Sehnsucht der Unschuldigen
vielleicht Frau und Kinder, einen sicheren Beruf, Freunde. Hat er das Opfer erlegt, wächst bald von neuem die Gier nach frischem Blut. Und natürlich das Kontrollbedürfnis. Die Lust an der Macht.« Seine Hand verkrallte sich in ihren Haaren – sie hatte sein Glied in den Mund genommen. Er geriet ins Keuchen. »Es macht ihm Spaß, die Behörden zu foppen. Er will vielleicht sogar erwischt werden, weil er unter der Schuld leidet, aber sein Trieb ist stärker als alles andere.«
Sie schlängelte sich an ihm hoch, setzte sich rittlings auf ihn.
»Er tötet also weiter, bis du ihm das Handwerk legst?«
»Richtig.«
»Und wirst du ihn diesmal daran hindern?«
»Er kann niemanden mehr umbringen.«
»Wie das?« Sie hob kurz den Kopf, dann rieb sie sich mit den Brüsten an ihm.
»Alles spricht für Austin Hatinger – und der ist tot. Wenn sich nicht eine neue Beweislage ergibt, können wir die Akten schließen.«
Josie führte erschaudernd sein Glied in sich ein und richtete den Oberkörper auf. Der Ritt ins Paradies ging von neuem los.
21
Ein Gewitter zog auf. Die Luft hatte sich bereits merklich abgekühlt. Zum ersten Mal seit Tagen wirbelten Windstöße die Blätter durcheinander. Es roch nach Regen. Im Dämmerlicht des vorzeitig hereinbrechenden Abends türmten sich dicke, schwarze Wolken auf.
Auch wenn möglicherweise ein verheerender Sturm Häuser abdecken, Strommasten umknicken und für Überschwemmungen sorgen würde, so atmete das Delta trotzdem erleichtert auf.
Darleen Füller Talbot stapfte erbost aus dem Haus ihrer Mutter. Wie kam die nur dazu, sie wegen Billy T. derart zur Schnecke zu machen? Wütend riß sie die Wagentür auf und stieg ein. Und ihr Vater war um keinen Deut besser! Er hatte die ganze Zeit nur kopfschüttelnd danebengesessen und ihr kein bißchen geholfen. Zwanzig Minuten hatte Darleen Happys Tiraden über sich ergehen lassen müssen. Was für ein toller Mann Junior doch sei, und daß er es nicht verdient habe, im eigenen Haus betrogen zu werden.
Aber es war doch genausogut ihr Haus! Hatte sie etwa nicht die Hypothek mit unterschrieben? Schniefend wischte sie sich ein paar Zornestränen aus den Augen und ließ den Wagen an.
Wie es ihr ging, das interessierte keinen. Immer nur hieß es Junior hinten, Junior vorn. Was wußten die denn davon, wie schlecht sie es bei ihm hatte? War es denn ein Wunder, daß Billy T. ihr fehlte? Ihr Mann schlief ja nicht mehr im selben Bett mit ihr. Nicht daß er vor dem Krach recht viel mehr getan hatte, als nur darin zu schlafen, aber jetzt tat sich gar nichts mehr zwischen ihnen. Sie fühlte sich wie eine ausgetrocknete Jungfer.
Aber da war noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Sie reckte das Kinn den ersten auf die Windschutzscheibe klatschenden Regentropfen entgegen und gab Gas. Scooter blieb ja heute nacht bei seiner Oma, und da würde sie schon dafür sorgen, daß Junior seine ehelichen Pflichten erfüllte. Sonst konnte sie ja gleich ins Kloster gehen. Noch dazu hatte Junior sie und Billy T. gerade vor dem schönsten Moment gestört. Das war doch kein Zustand – eine Woche ganz ohne Mann! Und gesund konnte es auch nicht sein.
Das war sicher auch der Hauptgrund für ihre nun schon seit Tagen andauernde Gereiztheit. Zudem fühlte sie sich beobachtet. Nicht etwa wegen der verstohlenen Blicke, die die ganzen Klatschbasen austauschten, sobald sie sie sahen, nein, es steckte weitaus mehr hinter der Sache. Sie kam sich so vor, als würde jemand auf sie lauern. Schließlich waren da noch die Anrufe. Kaum nahm sie aber den Hörer ab, war die Leitung schon wieder tot.
Das konnte freilich an Junior liegen. Möglicherweise überprüfte er einfach, ob sie daheim war. Wahrscheinlich hatte er auch Kumpel damit beauftragt, das Haus zu beobachten, falls Billy T. doch wieder aufkreuzen sollte. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, daß sie ihren Freund verloren hatte, ihr Mann nicht mehr mit ihr schlief und sie sich zu allem Überfluß auch noch die Predigten ihrer Mutter anhören mußte.
Der Wagen kam auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern, und Darleen ging vom Gas. Nein, von jetzt an war Schluß mit dem Theater! Tränen hatten nichts genützt – und sie hatte sie eimerweise vergossen. Das Haus auf Vordermann bringen und Kochen hatten genausowenig geholfen. Junior aß wortlos, was auch immer sie ihm vorsetzte, dann verzog er sich und spielte mit Scooter.
Heute nacht hatte er sich mit seiner Frau zu verziehen.
Sie wußte bereits, wie sie
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