Sehnsucht
sofort erwidert.
»Leute«, sagte Bo, »ich hab so das Gefühl, dass die Sache keinem von uns besonders schmeckt. Ich hoffe aber, das wird euch nicht davon abhalten, bei der Ermittlung euer Bestes zu geben und auch die neugewonnen Erkenntnisse über euch selbst zu nutzen.«
Andre sah Sam mit hochgezogenen Brauen an. Dieser zuckte mit den Schultern.
»Wir werden es auf einen Versuch ankommen lassen«, stimmte Andre zu. »Vielleicht kann Cecile uns irgendwie zeigen, was wir machen müssen?«
Cecile lächelte. »Ich werde es gerne versuchen. Es ist aber wirklich nicht viel dabei. Ihr müsst euch nur auf eure Mitte konzentrieren und auf das, was ihr wahrnehmt.«
»Ich würde zu gerne wissen«, schaltete sich Amy ins Gespräch ein, »was zur Hölle dieses Ding ist, das ihr alle wahrnehmt.«
Stille legte sich über den Raum. Sam konnte es in den Köpfen der anderen regelrecht arbeiten hören, inklusive seinem eigenen.
David durchbrach das Schweigen. »Könnte es vielleicht eine Art Poltergeist sein?«
»Möglich«, antwortete Amy mit zusammengezogenen Brauen. »Aber Poltergeister verletzen für gewöhnlich niemanden.«
»Hier wurde niemand verletzt«, erinnerte sie Andre.
»Noch nicht«, murmelte David.
»Aber in der Vergangenheit sind hier Menschen umgekommen«, erinnerte sie Amy. »Sowas tun Poltergeister nicht.«
»Könnte es eine andere Art von Geist sein?«, fragte sich Cecile. »Ein bösartiger?«
»Das wäre schon möglich.« Bo saß auf der Lehne von Sams Stuhl. »Aber ich glaub es nicht. Hier haben seit Jahrzehnten Menschen gelebt, ohne dass sie irgendwas bemerkt hätten. Das klingt mehr nach Poltergeistaktivität bis auf die Sache, die Amy erwähnt hat. Sie verletzen normalerweise keine Menschen. Sie töten auf jeden Fall niemanden.«
»Was gibt es sonst noch?«, fragte Sam und versuchte dabei, betont ruhig zu sprechen. Bos Nähe ließ ihm schwindelig werden.
Bo sah auf ihn herab und sein Blick blieb an Sams Mund hängen.
Sam leckte sich über die Lippen. Es fiel ihm plötzlich schwer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Nachdem er Sam einen letzten Blick zugeworfen hatte, wandte Bo sich ab. »Ich bin nicht sicher. Es könnte sein, dass wir hier etwas haben, das noch nie erforscht wurde. Vielleicht sogar etwas komplett Einzigartiges.«
Niemand sagte etwas. Die Anspannung hing greifbar im Raum.
»Und jetzt?«, fragte David nervös. »Wie gehen wir weiter vor?«
»Auf die gleiche Art wie bisher.« Bo stand auf und begann, auf und ab zu gehen. Seine Schritte waren langsam und gemessen. »Wir nutzen die Methoden, die wir bei jeder Untersuchung weiterentwickelt haben. Wir notieren es jedes Mal und jedes kleinste Detail, wenn jemand etwas Ungewöhnliches spürt. Selbst wenn es in dem Moment nicht wichtig erscheint, könnte es sich als Teil des Musters erweisen.«
Sam dachte beunruhigt an seine Träume. Andre fing seinen Blick auf und Sam wusste, dass sie beide an dasselbe dachten.
»Und denkt daran«, fügte Bo hinzu, »zieht nie alleine los. Das ist von jetzt an besonders wichtig.«
»Was haltet ihr von folgender Idee«, sagte Amy. »Morgen versuchen wir einen anderen Ansatz. Einer mit und einer ohne Fähigkeiten bilden jeweils ein Team–«
»Also eigentlich genauso wie bisher auch?«, unterbrach sie David grinsend.
»Ja, David«, antwortete Amy mit übertriebener Geduld. »Aber dieses Mal kann das Medium im Team versuchen, unseren Untermieter aufzuspüren, während das andere Teammitglied das Areal mit Videokameras und EMF-Detektoren aufnimmt. Wir können nach demselben Prozedere vorgehen wie heute. Nur dieses Mal sind wir in der Lage, zu sehen, ob die seltsamen Dinge, die Cecile, Sam und Andre gefühlt haben, mit irgendwelchen konkreten In-strumentenanzeigen einhergehen.«
Die Idee wurde einstimmig angenommen. Bo grinste. »Okay, dann ist es beschlossene Sache. Ist die Zusammenstellung der Teams für alle in Ordnung?«
Niemand erhob Einwände. Sam sah zu Amy hinüber, die leicht den Kopf schüttelte. Sie sah Bo mit einer Art resignierter Traurigkeit an. Natürlich wusste Sam, dass es Unsinn war, aber irgendwie hatte er das Gefühl, ihr durch seine Gefühle für Bo Unrecht getan zu haben.
David stand auf, griff nach Ceciles Hand und zog sie mit sich hoch. »Ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich verschwinde jetzt ins Bett. Ich bin total erledigt.«
»Ich auch«, fügte Cecile ein wenig zu hastig hinzu. »'Nacht!«
Sie verließen mit verschränken Händen den Raum, begleitet von
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