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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gut, wenn er so richtig losließ und vergaß!
    Nur das, was danach geschah, das war ihm nicht so recht.
    Wenn die Hand automatisch nach der Flasche griff, wenn er gar nichts mehr schmeckte, aber trotzdem weitersoff, weil der Whiskey da war und weil er, Dwayne, da war.
    Genausowenig paßte es ihm, daß er im Suff manchmal aggressiv wurde und Streit suchte, sich sogar prügelte. Dabei war er weiß Gott ein friedfertiger Mensch – ganz im Gegensatz zu seinem Vater. Nur in Ausnahmefällen machte ihn der Whiskey zu einem Beau Longstreet, was ihm im Nachhinein immer leid tat.
    Das alles mochte zur Not noch angehen. Richtig unheimlich jedoch waren ihm die Zustände, in denen er am Ende nicht wußte, ob er randaliert hatte oder still und leise weggetreten war. In beiden Fällen wachte er mit schöner Regelmäßigkeit in der Ausnüchterungszelle auf und wurde von einem mörderischen Kater geplagt.
    Behutsam, weil er leidgeprüft aus Erfahrung wußte, daß die Holzfäller in seinem Kopf sich jederzeit in einen bösen Bienenschwarm verwandeln konnten, stand er auf. Durch das Fenster fiel grelles Sonnenlicht herein. Dwayne schirmte mit einer Hand seine Augen ab und tastete sich langsam zur Tür.
    Burke sperrte ihn nie ein.
    Als erstes schleppte er sich aufs Klo, denn die Blase drückte bereits gewaltig. Danach spritzte er sich über dem Waschbecken etwas kaltes Wasser ins Gesicht, bis seine Augen nicht mehr ganz so brannten. Voller Sehnsucht dachte er an sein Bett.
    Draußen knallte jemand die Eingangstür zu. Mit schmerzverzerrter Miene sog er die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein. Und stöhnte auf, als Josie fröhlich nach ihm rief.
    »Dwayne? Bist du da? Dein Schwesterchen ist gekommen, um dich heimzubringen!«
    Als er in der Tür erschien und sich erschöpft gegen den Pfosten lehnte, zog Josie die Augenbrauen hoch. »Ach du lieber Himmel, du siehst ja aus, als wärst du unter eine Dampfwalze geraten! Sag mal, wie kannst du denn mit dem vielen Blut in den Augen überhaupt noch sehen?«
    »Habe ich…« Seine Stimme klang wie ein Reibeisen. Er hustete und unternahm einen zweiten Anlauf. »Habe ich wieder einen Wagen kaputtgefahren?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Aber jetzt komm mal schön brav mit Tante Josie mit.« Sie griff nach seinem Arm, prallte jedoch zurück. »Junge, Junge! Für die Fahne brauchst du ja einen Waffenschein! Da, nimm das.« Aus ihrer Handtasche zog sie eine Schachtel Tictacs und schob ihm gleich ein paar Pillen in den Mund. »Du willst doch nicht, daß ich umkippe, oder?«
    Dwayne ließ sich anstandslos zur Tür führen. »Delia wird toben, was?« murmelte er.
    »Das nehme ich an. Aber wenn sie erst das mit Tucker hört, wird sie deine Eskapaden schnell vergessen.«
    »Tucker? Ach, Scheiße!« Dwayne prallte zurück vor dem strahlenden Sonnenschein draußen.
    Kopfschüttelnd reichte ihm Josie ihre Sonnenbrille, ein flottes Ding, dessen Fassung mit Rheinsteinen besetzt war. »Tucker hat Ärger. Zumindest behauptet Edda Lou, daß er sie in Schwierigkeiten gebracht hat. Aber wir werden ja noch sehen, ob das stimmt.«
    »Heiliges Kanonenrohr!« Einen Moment vergaß Dwayne ganz die eigenen Probleme. »Hat er sie geschwängert?«
    Josie öffnete für ihn die Beifahrertür. »Sie hat ihm drüben im Chat ‘N Chew eine Szene gemacht. Jetzt wird wohl die ganze Stadt wissen wollen, ob er ihr was angehängt hat.«
    »Allmächtiger!«
    »Aber eins kann ich dir jetzt schon sagen. Ob er sie nun dick gemacht hat oder nicht, das sollte er sich zehnmal überlegen, ob er das hysterische Weibsstück zu uns ins Haus holt.«
    Dwayne hätte ihr nur zu ge rne von ganzem Herzen zugestimmt, doch er hatte vollauf damit zu tun, sich die Hände gegen die pochenden Schläfen zu pressen.
    Tucker fuhr aus gutem Grunde nicht nach Hause. Dort hätte sich nur eine wutentbrannte Delia auf ihn gestürzt. Nein, er brauchte Ruhe zum Nachdenken.
    Einem Impuls folgend, trat er auf die Bremse und blieb mit quietschenden Reifen am Straßenrand stehen. Nach Hause war es noch gut eine Meile. Ächzend stieg er aus und suchte Zuflucht in einem schattigen Wäldchen. Die grünen Blätter milderten die brütende Hitze gleich um ein paar Grad, doch er suchte Abkühlung nicht für seine Haut, sondern für seinen Verstand.
    Vorhin, im Restaurant, hatte ihn für einen kurzen Augenblick ein unbändiges Verlangen gepackt, Edda Lou an die Gurgel zu gehen und so lange zuzudrücken, bis sie garantiert nie wieder keifen konnte. Den Impuls bedauerte er

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