Sehnsucht der Unschuldigen
trällernden spanischen Tonfall daherkamen, sie waren tödlich.
Sie nickte – huldvoll, wie er dachte. »Ich bin dabei, mir das Grundstück anzusehen. Ich wußte nicht, daß sich auch Fremde hier herumtreiben.«
»Es ist nun mal ein schönes Fleckchen Erde. Haben Sie sich schon eingelebt? Wenn Sie was brauchen – ein Anruf genügt.«
»Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber ich komme schon allein zurecht. Ich bin erst seit einer Stunde da.«
»Ich weiß. Ich bin auf dem Weg in die Stadt an Ihnen vorbeigefahren.«
Caroline setzte schon zu einer nichtssagenden Antwort an.
Plötzlich verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. »In einem roten Porsche vielleicht?«
Er antwortete mit einem breiten Grinsen. »Ein schönes Gefährt, was?«
»Dann waren Sie dieser verantwortungslose Idiot! Sie sind mit mindestens hundert Sachen auf mich zugebraust.«
Ihre Zerbrechlichkeit war wie weggewischt. Mit ihren zorngeröteten Wangen wirkte sie umwerfend schön. Tucker dachte nicht daran, die Hände aus den Taschen zu ziehen. Er hatte es schon immer so gehalten, daß er die Wut einer Frau, wenn sie ihn schon traf, wenigstens genoß.
»Aber nicht doch. Soweit ich mich erinnere, bin ich höchstens achtzig gefahren. Auf einer schön geraden Strecke jage ich ihn vielleicht schon mal auf hundertzwanzig Meilen hoch, aber…«
»Sie hätten mich fast gerammt!«
Tucker schien diese Möglichkeit zu erwägen, schüttelte dann jedoch bedächtig den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich hatte genügend Zeit, Ihnen auszuweichen. Von Ihrem Standpunkt aus sah das vielleicht gefährlicher aus, als es tatsächlich war.
Allerdings tut es mir schrecklich leid, daß ich Sie an ein und demselben Tag gleich zweimal erschreckt habe.« Das schalkhafte Funkeln in seinen Augen freilich warb nicht unbedingt nur um Verzeihung. »Wo ich doch normalerweise ganz anders auf eine schöne Frau wirken will.«
Wenn Carolines Mutter ihrer Tochter eins eingetrichtert hatte, dann war es Stolz. Ehe Tucker sich versah, hatte sie ihn schon wieder angefaucht: »Sie haben hier überhaupt nichts zu suchen!
So einer wie Sie gehört angezeigt!«
Die Empörung der Nordstaatlerin reizte ihn. Spöttisch erwiderte er: »Sie können gern zur Polizei gehen, Ma’am.
Fragen Sie einfach nach Burke. Burke Truesdale ist der Sheriff hier.«
»Und ganz bestimmt ein Cousin von Ihnen«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
»Das nicht, Ma’am. Aber seine kleine Schwester hat einen Cousin von mir geheiratet. Sie haben es nicht schlecht getroffen.«
»Da bin ich aber froh.«
»Das nenne ich gutnachbarliche Beziehungen«, meinte Tucker mit einem breiten Grinsen. »Aber wenn Sie zu Burke gehen, grüßen Sie ihn doch bitte recht herzlich von mir.«
Caroline bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Wir beide sind uns wohl im klaren darüber, daß das nichts bringen würde. Wenn Sie jetzt nur so freundlich wären und unverzüglich von meinem Grund verschwinden würden, wäre ich Ihnen unendlich dankbar. Ich denke, es gibt tausend andere Orte, an denen sie sitzen und ins Wasser schauen können.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte schon davonstürmen, als Tucker ihr noch eine letzte Spritze nachsandte: »Übrigens, Miss Waverly! Herzlich willkommen in Innocence. Und einen angenehmen Tag noch!«
Ohne sich umzudrehen, hastete Caroline weiter. Da Tucker nicht allzu unhöflich sein wollte, wartete er mit dem Losprusten, bis sie außer Hörweite war. Wären ihm seine Probleme nicht bis zum Hals gestanden, hätte er sich sicher noch einige andere Späße auf Kosten der hübschen Großstädterin erlaubt. Aber auch so fühlte er sich jetzt wieder um einiges besser.
Edda Lou schwamm wieder ganz obenauf. Nachdem sie von Tuckers Ausflug mit Chrissy Füller nach Greenwich gehört hatte, war sie sehr wütend gewesen und hatte nun schon befürchtet, sie hätte sich mit dieser Szene im Restaurant alles vermasselt. Aber im Gegenteil – vor allen Leuten war es ihr gelungen, Tucker zu demütigen. Einen Bären mit einem Ring durch die Nase hätte sie nicht besser vorführen können.
Natürlich konnte er ihr immer noch mit süßen Worten kommen. Tucker Longstreet konnte Süßholz raspeln wie kein zweiter weit und breit. Aber diesmal hatte sie ihn am Haken und gab ihn bestimmt nicht mehr frei. In Null Komma nichts würde sie den Ring am Finger und den Ehevertrag in der Hand haben.
Keiner würde sie mehr schief ansehen, sobald sie erst einmal in sein großes Haus eingezogen war.
Und
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