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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte, so ging er inzwischen doch von Darleens Tod aus. Wann hätte sie auch in der kurzen Zeit mit einem anderen Mann anbandeln sollen? Und daß sie sich heimlich mit Billy T. getroffen hatte, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Billy T.
    gehörte nicht zu denen, die wegen einer Frau Komplikationen in Kauf nahmen. Für ihn waren Frauen beliebig austauschbar.
    Der unvermeidliche Vergleich mit seinem früheren Selbst hinterließ in Tucker einen schalen Nachgeschmack.
    Darleen war nicht wegen eines neuen Liebhabers aus dem Wagen gehüpft. Zumal Junior auch erklärt hatte, daß weder Geld noch Kleider von ihr fehlten.
    Es konnte somit nur eine Frage der Zeit sein, bis sie gefunden wurde. Tucker stand resigniert auf und durchkämmte weiter das Schilf.
    Die Männer verrichteten wortlos ihre Aufgabe. Sie kamen sich wohl alle vor wie Soldaten, die einen Hinterhalt legen. Oder schnurstracks in einen hineinlaufen. Hin und wieder flog ein Hubschrauber über ihre Köpfe hinweg, und ihr Gruppenführer meldete in sein knatterndes Funkgerät den neuesten Stand der Suche, nämlich daß sie nichts gefunden hatten. Das FBI beteiligte sich nicht an der Aktion. Das mochte daran liegen, daß Burns Land und Leute kaum kannte, oder daß er nichts davon hielt. Seiner Meinung nach war Darleen aus Langeweile mit dem ersten besten Verehrer durchgebrannt.
    Tucker freilich konnte sich gut vorstellen, daß der Beamte die Möglichkeit eines weiteren Mordes trotz seiner Anwesenheit in Innocence einfach nicht wahrhaben wollte.
    Mißmutig schlug Tucker nach den lästigen Mücken. In der Ferne pfiff ein Zug. Warum konnte er nicht einfach aufspringen und mitfahren? Egal wohin.
    Als er endlich mit seinem Abschnitt fertig war, kehrte Tucker zum Ausgangspunkt zurück, wo Burke und einige andere bereits warteten. Die Männer achteten nicht auf ihn, denn ein roter Wagen näherte sich mit enormer Geschwindigkeit. Tucker kannte außer sich selbst nur einen Menschen, der so raste.
    »Josie. Sie ist anscheinend auf einen Strafzettel von dir aus, Burke.«
    Josie trat so abrupt auf die Bremse, daß der Wagen sich querstellte. »Hallo Jungs. Barb hat mir gesagt, wo ihr euch rumtreibt. Earleen und ich haben euch Sandwiches geschmiert.«
    Sie glitt aus dem Auto. In ihren Shorts und dem knappen Hemdchen zog sie einmal mehr bewundernde Blicke auf sich.
    »Wir lassen doch unsere Männer nicht verkommen! Mensch, Burke, du siehst ja ganz schön mitgenommen aus! Magst du einen Eistee? Ich habe zwei Kannen mitgebracht.« Sie wuchtete einen Korb aus dem Kofferraum. »Tja, Essen auf Rädern nennt man so was. Junior, komm her und laß dich verwöhnen, sonst bin ich dir ernstlich böse.«
    Junior stierte jedoch nur wortlos zu Boden. Josie näherte sich ihm vorsichtig und drückte ihm eine Tasse in die Hand.
    »Trink das, Junior. Das beruhigt dich. Ein Hitzschlag würde dir auch nichts nützen.« Mit sanfter Hand rieb sie ihm den Rücken.
    »Wir haben sie nicht gefunden.«
    »Ich weiß. Einen Schluck. Bitte.« Sie führte die Tasse behutsam an seine Lippen. »Ich war vorhin bei deiner Schwiegermutter. Dein Sohn schlummert wie ein Engel. Er ist ja so was von lieb. Und dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Vor allem um die Augen.«
    Junior nahm zwei große Schlucke und setzte die Tasse ab.
    Sogleich drückte Josie ihm ein Sandwich in die Hand. Er biß geistesabwesend hinein. Josie legte ihm einen Arm um die Schulter, denn sie wußte, daß nichts einen Menschen so trösten kann wie Wärme und Hautkontakt.
    »Es wird alles wieder gut, Junior. Wart’s nur ab.«
    Tränen quollen ihm aus den Augen und liefen in zwei Strömen über das staub- und schweißverschmierte Gesicht.
    Dennoch aß er mechanisch weiter. »Als ich sie mit Billy T. in der Küche sah«, murmelte er, »dachte ich, in mir sei was kaputtgegangen und ich würde sie nie wieder sehen wollen.
    Aber jetzt weiß ich, daß das nicht gestimmt hat.«
    Ergriffen von soviel Trauer, drückte Josie ihm einen Kuß auf die Wange. »Es wird alles wieder gut, Honey.«
    »Ich will nicht, daß mein Sohn ohne seine Mutter aufwächst.«
    »Das wird er auch nicht müssen.« Josies Augen verhüllten sich. Mit einem Taschentuch wischte sie ihm die Tränen aus den Augen. »Hör nur auf deine Josie. Bald kannst du wieder lachen.«
    Er war nur leicht betrunken – der Zustand, den Dwayne am liebsten hatte. Die Qualen des Tages verschwammen zu einem angenehmen Summen. Wie erholsam das doch war nach der anstrengenden Suche am

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