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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Scheiß Katzenfische!« fluchte er. »Was müssen die einem immer so einen Mordsschrecken einjagen?« Er riskierte einen Blick über die Schulter. Und auch er sah etwas in den Wellen auf und ab tanzen. Seine Kehle war plötzlich wie ausgedörrt, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Was er sah, war nichts anderes als eine weiße Hand. »Oh Gott, oh, mein Gott!«
    »Katzenfische tun doch nichts«, brummte Dwayne. »Was regst du dich nur so auf?«
    »Ich glaube, wir haben Darleen gefunden«, krächzte Tucker und schloß die Augen.

24
    Dwayne war mit einem Schlag ernüchtert. Auf Händen und Füßen kroch er ans Ufer und blieb auf dem Gras liege n. Er kämpfte einen Brechreiz nieder. »Mein Gott, Tucker, was sollen wir nur tun?«
    Tucker gab keine Antwort. Er lag auf dem Rücken und starrte in den mit Sternen übersäten Himmel. Es überforderte ihn schon fast, sich aufs Atmen zu konzentrieren. Ihm war kalt, schrecklich kalt.
    »In unserem Teich…« krächzte Dwayne. »Jemand hat sie in unseren Teich geworfen. Menschenskinder, wir sind mit ihr früher darin geschwommen!«
    »Das ist ihr jetzt wohl egal!« Tucker drückte beide Augen fest zu, versuchte das gräßliche Bild auszusperren, doch die Hand mit den gekrümmten Fingern streckte sich ihm weiter aus dem schwarzen Wasser entgegen, als wolle sie ihn locken und mit sich in die Tiefe ziehen. Es wäre alles nicht so schlimm für ihn gewesen, hätte er sich nicht verpflichtet gefühlt, sich zu vergewissern, daß das auch wirklich Darleen war, und ihr den Puls zu fühlen, ob sie vielleicht doch noch lebte. Dabei war ihr Kopf aufgetaucht. So hatte er das vom Messer begonnene und von den Fischen fortgeführte Zerstörungswerk gesehen.
    Wie schwach, wie vergänglich die Menschen doch waren! Er empfand es als grausam, daß Schönheit binnen kürzester Zeit zu etwas so Abscheulichem zerfallen konnte.
    »Wir dürfen sie so nicht zurücklassen, Tuck«, murmelte Dwayne, obwohl ihm davor graute, ins Wasser zurückzugehen und das, was von Darleen Talbot übriggeblieben war, zu berühren.
    »Doch, das müssen wir sogar. Wir müssen Burke alarmieren.
    Kannst du das tun, Dwayne? Und sag ihm, er soll Agent Burns mitbringen. Ich warte solange hier. Einer muß ja bei der Leiche bleiben. Und…« Er unterdrückte einen Fluch.
    Caroline trat lächelnd auf die beiden Männer zu. Tucker richtete sich auf und erreichte sie mit drei großen Schritten.
    »Na, freust du dich auch?« rief sie lachend und umarmte ihn.
    »Seid ihr schwimmen gegangen? Delia hat mir gesagt, wo ich euch wahrscheinlich…«
    »Geh mit Dwayne zum Haus zurück und warte dort auf mich.«
    Sie prallte zurück. Erst jetzt begriff sie, daß etwas geschehen sein mußte. Ihr Blick hetzte zwischen Tucker und Dwayne hin und her. Dwaynes Lippen waren aufgeplatzt, Blut klebte an seinem aschfahlen Gesicht. »Habt ihr euch geschlagen?
    Dwayne, du blutest ja!«
    »Ich rufe Burke an«, sagte Dwayne bloß.
    Caroline klammerte sich an Tuckers Arm. »Burke? Wozu braucht ihr denn Burke? Was ist los, Tucker?«
    Früher oder später mußte sie es ohnehin erfahren. Also beschloß Tucker, ihr reinen Wein einzuschenken. »Wir haben sie gefunden, Caroline. Im Teich.«
    »O Gott!« Instinktiv sah sie ins Wasser, doch Tucker verstellte ihr den Blick.
    »Dwayne will Burke alarmieren. Geh bitte mit ihm mit.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich bleibe bei dir.«
    Da Tucker nur mit den Achseln zuckte, lief Dwayne allein los.
    »Bist du dir auch wirklich sicher?« Caroline begriff noch im selben Moment, wie töricht ihre Frage war.
    »Leider, ja«, seufzte Tucker.
    »Arme Happy.« Sie zögerte. »War es wie bei den anderen?
    Bitte sag’s mir. Ich will es wissen.«
    »Es war wie bei den anderen.« Tucker zog Caroline vom Ufer fort. Aneinandergeschmiegt lauschten sie den lockenden Rufen eines Ziegenmelkers und schauten in die Nacht hinaus, vor deren Hintergrund sich die Lichter von Sweetwater sanft abhoben.
    Der Erkennungsdienst arbeitete mit kühler, herzloser Präzision. Männer mit im Licht der Scheinwerfer weißen Gesichtern drängten sich am Ufer, fotografierten den Schauplatz, suchten nach Spuren.
    »Also gut«, meinte Burke schließlich und nickte in Richtung Wasser. »Ziehen wir sie raus.«
    Keiner meldete sich freiwillig. Die Lippen grimmig aufeinandergepreßt, schnallte Burke seinen Gürtel auf.
    Zu seiner eigenen Überraschung trat Tucker nach vorne. »Ich gehe rein. Ich bin ohnehin schon naß.«
    »Das mußt du dir aber nicht

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