Sehnsucht
Amy. »Was haltet ihr davon, wenn ich was zu Essen koche, während ihr euch damit beschäftigt?«
David lachte. »So kann man sich auch aus dem Papierkram rauswinden, Amy.«
Sie streckte ihm die Zunge raus und verschwand in Richtung Küche. Andre folgte ihr und grinste auf eine Art und Weise, die Sam zeigte, dass er die Küche besser eine Weile nicht betreten sollte.
David ließ sich in einen nahe stehenden Stuhl fallen. »Nun, ich glaub, das bleibt wirklich an uns hängen.«
»Ich schreibe am Laptop mit«, bot Cecile an.
»Okay«, sagte Bo. »Lasst uns anfangen.«
Als sie sich um den Tisch versammelten, streifte Bos Schulter Sams. Die Berührung schickte einen elektrischen Funken Sams Rücken hoch und wieder runter. Er versuchte, Bos Blick einzufangen und fragte sich, ob die Berührung absichtlich gewesen war.
Bos Aufmerksamkeit blieb unverändert auf den Tisch gerichtet, aber das leichte Zittern seiner Hand verriet ihn. Sam wusste nicht, ob er erfreut oder alarmiert darüber sein sollte, dass Bo immer noch nicht wirklich von ihm lassen konnte. Und das, obwohl er Sam versichert hatte, dass zwischen ihnen nie etwas sein würde. Er seufzte, konzentrierte sich auf die anstehende Arbeit und verschob das Mysterium Bo auf später.
***
Nach einer halbstündigen Diskussion einigten sie sich auf eine Liste von fünf Fragen und einen einheitlichen Ablauf für die Untersuchung jedes Raumes. Sam war mehr als überrascht und etwas beunruhigt über Bos Ankündigung, ihn für den Nachmittag als Partner haben zu wollen. Ein Blick zu Amy sagte Sam, dass sie es genauso wenig guthieß.
Die anderen Teams bekamen ihre Kameras zuerst und machten sich sogleich an die Arbeit, sodass Bo und Sam allein bei der restlichen Ausrüstung zurückblieben. Ein weiteres Detail, bei dem Sam sich die Frage aufdrängte, ob Bo das absichtlich getan hatte. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte. Als Bo ihre Ausrüstung zusammensammelte, packte Sam ihn am Arm. Bo sah ihn überrascht an, protestierte jedoch nicht.
»Hör mal«, begann Sam, bevor Bo etwas sagen konnte. »Ich weiß nicht, warum du das tust, aber –«
»Wir müssen miteinander arbeiten«, unterbrach ihn Bo.
»Sollen wir wirklich den Rest der Woche damit verbringen, einander auszuweichen, weil wir Angst haben, dem anderen in die Augen zu sehen?«
Nur einer von uns beiden hat Angst und das bin nicht ich! Sam behielt diesen Gedanken jedoch für sich.
Bo sprach währenddessen weiter. »Und was ist mit der nächsten Untersuchung und der danach? Was ist mit den 10-Stunden-Tagen im Büro, wenn wir Beweise sichten und sichergehen, dass alles dokumentiert ist? Wenn du weiter für Bay City Paranormal arbeiten willst, dann müssen wir miteinander auskommen.« Bo sah Sam tief in die Augen. »Du willst doch bleiben, oder?«
Sam hielt Bos Blick stand. »Willst du denn, dass ich bleibe?«
»Ja, das will ich. Aber fang jetzt nicht an zu denken…« Bo blinzelte und sah auf seine Füße, dann wieder in Sams Gesicht. »Du passt gut zum Team. Du bist intelligent, du lernst schnell und du verstehst dich gut mit dem Rest der Gruppe. Das ist alles. Verstanden?«
»Ja«, bestätigte Sam, obwohl er genau wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. »Vollkommen.«
Bo kniff die Augen zusammen, als würde er eine Diskussion erwarten. Sam warf ihm ein schmales, nichtssagendes Lächeln zu. Bo wollte also so tun, als wäre zwischen ihnen kein Funke übergesprungen? Schön. Wenn Sam eins in seinem Leben gelernt hatte, dann, wie er seine Gefühle am besten verbergen konnte.
Er konnte warten.
»So«, durchbrach Sam das drückende Schweigen. »Fertig?«
Bos Lächeln wirkte gezwungen, aber Sam tat so, als würde er es nicht bemerken. »Sicher. Wir fangen in der Küche an, dann durch den Haushaltsraum und die Sonnenterrasse und dann wieder nach draußen zu den Außengebäuden.«
»Verstanden.« Sam spielte mit den Daumen an der Videokamera herum. »Lass uns gehen.«
***
Drei Stunden später hatten Bo und Sam ihre Untersuchung der zugewiesenen Innenräume und des Schuppens beendet. Bisher hatten sie noch nichts Verdächtiges entdeckt. Die späteren Videosichtungen würden vielleicht etwas zeigen, aber sie hatten nichts Ungewöhnliches gehört oder gesehen. Sam hatte nirgends die bösartige Präsenz gespürt.
Sie machten sich auf den Weg über die von der Sonne verbrannte Fläche zwischen Schuppen und Waschhaus. Schweiß prickelte auf Sams Haut. Seine Jeans und sein T-Shirt klebten ihm am Körper. »Gott,
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