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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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antun, Tuck.«
    »Es ist mein Grundstück.« Er legte beide Hände auf Carolines Schultern. »Geh bitte ins Haus zurück.«
    »Wir gehen beide zusammen zurück, wenn alles vorbei ist.
    Du bist sehr tapfer, Tucker.«
    Da war er sich nicht so sicher. Vielmehr hielt er sich für dumm. Er wußte doch, was ihn erwartete. Burke hatte schon recht. Was ging es ihn an, zumal genügend Polizisten herumstanden? Trotzdem schwamm er zügig auf die ausgestreckte weiße Hand zu.
    Warum fühlte gerade er sich für Darleen verantwortlich? Im Leben hatte sie ihm nie etwas bedeutet, warum dann jetzt? Weil er sie in seinem Teich gefunden hatte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Zum zweiten Mal schlossen sich seine Finger um das leblose Handgelenk. Sein Magen hob sich. Wieder tauchte der Kopf auf, und er sah das lose Haar im Wasser treiben. Bittere Magenflüssigkeit stieg ihm in die Speiseröhre. Er schluckte sie hinunter und zwang sich, einen Arm um Darleens Rumpf zu legen.
    Die Männer sahen schweigend vom Ufer aus zu, wie Tucker sich mit der Leiche abmühte. Ein Gewicht zog sie und ihn ständig nach unten. Wieder und wieder rutschten seine Hände ab, während der Kopf der Toten vo n einer Seite zur anderen rollte. Die Kehle schnürte sich Tucker zu – nicht aus Abscheu, sondern aus Mitleid.
    Tucker warf einen verzweifelten Blick zum Ufer. Weiße Gesichter starrten ihn an. Er erkannte Dwayne, der einen Arm um Josie gelegt hatte. Ihre Augen wirkten übergroß im Scheinwerferlicht. Burke und Carl hatten sich bereits hingekniet und streckten die Arme aus, um die Leiche entgegenzunehmen.
    Carolines Gesicht war tränenüberströmt. Sie stand neben Cy.
    Ihre Hand ruhte auf seiner Schulter. Burns stand etwas weiter hinten und sah beiläufig zu, als handle es sich hier um ein nicht allzu interessantes Schauspiel.
    »Ihre Beine sind an irgendwas gefesselt!« rief Tucker. »Ich brauche ein Messer!«
    Burns trat nach vorne. »Das ist ein Beweisstück, Longstreet.
    Ich brauche alles.«
    »Dann kommen Sie doch rein und holen sich Ihr Beweisstück selber, Sie Arschloch!«
    »Ich helfe Ihnen, Mr. Tucker!« Bevor ihn jemand daran hindern konnte, sprang Cy ins Wasser.
    »Mensch, Junge, geh sofort da raus!«
    »Ich bin stark genug.« Cy schwamm unbeirrt weiter. Beim Anblick des Gesichts wurde freilich auch er kreidebleich.
    Dennoch packte er mit an. »Gemeinsam schaffen wir es schon!«
    »Schau nicht hin«, bat ihn Tucker. »Und versuche, nichts zu denken.«
    »Ich denke daran, was für ein Riesenarschloch der FBI-Mann ist.«
    »Sehr gut.«
    Es dauerte nun nicht mehr lange. Bald konnten Burke und Carl die Tote an Land ziehen.
    »Schau nicht hin«, bat Tucker Cy zum zweiten Mal. »Du brauchst dich deswegen auch überhaupt nicht zu schämen.« Er selbst hätte nur zu gerne ebenfalls weggeschaut, aber sein Winkel war zu ungünstig. So bekam er das Ausmaß der Verstümmelungen bis ins Detail mit. Er hielt dem Jungen, der nun doch einen Blick riskierte, die Augen zu. »Das hast du gut gemacht, Cy. Geh jetzt an Land und laß dich von Caroline ins Haus bringen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Tucker krabbelte ans Ufer und ließ sich zu Boden sinken.
    »Gib mir bitte eine Zigarette, Dwayne.«
    Josie zündete ihm eine von den ihren an. »Heute hast du dir eine ganze verdient, Tucker. Es tut mir leid, daß ausgerechnet du sie finden mußtest.«
    »Mir auch.« Er tat einen gierigen Zug. »Burke, kannst du sie nicht zudecken? So kann man sie doch nicht liegen lassen.«
    »Wenn die Zivilisten jetzt bitte nach Hause gehen würden«, schaltete Burns sich ein. »Das ganze Gebiet darf bis zum Abschluß der Ermittlungen nicht betreten werden.«
    »Verflucht noch mal, wir kannten sie doch! Was Sie nicht von sich behaupten können.«
    »Geh jetzt lieber, Tucker.« Burke legte beschwichtigend eine Hand auf seine Schulter und half ihm beim Aufstehen. »Den Rest mußt du der Polizei überlassen. Wir werden versuchen, die Spurensicherung so schnell wie möglich abzuschließen.«
    »Ich habe doch gesehen, was er mit ihr angestellt hat«, widersprach Tucker mit rauher Stimme. »Wie kann man so etwas jemals abschließen?«
    »Bitte halten Sie sich zu meiner Verfügung«, forderte Burns ihn auf. »Ich werde Sie und Ihren Bruder in Bälde vernehmen müssen.«
    Wortlos wandte Tucker sich ab und ging mit Caroline und Cy zum Haus zurück.
    Caroline war keine Meisterköchin, aber sie zauberte auf die Schnelle eine passable Suppe zum Roastbeef, das Delia bereits kaltgestellt hatte. Suppen

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