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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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alles Mögliche.«
    »In Fahrt kam?«
    »Na ja, das war an den Tagen, an denen Gott mit ihm sprach.«
    »Und kam er regelmäßig in Fahrt?«
    »Ziemlich oft. A. J. hat gesagt, es würde ihm bloß Spaß machen, andere Leute zu verprügeln, und das mit Gott sei nur ein Vorwand.«
    »Hat er dich und die anderen Familienmitglieder denn oft geschlagen?«
    »Er…« Cy stockte. Dann fiel ihm Tuckers Ausdruck von neulich ein. »Ihm ist die Hand schnell ausgerutscht. Freche Antworten ließ er uns nie durchgehen, weil in der Bibel doch steht, daß man seinen Vater ehren muß.«
    Tucker schwieg, wiewohl ihm nicht entgangen war, daß Cy nichts von Vater
und
Mutter gesagt hatte. Anscheinend hatte Austin die Heilige Schrift stets nur zu seinen Gunsten ausgelegt.
    »Und wenn er in Fahrt kam, rutschte ihm die Hand da besonders gerne aus?«
    »Sie rutschte ihm fast immer aus. Wenn er in Fahrt kam, schlug er bloß noch fester zu.«
    »Ich verstehe.« Sogar Burns war betroffen von der Beiläufigkeit, mit der der Junge die Brutalität seines Vaters schilderte. »Und in der Zeit, in der du ihm das Essen heimlich gebracht hast, kam er da oft in Fahrt?«
    Cy umklammerte die Colaflasche, bis seine Knöchel weiß anliefen. »Ich mußte es ihm bringen. Er hätte mich umgebracht, wenn ich ihm nicht gehorcht hätte. Ich mußte!«
    Tucker legte begütigend eine Hand auf seine Schulter. »Agent Burns glaubt ja auch nicht, daß du was dafür kannst, Cy«, beruhigte er ihn. »Niemand hätte das Recht, dir etwas vorzuwerfen.«
    »Richtig«, sagte Burns mit rauher Stimme. Er räusperte sich.
    Die nackte Angst in Cys Gesicht hatte ihn doch sehr betroffen gemacht. »Ich hätte an deiner Stelle ganz genauso gehandelt, mein Junge. Aber ich muß von dir wissen, ob dein Vater je etwas über Miss Waverly gesagt hat.«
    »Er hat schon ein paar Dinge gesagt.« Cy zwinkerte hastig, weil ihm Tränen in die Augen schössen. »Er hat gesagt, sie sei eine Sünderin. In allen Frauen würde die Sünde stecken.
    Deshalb ist auch Lots Frau zur Salzsäule erstarrt, hat er gesagt.«
    Burns faltete die Hände. »Ich weiß. Hat er dir auch verraten, warum Miss Waverly eine Sünderin sein soll?«
    »Er hat gesagt, sie…« Sein Blick flackerte zu Tucker hinüber.
    »Muß ich das wirklich sagen?«
    »Es wäre das Beste. Aber laß dir ruhig Zeit.«
    Cy rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Er nahm hastig einen Schluck Cola, dann setzte er zögernd zur Antwort an: »Er hat gesagt, so wie sie die Beine für Mr. Tucker breitmacht…« – er lief dunkelrot an – »… sei sie nichts anderes als eine Hure.
    Und bei so einer müsse man den ersten Stein werfen… Bitte seien Sie mir nicht böse, Mr. Tucker.«
    »Du kannst ja nichts dafür, Cy.«
    »Ich konnte doch nicht ahnen, daß er ihr was antun wollte. Er hat die ganze Zeit so wüste Drohungen ausgestoßen, daß wir gar nicht mehr darauf geachtet haben. Hauptsache, wir haben nichts abgekriegt. Mr. Burns, ich schwöre Ihnen, daß ich nicht wußte, daß er sie umbringen wollte!«
    »Keine Angst, mein Junge, das glaube ich dir aufs Wort. Dein Vater hat auch deine Mutter geschlagen, nicht wahr?«
    Der gehetzte Ausdruck wich aus Cys Augen. »Wir konnten nichts dagegen tun. Und sie wollte sich nicht helfen lassen.
    Sogar den Sheriff hat sie angelogen. Eine Frau muß zu ihrem Mann halten, sagt sie immer. Aber Ruthanne meint, daß es ihr gefällt, wenn sie verprügelt wird. Aber das ist doch nicht möglich, oder?«
    Burns hielt es für klüger, Cy nicht über solche Dinge aufzuklären. »Da hast du recht. Hat er Ruthanne auch verprügelt?«
    »Die nicht. Sie hat sich immer rechtzeitig verkrümelt.«
    »Und Vernon?«
    »Die haben sich manchmal gestritten, daß die Fetzen geflogen sind. Aber meistens haben sie zusammen was ausgeklügelt.
    Vernon war ihm immer der liebste. Er ist ihm von uns auch am ähnlichsten. Innerlich genauso wie äußerlich.«
    »Und was ist mit Edda Lou? Hat dein Vater sie geschlagen?«
    »Sie hat ihn immer provoziert. Und sie hat sich nie was gefallen lassen. Einmal hat sie ihm eine Flasche auf den Kopf geschlagen, als er mit dem Gürtel auf sie losgegangen ist.
    Danach ist sie ausgezogen und hat sich nie wieder bei uns blicken lassen.«
    »Hat er auch etwas über Edda Lou gesagt?«
    »Ihr Name durfte bei uns im Haus nicht mehr genannt werden. Aber wenn er in Fahrt kam, hat er was von der Hure von Babylon gebrabbelt. Vernon hat dann immer versucht, ihn anzustacheln. Er wollte sie heimholen und bestrafen. Als

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