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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nahm einen Schluck. Mit einem Achselzucken fuhr sie fort: »Er hat mich richtiggehend überrannt. Blumen, schmachtende Blicke, Schwüre von ewiger Liebe. Er könne ohne mich nicht mehr leben. Vor mir habe sein Leben nie einen Sinn gehabt. Muß ich noch extra sagen, daß meine Mutter ihn anbetete? Er stammt aus altem spanischem Adel.«
    »Wie passend«, bemerkte Tucker trocken.
    »Oh ja, unbedingt. Als ich dann weiter nach Paris mußte, rief er mich jeden Tag an und schickte mir lauter hübsche, kleine Geschenke und die tollsten Blumensträuße. Einmal flog er übers Wochenende zu mir nach Berlin. So ging es ein gutes Jahr zwischen uns. Ich hatte zwar Gerüchte gehört, daß er was mit einer Schauspielerin oder einer Adeligen hatte, aber die tat ich als böswilligen Klatsch ab. Na ja, vielleicht hatte ich sogar einen Verdacht, aber was meinst du, was ich zu hören bekam, als ich mal eine Bemerkung in der Richtung fallenließ? Aufgeregt hat er sich! Das sei vollkommen unbegründete Eifersucht, ich solle nicht solche Besitzansprüche stellen und hätte zuwenig Selbstwertgefühl. Ich hatte zu dem Zeitpunkt gerade einen Vertrag für eine anstrengende Tournee unterschrieben.«
    Caroline verfiel in ein nachdenkliches Schweigen. Alles tauchte wieder vor ihr auf: die Flughäfen, die Hotels, die Proben und Auftritte. Die Grippe, die sie in Sydney bekommen und die sie in Tokio noch immer nicht auskuriert hatte. Die quälenden Diskussionen mit Luis. Seine Versprechen, die Enttäuschungen.
    Und das Zeitungsfoto, auf dem er eine umwerfend aussehende Schauspielerin umarmte.
    »Ich will dir die Details ersparen, aber die Tournee war gnadenlos. Und von Luis war ich sehr ernüchtert. Kurz, ich war am Boden zerstört. Es kam zu einer Aussprache mit Luis – eine häßliche Szene voller Tränen und Vorwürfe. Rate mal, wer weinte und wer schrie. Zu der Zeit konnte ich noch nicht kämpfen.«
    Tucker streichelte ihr die Hand. »Dann hast du’s schnell gelernt.«
    »Ich bin sehr gelehrig – wenn ich mich zu etwas durchgerungen habe. Leider hat das achtundzwanzig Jahre gedauert. Nach dem Bruch mit Luis wollte ich eigentlich etwas kürzertreten, aber ich ließ mich gleich wieder zu Gastauftritten und einem Fernsehkonzert breitschlagen. Mit meiner Gesundheit ging es bergab, und ich…«
    »Moment mal, was meinst du damit?«
    Caroline rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her.
    »Kopfschmerzen. Die war ich zwar gewöhnt, aber sie wurden nun chronisch und immer heftiger. Ich hatte keinen Appetit mehr und nahm ab. Schlafen konnte ich auch kaum noch und fühlte mich jeden Tag wie gerädert.«
    »Warum hast du nichts dagegen getan?«
    »Ich dachte, ich würde mich nur gehenlassen. Und schließlich fühlte ich mich auch verantwortlich. Die Leute hatten doch ein Recht auf exzellente Musik…« Sie lachte bitter auf. »›Das ist nur eine Ausrede‹, hätte der kluge Dr. Palamo jetzt gesagt. In Wahrheit lief ich vor mir selbst davon. Und dazu benutzte ich meine Arbeit. Ich war nicht nur sexuell verklemmt. Ich war dazu erzogen worden, mich ›schicklich‹ zu benehmen. Dazu gehörte eben auch ein entsprechendes Image. Meine Mutter hatte mir gepredigt, wenn eine Lady sich unwohl fühlt, hat sie noch lange nicht das Recht, sich gehenzulassen. Darum fiel es mir leichter, die Symptome zu ignorieren, statt sie zu behandeln.«
    Caroline hielt es im Sitzen nicht länger aus und fing an, in der Küche auf und ab zu schreiten.
    »Ja, und dann – ich probte gerade für einen Fernsehauftritt – kam Mutter zusammen mit Luis bei mir in die Umkleidekabine spaziert. Sie hielt mir vor, ich sei zu egoistisch gewesen, ich hätte mich benommen wie ein kleines Kind, wie eine Primadonna, und hätte einen wie Luis gar nicht verdient.
    Trotzdem wollte Luis mir noch einmal vergeben. Natürlich habe ich mich entschuldigt.«
    »Wofür denn?«
    »Was auch immer sie hören wollte. Schließlich wollte sie nur mein Bestes und hatte alles getan, damit ich es auch bekam.
    Hatte sie sich nicht für meine Karriere geopfert?« Caroline stieß einen tiefen Atemzug aus, als könne sie damit all ihre Verbitterung loswerden. »Sie kann ja nichts dafür, Tucker. Es hat lange gedauert, bis ich das begriffen habe. Und irgendwann werde ich ihr auch verzeihen können. Luis kam an diesem Abend zu mir in die Hotelsuite. Er war furchtbar lieb und voller Reue. Die anderen Frauen seien doch nur ein Ersatz für mich gewesen. Im Grunde seines Herzens habe er sich immer nach mir gesehnt.«
    Sie

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