Band, das einem Stirnband gleich um den Kopf geschlungen wurde und mit der Kinnbinde noch unter dem Kinn entlanggeführt wurde. Diese Kopfbedeckung setzte sich im Hochmittelalter durch.
Generalvikar
Der Verwalter einer Diözese und Stellvertreter in einem Amt der Kirche, meist des Bischofs.
Geomantie
Dieser Begriff ist mit
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