Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht

Sehnsucht

Titel: Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
Vom Netzwerk:
Schulter.
    »Es ist schon Jahre her.« Sie sprach so leise, dass Sam sie kaum verstehen konnte. »Ich glaub dir, wenn du sagst, dass es seitdem nicht wieder passiert ist. Und ich glaub dir, dass du Janine treu bist, und das ist bewundernswert. Aber du belügst sie und du belügst dich selbst und das ist weniger bewundernswert.«
    Bo schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht schwul, Amy.«
    »Was ist mit Sam?«
    »Was soll mit ihm sein? Ich hab dir doch gesagt –«
    »Kannst du mal eine Sekunde aufhören, nur an dich zu denken, hm?« Amy begann, auf und ab zu gehen. Ihre roten Locken wehten im Wind. »Okay, du willst so tun, als würdest du nichts für Sam empfinden. Was auch immer. Aber was ist mit seinen Gefühlen?«
    Etwas zog sich in Sams Brust zusammen. Schwer atmend lehnte er sich gegen den Fenstersims. Als Bo zum Sprechen ansetzte, klang seine Stimme zittrig und unsicher.
    »Wie kommst du darauf, dass Sam tiefere Gefühle für mich hat?«
    »Ich habe nicht behauptet, dass es was Ernstes ist. Ich meine, eigentlich kenne ich ihn ja kaum, vielleicht bin ich auch über das Ziel hinausgeschossen. Vielleicht ist er ja tatsächlich so hetero, wie er wirkt.« Amy brach ab und warf Bo einen ernsten Blick zu. »Aber ich weiß, dass er sich mindestens zu dir hingezogen fühlt. Möglicherweise mehr als das. Wenn du dich weiter vor dir selbst verstecken willst, dann hör wenigstens damit auf, ihn ständig mit deinen Blicken zu ermutigen. Signalisiere ihm kein Interesse, das nicht vorhanden ist.«
    Bos Gesichtsausdruck wurde hart. »Das reicht jetzt! Ich will den Scheiß nicht mehr hören!«
    Er fuhr herum und ging in Richtung des Hauswirtschaftsraums.
    Amy packte ihn am Arm und riss ihn herum.
    »Nur, weil du es nicht hören willst, heißt das noch lange nicht, dass es nicht die Wahrheit ist. Du kannst nicht einfach die Augen davor verschließen, Bo! Und ich sprech nicht nur von Sam.«
    Bo rührte sich nicht. »Hör auf damit, Amy.«
    »Nein! Ich kann einfach nicht mehr ignorieren, was da vor sich geht. Du bist mein Freund und Janine ist meine Freundin. Ich hab euch wirklich gern, aber du versaust damit euer beider Leben!«
    Bo lehnte sich bedrohlich zu ihr hinunter. »Du hast nicht den Hauch einer Ahnung davon.«
    »So ein Blödsinn«, erwiderte Amy. »Was glaubst du, mit wem Janine redet? Was glaubst du, wen sie anruft, wenn sie eine Schulter zum Ausheulen braucht?«
    Stille. Bo starrte auf den Boden und Amy starrte Bo an, während ihre Finger sich noch immer in seinem Arm festkrallten. Sie strahlte hilflose Wut aus. Als sie wieder zu sprechen begann, klang ihre Stimme sanft und traurig.
    »Ich weiß, dass du und Janine… naja, dass ihr seit langer Zeit keinen Sex mehr miteinander hattet. Wenn du glaubst, es sei alles in Ordnung mit ihr, dann machst du dir was vor.«
    Die wieder einsetzende Stille war länger als beim vorherigen Mal. Das Summen der Insekten wurde vom Gezwitscher eines Vogels durchbrochen, der in einem nahegelegenen Baum saß. Bo sah Amy nicht an und diese wandte den Blick nicht von seinem Gesicht ab.
    »Du musst eine Entscheidung treffen«, fügte Amy schließlich hinzu. »Entweder du stehst zu dem, was du bist und trennst dich von Janine, oder du ignorierst es und versuchst, deine verdammte Ehe zu retten. Du weißt, welche Option ich wählen würde. Ich hasse es, mitansehen zu müssen, wie du dich quälst.«
    Bo sagte kein Wort. Er schüttelte Amys Hand ab, drehte sich um und stapfte in Richtung des Hauswirtschaftsraums neben der Küche davon.
    Sam war noch immer in der Unterhaltung gefangen. Amys Worte schwirrten durch seinen Kopf. Er hatte nicht mal mehr Zeit, sich vom Fenster wegzubewegen, doch Gott sei Dank sah Bo weder nach links noch nach rechts, als ihn seine entschlossenen Schritte an der Tür der Sonnenterrasse vorbei führten.
    Sam seufzte erleichtert auf. Er schaffte es, zurück in der Küche zu sein, bevor Amy die Tür erreichte, und goss sich gerade eine frische Tasse Kaffee ein, als sie hereinkam.
    »Hi!«, begrüßte Sam sie. Er schaffte es sogar, entspannt zu klingen. »Wo sind denn die anderen?«
    Amy zog einen Moment lang die Brauen zusammen, dann lächelte sie. »David und Cecile sind vor einer Weile nach Gautier gefahren. Bo ist gerade vom Joggen zurückgekommen, ihr müsstet euch eigentlich gesehen haben.«
    Sam ignorierte das verdächtige Glitzern in Amys Augen. »Ah ja, hab ihn gesehen, aber ich glaube, er mich nicht. Er ist nicht hier reingekommen, sondern direkt in den Salon

Weitere Kostenlose Bücher