Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht

Sehnsucht

Titel: Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
Vom Netzwerk:
ist das heiß«, beschwerte er sich nicht zum ersten Mal.
    Bo lachte. »Wie recht du hast. Wir brauchen dringend eine kühle Brise. Oder Regen.«
    »Ich frage mich, wie viel Grad wir heute haben.«
    »Das Thermometer an der Sonnenterrasse sagt 41° Celsius.« Bo sah mit zusammengekniffenen Augen in den dunstigen Himmel.
    »Das ist sogar heißer als gewöhnlich.«
    »Na wunderbar.« Sam zappelte ein bisschen, als ein Schweißtropfen seinen Rücken hinunterlief. »Meine Güte, ich würde mich jetzt am liebsten ausziehen. Ich fühle mich total klebrig.«
    Er sagte das in erster Linie, um Bos Reaktion zu testen und er wurde nicht enttäuscht. Die Art, wie Bo errötete und sich schnell wegdrehte, ließ in Sam eine kindische Zufriedenheit aufsteigen.
    Er hielt inne und runzelte die Stirn, als Bo die Tür des Waschhauses öffnete und darin verschwand. Die ganze Zeit, seit sie das Haus verlassen hatten, nagte an ihm das seltsame Gefühl, dass etwas fehlte. Aber er hatte es bis zu diesem Moment nie genau benennen können.
    Der Nachmittag wirkte seltsam ruhig. Zu ruhig. Ihm fiel auf, dass er seit dem Morgen noch keinen einzigen Vogel hatte singen hören. Normalerweise war immer eine Kakophonie von Krähen und Eichelhähern als Hintergrundgeräusch zu hören.
    »Hey, Bo.«
    Bo drehte sich zu ihm um. »Ja?«
    Sam konnte sich ein kleines, selbstzufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als er das Funkeln in Bos Augen sah.
    Er stellt sich mich immer noch nackt vor. Gereizt schob er den Gedanken zur Seite. Jetzt war nicht die Zeit für so etwas.
    »Es ist furchtbar ruhig hier draußen«, bemerkte Sam. »Hast du das mitbekommen?«
    Bo ließ seinen Blick mit zusammengekniffenen Augen über den Hof schweifen. »Jetzt, wo du es sagst… es ist stiller als sonst.«
    »Man kann die Insekten hören, aber die Vögel fehlen.«
    Die Erkenntnis war beunruhigend. Sam fragte sich, was es bedeutete – falls es etwas bedeutete. Die Stille musste nicht unbedingt etwas mit den Dingen, die im Haus passierten, zu tun haben. Vielleicht hielten die Vögel die erdrückende Hitze auch nicht aus.
    »Vielleicht ist es nichts«, sagte Bo. »Wir werden es notieren und später am Abend mit den Anderen besprechen. Mal sehen, ob sie etwas Ähnliches festgestellt haben.«
    Sam nickte und folgte Bo ins Waschhaus. Trotz des Schattens war es im Inneren fast so heiß wie draußen.
    »Können wir ein Fenster öffnen oder so?«, fragte Sam und zog am Kragen seines T-Shirts. »Hier drin bekommt man kaum Luft.«
    »Stimmt.« Bo stellte die Kamera auf einem alten Holztisch ab, der an einer der Wände stand und öffnete das einzige, winzige Fenster. Er atmete tief ein. »Besser… Jetzt müssen wir uns wohl doch nicht ausziehen.«
    Sam lächelte über die Herausforderung in Bos Augen. Er war in diesem Spiel sehr viel besser als Bo und das wusste er.
    »Du kannst dich immer noch ausziehen, wenn du willst. Ich hab nichts dagegen.«
    Ärger huschte über Bos Gesicht und wurde schnell unter einer Maske verborgen, die Sam sofort erkannte. Er setzte sie selbst allzu oft auf.
    »Das glaube ich gern. Aber ich denke, ich behalte meine Sachen vorläufig an.« Bo nahm seine Kamera zur Hand. »Lass uns arbeiten. Wir haben nur noch dieses Gebäude und die alte Küche, dann können wir reingehen und duschen.«
    Sam hatte Mitleid mit Bo und tat so, als hätte er die Zweideutigkeit seiner Worte nicht bemerkt.
    Er muss seine Sexualität seit Jahren verstecken , überlegte Sam, während er beobachtete, wie Bo an der Kamera herumfummelte. Ich frage mich, ober er überhaupt noch weiß, wer er eigentlich ist.
    Der Gedanke tat ihm um Bos Willen weh. Sam wusste, wie es war, wenn man das Geheimnis seiner Homosexualität vor anderen verstecken musste. Aber er hatte nie versucht, es vor sich selbst zu leugnen. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie groß der Schaden sein musste, den die Psyche einer Person dadurch nahm.
    »Sam?« Bos Stimme klang scharf. »Hör mit der Tagträumerei auf und fang an!«
    Sam startete gehorsam die Videokamera. Er sagte nichts zu Bos genervtem Tonfall oder dem mehr als offensichtlichen Grund dafür. Dem Plan vom Nachmittag folgend, machte er eine Runde durch den Raum und stellte dieselben Fragen, die er überall gestellt hatte. Wie gewöhnlich fühlte er die Anspannung steigen, wenn die Frage kam, die der Fast-Manifestation am Vortag vorangegangen war.
    »Wenn du hier bist«, fing Sam mit hämmerndem Puls an, »zeig uns ein Zeichen deiner – Argh! « Sam

Weitere Kostenlose Bücher