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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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zeigte rechter Hand den Hang hinab.
    »Danke, das ist sehr nett«, antwortete Mathis, erstaunt, dass ihn inzwischen selbst die Wachen erkannten. Er lief an der Festungsmauer entlang, und schon bald entdeckte er den Baron. Abseits stand er und verfolgte, wie der Hauptmann den Knappen,einen dürren Jüngling, im Schwertkampf unterwies. Der Knappe trug ein altes Kettenhemd, das fast bis zu den Knien reichte, während der Hauptmann seine Rüstung angelegt hatte. Mehrere Männer standen daneben und feuerten den Hauptmann an, der auf den Knappen mit einem Holzstecken einhieb. Obwohl der Junge ein langes Schwert führte, geriet er ins Straucheln, und die silbern funkelnde Spitze fraß sich im Gras fest.
    »Schwert aufnehmen!«, befahl der Hauptmann.
    Die Arme des Jungen zitterten vor Erschöpfung, als er das Schwert aus dem Boden zog.
    »Für den Angriff sollst du nicht den Daumengriff anwenden. Fasse um und zieh das Schwert hoch. Der erste Schlag im Angriff, der Zornhau, geht von rechts oben nach links unten. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«, brüllte der Hauptmann.
    Der Knappe schwitzte so stark, dass ihm der Schweiß in die Augen rann. Mit dem Unterarm wischte er sich über das Gesicht, während er das Schwert über seinen Kopf hob.
    Mathis hielt inne und dachte an seine Schafe, seine Felder und daran, dass sein Leben ein anderes war. Ein Leben, das schuf und nicht vernichtete. »Was führt dich her?«
    Erschrocken blickte Mathis neben sich. Der Pater des Schlosses stand neben ihm. »Wenn du den Baron sprechen willst, sollten wir ihn darauf aufmerksam machen. Wenn es um seinen Knappen geht, könnten die Glocken im Sturm läuten, und er würde es nicht bemerken.«
    »Ich möchte nicht stören, ich warte gern.«
    Der Pater lächelte nun, verschmitzt, fast lausbubenhaft. »Glaube mir, so lange möchtest du nicht herumstehen. Ich werde dem Baron mitteilen, dass du auf ihn wartest. Dann kann er entscheiden, ob er sich die Zeit nehmen will oder nicht. Nun komm schon …«
    Mit federnden Schritten eilte der Pater über die Wiese und gesellte sich zum Baron. Ein paar Worte des Paters, eine Hand, die in Mathis’ Richtung wies, und schon kam der Baron auf ihn zugehastet, fast so, als wäre er, entgegen den Worten des Paters, erleichtert, der Ausbildung seines Knappen zu entkommen.
    »Hoffentlich wartest du nicht schon lange, aber dieser Jungspund treibt mich in die Raserei.« Kurz zogen Schatten über das Gesicht des Barons. »Er heißt Clement und ist der Sohn meines Bruders. Bruno, du weißt schon … Man möchte meinen, der Junge müsste verstehen, wie wichtig es ist, ein guter Kämpfer zu sein, besser zu werden, als sein Vater und ich es je waren. Aber er ist nachlässig und hält sich für unverwundbar. Da ist eine harte Hand vonnöten. Die des Hauptmannes.« Der Baron schlenderte weiter. »Meine tut es ja nicht mehr«, murmelte er, dann wandte er sich um. »Aber du bist sicher nicht hier, um dir meine Familiengeschichten anzuhören. Was führt dich zu mir?«
    Inzwischen ritt der Knappe, einen Helm auf dem Kopf und eine Lanze in der Hand, auf einen Leinensack zu, der von einem Holzgerüst baumelte. Linkisch stieß der Junge die Lanze, verfehlte den Sack und erwischte nur das Seil.
    Mathis sicherte mit dem Blick die Umgebung. Erst als er gewiss war, dass der Hauptmann noch immer um einiges entfernt beim Knappen stand und diesen unerbittlich anhielt, sich zu konzentrieren und einen erneuten Angriff zu versuchen, holte er tief Luft. »Ihr werdet falsch informiert. Irgendjemand in Eurem Umfeld belügt Euch.«
    Der Baron sagte kein Wort, schaute Mathis nur aufmerksam an.
    »Das Mädchen, über das wir sprachen, ist nicht zum Gut Lemoine gebracht worden, zumindest ist sie dort nie angekommen.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Ich befürchte, dass dieses Mädchen ebenfalls verschwunden ist. Könnt Ihr Euch erinnern, wer Euch diese Auskunft gab?«
    Der Baron überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich kann mich nicht entsinnen, wer es war. Der Küchenmeister? Der Hauptmann? Ich weiß es nicht. Vielleicht war es auch der Knappe, der Pater oder eine der Mägde. Welche Rolle spielt das?« Er verstummte und verfolgte den nächsten Angriff des Knappen.
    Auch Mathis’ Blick hing an dem Jungen auf dem Pferd, während seine Gedanken sich überstürzten.
    Der Küchenmeister.
    Es war so naheliegend. So einfach. Dieser Mann war erst seit geraumer Zeit im Schloss. Babette hatte mit ihm

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