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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einverstanden?«
    Tucker war zeitlebens geduldig gewesen, doch jetzt, da er zum ersten Mal keinen sicheren Boden mehr unter den Füßen spürte, kam es ihm hart an. Er beugte sich vor, bis seine Lippen die ihren berührten. »Einverstanden. Aber ich würde gerne heute nacht bei dir bleiben.«
    Sie lächelte. »Ich dachte schon, du würdest mich das gar nicht mehr fragen.« Sie stand auf und nahm ihn bei der Hand. »Hast du mir heute nicht angeboten, wir könnten es noch einmal versuchen, wenn es mir nicht gefällt?«
    »Hat es dir denn nicht gefallen?«
    »Na ja… ich bin mir nicht ganz sicher. Wenn du es mir noch mal zeigst, kann ich es dir vielleicht genauer sagen.«
    »Klingt plausibel«, meinte er grinsend und schlug ihren Morgenmantel auf. »Wollen wir es gleich hier am Küchentisch versuchen? Und uns bis zum… Mist!«
    Das Telefon schrillte. Caroline ließ resigniert den Kopf an seine Schulter sinken. »Normalerweise würde ich nicht rangehen, aber sie gibt ja doch nicht auf.«
    »Laß mich hingehen. Vielleicht kann ich sie betören, und sie läßt uns heute nacht in Ruhe. Du kannst mittlerweile den Tisch abräumen.« Er drückte ihr ein Küßchen auf den Mund und verschwand.
    »Oma«, murmelte Caroline und räumte den Toaster vom Tisch, »schau nicht hin, wenn es dich schockiert.« Aber dann fragte sie sich, ob Liebe in der Küche ihren Großeltern nicht auch ganz gut gefallen hätte.
    Tucker kam schon wieder zurück. »Das ging aber schnell!
    Daß sie so schnell aufgibt, hätte ich ja nie für möglich…« Sie verstummte jäh beim Anblick seiner bedrückten Miene. »Was hast du? Ist etwas geschehen?«
    »Es war nicht deine Mutter. Es war Burke. Darleen Talbot wird vermißt. Wir müssen sie morgen suchen.«

23
    »Du solltest dich wirklich lieber ausschlafen«, meinte Tucker besorgt, während Caroline vor dem Spiegel mit den Utensilien einer Frau die Spuren einer langen, wilden Nacht verwischte. Er stand unmittelbar hinter ihr in ihrem engen Badezimmer und fühlte sich so unendlich vertraut mit ihr, weil er an diesem intimen weiblichen Ritual teilnehmen durfte.
    »Ich kann einfach nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen und auf einen Anruf warten, Tucker«, erklärte Caroline beim Auftragen der Wimperntusche.
    »Dann fahr doch nach Sweetwater. Du kannst in meiner Hängematte schlafen.«
    »Tucker, mach dir um mich keine Sorgen. Die sind viel eher bei Darleen angebracht. Denk an ihren Mann und den Kleinen!
    Sag, wie konnte das nur geschehen?«
    »Bis jetzt wissen wir ja noch nicht, ob etwas geschehen ist.
    Man hat nur ihren Wagen am Straßenrand gefunden.«
    »Aber warum ist sie überhaupt ausgestiegen?«
    »Vielleicht hatte sie sich verabredet. Dort ist es ja ziemlich einsam. Schon möglich, daß sie für ein paar Tage mit irgendeinem Typ verschwinden wollte, um Junior mal wieder in Aufregung zu versetzen.«
    »Hoffentlich hast du recht. Oder meinst du, es ist wie bei den anderen?«
    »Du rechnest schon wieder mit dem Schlimmsten, Caroline.
    Denk lieber an das Heute.« Er streichelte ihr zärtlich den Arm.
    Sie schmiegte sich an ihn. »Ich werde es versuchen. Wenn meine Mutter recht hat, kommt heute eine ganze Meute von Journalisten. Mit denen werde ich schon fertig. Vorher muß ich unbedingt zu Happy Füller. Sie hat Hilfe dringend nötig.«
    »Du mußt dort nicht hin. Dort sind schon genug Leute.«
    »Doch, ich muß. Ich gehöre hier zur Gemeinschaft und will keine Außenseiterin sein. Soll man nicht andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden will?«
    Draußen dröhnte eine Hupe.
    »Das wird Burke sein. Die Sonne geht auch bald auf.«
    »Tja, dann ziehe ich mal los.«
    »Tucker.« Caroline hielt ihn am Ärmel fest und küßte ihn.
    »Das war’s schon, was ich dir sagen wollte.«
    Er schmiegte seine Wange an die ihre. »Es war sehr schön.«
    Tucker war zusammen mit einigen anderen für das Ufer des Gooseneck Creek eingeteilt worden. Erschöpft wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Die Luft war heiß und feucht. Er setzte sich für ein paar Augenblicke auf einen Stein.
    Jetzt hätte er gerne ein erfrischendes Bad genommen, aber er mußte sich momentan damit begnügen, ein Tuch ins kühle Naß zu tauchen und sich damit das Gesicht und den Hals abzutupfen.
    Genau an dieser Stelle hatte Darleens Bruder Arnette gefunden. Er schickte ein Stoßgebet in den Himmel, daß ihm die nächste gräßliche Entdeckung erspart bleiben möge. Auch wenn er Caroline gegenüber seine Sorgen heruntergespielt

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