Sehnsucht
gegangen.«
»Jap, er hatte es irgendwie eilig.«
»Wo ist eigentlich Andre?« Sam lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
»Der schläft noch.« Amy nahm eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich ebenfalls Kaffee ein. »Er hat letzte Nacht nicht viel Schlaf gekriegt.«
Sam sah aus den Augenwinkeln zu Amy hinüber. »Wieder Träume?«
»Mm-hm.« Sie seufzte. »Sie werden schlimmer. Einmal oder zweimal hintereinander kann Zufall sein. Drei Nächte hintereinander, in denen er von immer schrecklicher werdenden Träumen geplagt wird, bedeuten ein Muster.«
Sam nickte zustimmend. »Irgendeine Idee, was die Träume verursachen könnte?«
»Nichts Konkretes, aber ich habe da so meine Theorien.« Amy wandte sich um und richtete ihren durchdringenden Blick auf ihn.
»Andre hat mir gesagt, dass du auch Alpträume hattest. Folgen deine demselben Muster? Verschlimmern sie sich?«
Sams Magen zog sich zusammen. Er wollte auf keinen Fall den Inhalt seiner Träume mit Amy diskutieren.
»Ich erinnere mich kaum an etwas«, versuchte er auszuweichen. »Aber ich glaube, sie werden schlimmer. Ich meine, wenn ich aufwache, sehe ich diese abscheulichen Dinge vor mir. Aber nur bruchstückhaft, weißt du. Das reicht mir allerdings schon.«
»Hm.« Amy kaute an ihrem Daumennagel. »Ich glaube, ich rede mal mit Cecile, wenn sie wieder da ist. Mal sehen, ob sie auch solche Träume hat.«
»Gute Idee. Weißt du, ich bin froh, dass sie doch keine Betrügerin ist. Jetzt, wo sie weiß, dass ihr Beitrag auch ohne das ganze Drumherum etwas wert ist, kann sie uns wirklich weiterhelfen.«
»Absolut.«
Sie verfielen in Schweigen. Sam nippte an seinem Kaffee und versuchte, seine Nervosität nicht zu zeigen. Amy stellte ihre Tasse lautstark auf der Arbeitsplatte ab und drehte sich dann zu Sam um. Ihre blauen Augen waren voller Entschlossenheit.
»Sam…«, begann sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Dieser schluckte. »Ja?«
Amy zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. »Nichts. Ich geh mal zu Andre. Wir sehen uns dann später.«
Sam schaute ihr nach. Verdammter Mist, sie weiß es , dachte er. Er leerte seine Tasse und stellte sie dann in die Spüle.
Sie weiß alles, was soll ich jetzt nur machen?
Kapitel 9
Sam wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte. Alle Videoaufnahmen waren gesichtet, alle Tonbänder gehört und neue Instruktionen gab es bislang auch keine. Er verbrachte den restlichen Morgen damit, auf der Veranda vor seinem Zimmer zu sitzen und gedankenverloren die hohen Oleanderbüsche zu betrachten.
Ein Teil von ihm wollte einfach seine Sachen packen und abhauen, die seltsamen Dinge vergessen, die er hier erlebt hatte. Bo vergessen. Den Schlamassel, in den er hier irgendwie reingeraten war, hinter sich lassen, solange er noch die Möglichkeit dazu hatte. Das Problem war nur, dass es dafür bereits zu spät war.
Selbst wenn er sich dazu zwingen könnte, die Verheißung in Bos Blicken zu ignorieren, könnte er Oleander House nicht verlassen. Nicht jetzt. Nicht, ohne dieser lauernden Bedrohung auf den Grund gegangen zu sein.
Das Haus hatte ihn in seinen Bann gezogen und er musste einfach bleiben. Außerdem befand er sich nicht auf einem Wochenendausflug. Das war jetzt sein Job. Er hatte eine Verpflichtung diesen Menschen gegenüber. Jetzt alles hinzuwerfen, wäre feige.
Das Geräusch der sich öffnenden Tür unterbrach seine Gedanken. Er sah nach links, als Andre gerade durch die Flügeltür kam, die zum Salon im Obergeschoss führte.
Er machte sich bemerkbar und Andre eilte zu ihm herüber. »Komm mit in die Bibliothek, Mann! Das musst du sehen.«
Sam stand auf und folgte Andre zurück durch die Flügeltür. »Was muss ich sehen?«
»Wir haben die Fotos durchgesehen, mit denen David und Cecile gerade zurückgekommen sind.« Andre grinste, als er den Salon betrat. »Du hast was erwischt, Sam. Auf den Fotos, die du gestern gemacht hast.«
Sams Augen weiteten sich.
»Wirklich? Was ist es?«
»Wenn ich das nur wüsste…« Eine steile Falte bildete sich zwischen Andres Augenbrauen. »Es ist einfach nur merkwürdig. Ich kann es nicht beschreiben, du musst das selbst sehen.«
Andres Aufregung war regelrecht ansteckend. Sam musste sich anstrengen, zur Bibliothek zu gehen, nicht zu rennen. David und Cecile sahen auf und grinsten sie aufgeregt an.
»Da sind wir«, meldete sich Andre. »Holt Amy gerade Bo?«
»Ja«, antwortete Amy, die gerade im Türrahmen erschien.
Sie
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