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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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überfordern?«
    »Auf keinen Fall. Mir wäre es allerdings lieber, er würde mich nicht wie einen Herkules, Plato und Clark Kent in einem ansehen.«
    Caroline strich ihm liebevoll über die Haare. »Es ist nicht leicht, ein Held zu sein, was?«
    »Vor allem, wenn man gar nicht das Zeug dazu hat.«
    »Ich denke eher, man lernt nie aus und überrascht sich immer wieder selbst.« Sie setzte sich lächelnd neben ihn. »Willst du die Suppe nicht essen?«
    »Doch, doch.« Tucker ergriff ihre Hand. »Du hast dich hier ja schnell nützlich gemacht, Caroline.«
    »Tja, ich habe in der letzten Zeit auch einiges über mich gelernt. Gott sei Dank hast du mich vorher nicht gekannt, Tucker.«
    »Ach, vorbei ist vorbei.«
    »Und das bekomme ich von einem wandelnden Lexikon über zweihundert Jahre Ortsgeschichte zu hören?«
    Tucker machte sich über die Suppe her. Ursprünglich wollte er nur ihr zuliebe essen, doch bald merkte er, daß er einen wahren Heißhunger hatte. »Natürlich ist die Vergangenheit überaus wichtig. Ohne sie wäre die Gegenwart nicht denkbar.
    Aber das, was du vor einem Jahr warst, bedeutet nur einen Bruchteil von dem, was du heute bist.«
    »Mir gefällt deine Art zu denken, Tucker.«
    »Hmmm.«
    »Soll ich heute nacht bei dir bleiben?«
    Er sah sie voller Wärme, voller Verlangen an. »Ja, bitte bleib heute nacht bei mir.«
    »Gut. Dann schmiere ich dir noch ein Sandwich.«
    Caroline bereute bereits, daß sie nach dem Frühstück bei Tucker heimgefahren war. Eine ganze Horde Reporter bela gerte ihr Haus. Sie mußte sich regelrecht verbarrikadieren. Ans Telefon ging sie schon längst nicht mehr. Es wäre ohnehin nur wieder einer von diesen Zeitungs- oder Fernsehmenschen gewesen. Zur Ablenkung kramte sie im Schlafzimmer das alte Fotoalbum ihrer Großeltern aus einer Holztruhe hervor.
    Fast ihr ganzes Leben fand sie dort dokumentiert. Dazu kamen Zeitungsausschnitte von der Verlobungsfeier ihrer Eltern, die von Profis gemachten Aufnahmen vom Brautpaar – ihre Mutter trug ein prächtiges Brautkleid, ein Erbstück der Waverlys – und die Karte mit der Bekanntgabe der Geburt der kleinen Caroline Louisa Waverly. Sie war nach ihrem Großvater väterlicherseits genannt worden.
    Mehrere, wieder von Berufsfotografen geschossene Aufnahmen zeigten die stolzen Eltern mit einem Bündel in den Armen – sie selbst. Später tauchte sie nur noch allein auf. Für jedes Lebensjahr gab es genau ein Studioporträt.
    Verwackelte oder falsch belichtete Bilder kamen nicht vor.
    Die wenigen Schnappschüsse stammten ausschließlich von ihren Großeltern. Sie hatten sie bei einem ihrer kurzen Besuche vor so vielen Jahren gemacht.
    Weitere Zeitungsausschnitte dokumentierten ihre Karriere als Musikerin. Seit dem sechsten Lebensjahr hatte sie Konzerte gegeben, und ihre Großeltern hatten eifrig alles gesammelt, dessen sie hatten habhaft werden können.
    Mehr war ihnen von ihr nicht vergönnt gewesen, sinnierte Caroline traurig. Und jetzt gehörten diese Fotos und Zeitungsausschnitte zu den wenigen Dingen, die ihr von ihren Großeltern geblieben waren. »Es tut mir alles schrecklich leid«, murmelte sie und sog in tiefen Zügen den ihr aus der Truhe entgegenströmenden Geruch von Lavendel und Zedernholz ein.
    »Ach, hätte ich es damals nur besser gewußt!«
    Mit einem Griff in die Truhe förderte sie einen Pappkarton zutage. Darin fand sie ein in ein Tuch gewickeltes winziges Taufkleid aus Seide mit weißen Bändern dran. Bestimmt hatte ihre Großmutter es als Baby angehabt.
    Gerührt strich Caroline mit der Wange darüber. »Du hast es für mich aufgehoben. Ich durfte es nicht tragen, weil ich im Norden aufwuchs, aber du wolltest es mir schenken.«
    Sorgfältig legte sie es wieder zurück. Sie nahm sich fest vor, es einmal ihrer eigenen Tochter anzuziehen, sobald es soweit war.
    Useless stürmte aus dem Zimmer und kam gleich wieder mit eingezogenem Schwanz zurück, weil jemand wütend an die Eingangstür pochte. Caroline verstaute lächelnd alles in der Truhe. »Reg dich nicht auf, Useless. Das ist nur wieder einer von den blöden Reportern.«
    »Caroline! Mach auf, oder ich bring noch einen von diesen Lackaffen da um!«
    »Tucker!« Sie sprang auf und rannte die Treppe hinunter.
    Kaum hatte sie sie einen Spaltbreit aufgemacht, gab es ein Blitzlichtgewitter. Mikrofone wurden ihr vor den Mund gehalten. Sie zerrte Tucker herein, dann baute sie sich breitbeinig auf der Veranda auf.
    »Verschwinden Sie sofort von meinem

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