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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Geschichtenerzähler werden, Tuck.«
    »Ich erzähle es dir nur so, wie es war. Nun, Millie war mit Beaus Leistungen außerordentlich zufrieden – habe ich dir schon gesagt, daß die Longstreets im Bett einen hervorragenden Ruf genießen?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Ist aber über die Jahrhunderte verbürgt«, versicherte Tucker ihr. Ihm gefiel, wie ihre Augen beim Lachen aufleuchteten.
    Hätte seine Geschichte nicht gestimmt, er hätte sich schnell eine für Caroline ausgedacht. »Tja, Millie war glücklich über Beaus Leistung und die Goldmünze, die er ihr zum Abschied gab, und winkte ihm noch nach. Das war unser aller Glück, denn sie bemerkte Henry mit geladenem Gewehr im Anschlag hinter den Büschen. Sie stieß gerade noch rechtzeitig einen Warnschrei aus. Henrys Schuß ging zwar los, aber die Kugel versengte nur Beaus Frack am Ärmel. Er hatte eben blitzschnell reagiert. Und nicht nur das! Im nächsten Moment hatte er sein Messer gezogen und schleuderte es in die Richtung, aus der der Schuß gekommen war. Damit spießte er Henry auf, wie mein Großvater das auszudrücken beliebte.«
    »Natürlich war er im Messerwerfen genauso versiert wie in der Liebe…«
    »Ein Multitalent, richtig. Und weil er zugleich ein kluger Kopf war, zog er es vor, Natchez zu verlassen, ehe man ihm noch unbequeme Fragen über einen mausetoten Mann gestellt hätte. Romantisch war er übrigens auch. Die Millie aus dem Freudenhaus nahm er mit.«
    »Und wurde hier im Delta Baumwollpflanzer.«
    »Wurde Baumwollpflanzer, steinreich und mehrfacher Vater.
    Sein Sohn hat dieses Haus 1825 errichtet.«
    Caroline blieb für ein paar Augenblicke stumm. Man ließ sich nur allzu leicht von dem natürlichen Fluß seiner Worte, dem Rhythmus seiner Stimme einfangen, sinnierte sie.
Dabei ist es gar nicht so wichtig, wieviel davon stimmt und wieviel erfunden ist. Die Art und Weise, wie er erzählt, macht es aus.
Caroline ging in die Mitte des Raums zurück. Sie spürte, daß er sie gleich wieder in den Arm genommen hätte und war sich nicht ganz so sicher, ob sie ihn daran hätte hindern wollen. »Über die Geschichte meiner Familie weiß ich nicht besonders viel. Vor allem nichts, was zweihundert Jahre zurückreichen würde.«
    »Hier im Delta blicken wir mehr zurück als nach vorne. Die Geschichte liefert den allerbesten Stoff für den Klatsch. Und das Morgen… wie soll ich sagen, das kommt doch ganz von selber, findest du nicht auch?«
    Tucker bildete sich ein, ein leises Seufzen gehört zu haben, hätte es aber nicht beschwören können.
    »Ich habe mein ganzes Leben mit Gedanken an das Morgen verbracht – habe für den nächsten Monat, die kommende Konzertsaison vorausgeplant…« Diesmal seufzte Caroline laut und vernehmlich – und etwas wehmütig, wie ihm vorkam. »Es muß wohl an der Luft hier liegen, daß ich seit meiner Ankunft so gut wie gar nicht an die nächste Woche gedacht habe… Wozu ich auch gar keine Lust habe«, fügte sie nach einer Pause hinzu.
    Ihr fielen plötzlich die endlosen Telefongespräche mit ihrem Manager ein, nachdem sie ihn von ihren Urlaubsplänen in Kenntnis gesetzt hatte.
    Tucker verspürte einen unbändigen Drang, Caroline wieder zu halten. Dann wieder bekam er Angst, eine solche Geste würde diesen einzigartigen Augenblick verderben.
    »Warum bist du so unglücklich, Caro?«
    Sie sah überrascht zu ihm auf. »Das bin ich ja gar nicht.«
    Gleichzeitig wurde ihr klar, daß das nur eine Halbwahrheit war.
    Und zur anderen Hälfte eben eine Lüge.
    »Ich kann fast genausogut zuhören wie reden. Vielleicht willst du das auch eines Tages herausfinden.« Mit sanfter Hand streichelte er ihr das Gesicht.
    »Vielleicht.« Sie wich zurück. »Ich höre Leute kommen.«
    Tucker begriff, daß er sich noch gedulden mußte und trat wieder ans Fenster. »Der Leichenarzt«, sagte er grinsend.
    »Gehen wir doch nachsehen, ob Josie den Tisch gedeckt hat.«

11
    Im Gefängnis von Greenville hockte Austin Hatinger auf der steinharten Pritsche seiner mit Graffiti verschmierten Zelle und starrte den Schatten an, den die Gitter auf den Boden warfen.
    Für Austin stand fest, warum er wie ein gewöhnlicher Verbrecher, wie ein Tier gefangengehalten wurde.
    Schuld daran war einzig und allein Beau Longstreet mit seinem Reichtum. Und nach seinem Tod hatte der gottlose Schuft den gesamten Besitz seinen Bastarden in den Rachen geworfen!
    Madeline mochte zwar den Ring dieses Verräters am Finger getragen haben, doch in den Augen Gottes

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