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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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waren ihrer Meinung nach das beste Mittel gegen strapazierte Nerven. Und so, wie Cy seinen Teller leerlöffelte, schien das Wunder seine Wirkung nicht zu verfehlen.
    Auch Dwayne aß alles auf. »Das war wirklich nett von dir, Caroline, daß du uns was Warmes gemacht hast.«
    »Das meiste ist ja von Delia. Ich habe es nur aufgewärmt.«
    »Trotzdem ist es nett von dir«, meinte Josie. »Ich verstehe nur nicht, wie Dwayne mit einer so dicken Lippe essen kann. Bist du gegen eine Tür gelaufen, Honey?«
    »Tucker und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung.«
    Dwayne schenkte sich eine Tasse mit Eistee ein. Für heute war ihm die Gier nach Alkohol vergangen.
    »Tucker hat dich verprügelt? In den letzten Wochen hat er sich ja zu einem richtigen Raufbold entwickelt. So kenne ich ihn ja gar nicht. Sag, weswegen habt ihr euch denn geprügelt? Hast du Caroline vielleicht schöne Augen gemacht?« Sie zwinkerte Caroline zu.
    »Unsinn. Wir hatten eben eine Meinungsverschiedenheit.
    Beim Raufen sind wir ins Wasser gefallen. Wir haben uns schnell wieder versöhnt und wollten ein kleines Wettschwimmen veranstalten. Und dann ist Tucker… praktisch gegen die Leiche geprallt.«
    Josie schlang die Arme um ihn. »Denk einfach nicht mehr dran. Es war Pech. Pech auf der ganzen Linie.«
    »Das ist ja ganz schön kalt, wie du dich ausdrückst«, brummelte Tucker, der in diesem Moment in die Küche kam.
    »Aber es ist die Wahrheit«, verteidigte Josie sich. »Die Wahrheit ist eben mitunter kalt. Wenn ihr euch nicht zufällig im Teich geprügelt hättet, wärt ihr nie auf die Leiche gestoßen. Das hätte sie zwar auch nicht lebendig gemacht, aber sie wäre unten geblieben. Und dann würdet ihr nicht wie zwei begossene Pudel aussehen.«
    Tucker ließ sich in den nächsten Stuhl sinken. Er wußte, daß seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, aber Josies flapsige Bemerkungen konnte er so nicht durchgehen lassen.
    »Wir werden bald nicht mehr ›wie begossene Pudel‹ aussehen, aber Darleen ist für immer und ewig tot.«
    »Eben. Ihr hilft nichts mehr, und euch hat es nur geschadet, daß ihr sie gefunden habt.«
    »Menschenskinder, Josie! Du bist so einfühlsam wie ein Stockfisch!«
    Sie richtete sich steif auf. Ihre Augen glühten. »Wenn es um meine Familie geht, bin ich sehr wohl einfühlsam! Nur diese Schlampe da ist mir scheißegal.«
    »Josie!« Dwayne ergriff ihre Hand, doch sie riß sich los.
    »War sie denn keine? Daran kann auch ihr Tod nichts ändern.
    Mir tun nur Happy und die anderen leid. Und daß ihr da mit reingezogen wurdet. Aber wenn du meinst, daß ich kalt bin, Tucker, kann ich auch nichts dran ändern. Dann hebe ich meine Wärme eben für die auf, die sie verdienen.« Mit diesen Worten stürmte Josie hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    In der Küche herrschte betretenes Schweigen. Schließlich erhob Dwayne sich umständlich. »Ich glaube, ich gehe ihr nach und rede mit ihr.«
    »Sag ihr, daß es mir leid tut. Es hat ja doch keinen Sinn, aus ihr einen anderen Menschen machen zu wollen.«
    »Wollen Sie ein Bier, Mr. Tucker?«
    Tucker dankte Cy mit einem schwachen Lächeln. »Das brauche ich fast so wie die Luft zum Atmen. Aber im Moment wäre mir ein Kaffee noch lieber.«
    »Bleib sitzen, das mache ich schon.« Caroline nahm eine Tasse aus dem Geschirrschrank und schenkte ihm ein. »Wir sind jetzt alle ein bißchen nervös, Tucker. Sie sorgt sich nun mal um dich.«
    »Ich weiß. Aber was anderes: Ist Delia bei den Füllers?«
    »Ja. Sie und Birdie wollen die Nacht bei Happy verbringen und sich um das Baby kümmern. Tante Lulu ist in ihrem Zimmer oben und sieht fern.«
    Caroline fügte lieber nicht hinzu, daß die alte Dame sich mit einer Tüte Popcorn, einer Flasche Bier und der Bemerkung, Fernsehkrimis seien interessanter als solche aus dem richtigen Leben, in ihr Zimmer verzogen hatte.
    »Geh du doch zu ihr rauf, Cy«, schlug Tucker vor. »Sie freut sich immer über Gesellschaft.«
    »Darf ich den Hund mitnehmen?«
    »Aber klar«, lächelte Caroline. »Aber achte darauf, daß Tante Lulu ihm nicht zuviel Bier gibt.«
    »Aber bestimmt, Ma’am. Gute Nacht, Mr. Tucker.«
    »Gute Nacht, Cy. Danke noch mal für deine Hilfe.«
    »Für Sie würde ich doch alles tun, Mr. Tucker.« Der Junge lief knallrot an und rannte mit dem Hund aus dem Zimmer.
    »Soviel Dankbarkeit ist schon ein wertvolles Geschenk«, meinte Caroline und stellte einen Teller Suppe vor Tucker.
    »Aber du wirst ihn doch hoffentlich nicht

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