Sehnsucht
im Raum. Er schien nicht zu bemerken, dass seine Hand über Sams Rücken strich. Vielleicht war das seine Art, sich zu beruhigen. Selbst wenn es nicht absichtlich passierte, fühlte es sich gut an, so berührt zu werden. Zu gut. Sam machte unauffällig einen Schritt zur Seite.
Bos Hand ging dazu über, an einem Loch in seiner eigenen Jeans herumzuspielen. Sam schluckte und versuchte, sein wild schlagendes Herz zu beruhigen, um sich wieder auf wichtigere Dinge konzentrieren zu können.
»Ich bin der Meinung…«, begann Bo in ruhigem Tonfall, »…dass wir, obwohl wir höchstwahrscheinlich nicht in direkter Gefahr schweben, sehr vorsichtig vorgehen müssen. Wir haben bisher noch nichts gesehen, aber jeder hier kennt die Geschichte dieses Hauses. Wir wissen, dass Cecile, Sam und Andre beunruhigende Präsenzen wahrgenommen haben. Wir müssen mit Verstand vorgehen, ruhig bleiben und alles nach Vorschrift erledigen.«
David nickte mit ernstem Gesichtsausdruck. »Es muss eine Verbindung geben zwischen dem, was auf den Bändern ist, und den Dingen, die in diesem Haus vorgefallen sind. Wir müssen unbedingt die Beziehung dazwischen finden.«
»Ganz genau«, stimmte Amy zu. »Und um das zu ermöglichen, müssen wir von nun an sehr gründlich vorgehen. Kein Detail ist unwichtig.«
»Und keiner zieht alleine los«, fügte Cecile hinzu, die damit die Instruktionen der ersten Nacht wiederholte.
»So ist es.« Bo legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Cecile, ich möchte, dass du uns deine Empfindungen ganz genau beschreibst, wann immer du etwas Übersinnliches spürst, okay? Du brauchst nichts auszuschmücken und auch nichts für dich zu behalten.«
Er richtete seinen scharfen Blick auf den Rest der Gruppe.
»Das gilt auch für den Rest von euch. Ich weiß, dass Cecile unser Medium ist, aber ich glaube nicht, dass wir irgendetwas unberücksichtigt lassen können. Ihr seid alle Profis und ich vertraue auf euren Instinkt. Nichts wird zurückgehalten, verstanden?«
Das Team gab ein zustimmendes Murmeln von sich. Sam fragte sich, ob es seine Einbildung war, dass Bos Blick an ihm besonders lange hängen blieb.
Bo nickte zufrieden. »Gut. Okay, wir haben noch Filme zu entwickeln, wer meldet sich freiwillig dafür?«
»Fürchte, wir sind für heute zu spät dran«, sagte David. »Die Drogerie hat an Sonntagen geschlossen.«
Amy zog die Brauen zusammen. »Was ist mit diesem Laden in Gautier? Die entwickeln Bilder in einer Stunde und ich bin mir ziemlich sicher, dass die geöffnet haben.«
»Die schließen um halb fünf«, sagte Andre. »Das schaffen wir niemals rechtzeitig.«
Bo seufzte. »Dann müssen wir damit eben bis morgen warten.«
»David und ich können die Filme morgen früh nach Gautier bringen«, meldete sich Cecile. »Wir können auch einkaufen gehen, falls wir noch was brauchen, wenn wir schon mal da sind.«
Bo schenkte ihr ein breites Lächeln. »Das wäre großartig, danke.«
»So, und was machen wir jetzt?«, fragte Sam. »Es sind noch mehrere Bänder zum Begutachten da, oder?«
»Mit Sicherheit«, antwortete David. »Ich muss noch durchhören, was du und Andre am Nachmittag aufgenommen habt. Außerdem stapeln sich schon die Videos vom Kinderzimmer.« Er grinste. »Es ist genug für alle da.«
Amy stieß einen tiefen Seufzer aus. »Na dann. Okay, Jungs und Mädels, lasst uns loslegen.«
Inmitten der allgemeinen Geschäftigkeit, die daraufhin folgte, standen Sam und Bo nur da und starrten sich an. Bos Verwirrung und Angst waren deutlich auf seinem Gesicht zu erkennen. Fast so deutlich wie sein Verlangen.
Es juckte Sam in den Fingern. Er wollte Bo berühren, seine Hand über dessen dunkle Haut gleiten lassen, seine vollen Lippen küssen, Bos Haare an den Innenseiten seiner Schenkel spüren.
Das Bild von Bos Kopf, der sich zwischen seinen Beinen hob und senkte, war mehr, als Sam ertragen konnte. Er zwang sich dazu, sich abzuwenden und griff sich das nächstbeste Video, das nicht mit gesichtet markiert war. Einen Moment später tat Bo es ihm gleich. Sam beobachtete ihn eine ganze Weile aus den Augenwinkeln und dachte darüber nach, was da eben passiert war und was nicht. Und warum.
Kapitel 8
David wollte den Abend durcharbeiten, um das angefangene Video aus dem Kinderzimmer fertig zu sichten. Sam hatte sich daraufhin bereit erklärt, zu bleiben und sich um das andere Band zu kümmern. Bo warf ihm einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts dazu. Vermutlich, weil er genauso wenig darauf aus war,
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