Sehnsucht
einzureden, dass Bo nicht absichtlich die Hüften ein wenig mehr schwang, als nötig gewesen wäre. Es funktionierte nicht.
Er wusste, dass Bo halbnackt auf die Veranda gekommen war und seine Bewegungen absichtlich noch aufreizender machte, als sie es sowieso schon waren. Und das alles nur, um ihn aus dem Konzept zu bringen.
»Immer schön provozieren…«, murmelte Sam, als er saubere Kleidung zusammensuchte und dann ins Bad huschte. »Nun, es wird nicht klappen, Arschloch. So kriegst du mich nicht.«
Er wiederholte den Satz immer wieder, während er unter die Dusche stieg, während seine Hand zwischen seine Beine wanderte, während er sich streichelte, bis er sich schließlich auf den Duschvorhang ergoss.
***
Beim Abendessen herrschte eine ausgelassene Stimmung, alle redeten wild durcheinander, über die Fotos vom Morgen und ihre Hoffnung, etwas auf den Bildern der Nachmittagsuntersuchung zu finden. Bos Laune blieb sehr sprunghaft. Mal verhielt er sich vollkommen ruhig, nur um im nächsten Moment völlig aufgedreht zu reagieren. Sam hätte ihn am liebsten geschüttelt.
Als Bo ihr schmutziges Geschirr und den übrig gebliebenen Krautsalat in die Küche trug, erwischte ihn Sam schließlich allein.
»Bo«, begann er mit betont ruhiger Stimme. »Kann ich kurz mit dir reden?«
»Klar doch.« Bo stapelte die Teller in der Spüle und drehte den Wasserhahn auf. »Was gibt's?«
Du weiß ganz genau, was es gibt , dachte Sam grimmig, während er an seiner Hose zupfte.
Laut sagt er dann: »Du flirtest mit mir. Hör auf damit.«
Bo sah ihn überrascht an. »Was? Ich flirte nicht mir dir. Ich hab dir doch gesagt, dass ich –«
»Hetero bist und verheiratet, ja, ich weiß.« Sam machte ein ungeduldiges Geräusch. »Ich hab's kapiert und es ist in Ordnung. Vielleicht merkst du gar nicht, was du die ganze Zeit machst. Du hast mir schon den ganzen Tag widersprüchliche Signale geschickt und ich will, dass du damit aufhörst.« Aus einem Impuls heraus trat er näher an Bo heran, so nahe, dass er dessen kurze, schnelle Atemzüge auf seinem Gesicht spüren konnte. »Wenn du mich willst, sag es einfach. Du weißt, wie ich dazu stehe.«
»Sam, bitte…« Bos Stimme war leise und atemlos.
»Bitte was?« Sam widerstand dem Drang, seine Hand über Bos Wange streichen zu lassen, aber er wich auch nicht zurück. »Was willst du von mir, Bo?«
Bo leckte sich über die Lippen, während sein Blick zwischen Sams Augen und seinem Mund hin- und herwanderte.
»Komm… mir nicht so nah.«
»Wieso nicht?« Sam überraschte sich selbst damit, dass er sich noch weiter vorlehnte. Seine Wange berührte Bos. Bo sog hörbar Luft ein und Sam lächelte. »Ist dir das unangenehm?«
»Ja«, flüsterte Bo. »Bitte hör auf.«
Sam trat einen Schritt zurück und sah Bo in die Augen.
Seine Pupillen hatten sich zusammengezogen und auf seiner Oberlippe glitzerte ein feiner Schweißfilm. Sam konnte seine Angst und Erregung regelrecht riechen.
»So fühle ich mich schon den ganzen Tag. Deinetwegen«, sagte Sam. »Der Unterschied zwischen dem, was ich gerade mache und dem, was du machst, ist, dass ich es ernst meine. Wenn du nur spielen willst, dann lass es sein. Bitte.«
Bo sah ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den dunklen Augen an. »Ich hatte nicht vor, dich zu reizen, Sam. Es tut mir leid.«
Sam nickte. »Danke.«
Er wandte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum, bevor Bo die Möglichkeit hatte, noch etwas zu sagen. Er wollte keine der Ausreden hören, die Bo sicher in den nächsten Minuten einfallen würden, wenn er nur lange genug darüber nachdachte.
Und er wollte Bo auf keinen Fall so nahe sein, dass er ihn berühren konnte, dabei aber gleichzeitig wissen, dass er genau das nicht durfte.
Das wird eine verdammt lange Woche, wenn er sich weiter so an mich ranmacht , grübelte er, als er in Richtung Bibliothek ging.
Der Gedanke daran verursachte ein angenehmes und zugleich beunruhigendes Kribbeln in seiner Leistengegend. Er seufzte. Ein Teil von ihm bettelte zweifellos nach Bos Aufmerksamkeit, obwohl sein Verstand wusste, dass es unmöglich gutgehen konnte.
»Ach Scheiße«, murmelte er. »Das muss jetzt warten.«
Er schob die Sache erst einmal von sich und belagerte den großen Ledersessel in der Bibliothek, um noch einmal durch die Fotos vom Vortrag zu blättern.
Andre schloss sich ihm ein paar Minuten später an.
»Hey«, begrüßte er Sam und setzte sich aufs Sofa.
Er machte eine Geste in Richtung des Fotostapels in Sams
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