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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte sie immer zu einem anderen gehört, nämlich zu ihm, Austin Hatinger!
    Beau war nicht wie er nach Korea, dieses stinkende Drecksloch, gegangen und hatte Amerika vor der Gelben Gefahr gerettet. Nein, er war zurückgeblieben in seinem sündigen, bequemen Leben und hatte noch mehr Geld gescheffelt. Austin hatte von Anfang an vermutet, daß Beau Madeline mit einem Trick zur Ehe verlockt ha tte. Das entschuldigte zwar nicht ihren Betrug, aber Frauen waren nun einmal schwach – schwach im Körper, schwach im Willen, schwach im Geist. Ohne die Führung einer strengen Hand neigten sie zur Dummheit und Sünde. Gott war sein Zeuge, daß er sein Bestes versucht hatte, um Mavis auf den Pfad der Tugend zu führen.
    Er hatte sie geheiratet, als ihn die Verzweiflung geblendet und die Fleischeslust verzehrt hatten. ›Das Weib, das du mir zugesellet, hat mir von dem Baum gegeben, und ich aß.‹
    O ja! Mavis hatte ihn verführt, und er, der schwach im Fleisch gewesen war, war der Lust erlegen. Austin wußte, daß bei Eva der Satan durch die Frau sprach, denn das weibliche Geschlecht verfiel eher der Sünde und riß in seiner Tücke den Mann mit ins Verderben.
    Dennoch war er ihr treu geblieben. Ein einziges Mal in fünfunddreißig Jahren hatte er sich einer anderen zugewandt.
    Bei der Erfüllung seiner ehelichen Pflichten hatte er aber immer statt Mavis Madeline unter sich gefühlt, gerochen, geschmeckt, gestoßen. So hatte der Herr ihn daran erinnert, wer seine eigentliche Frau war.
    Madeline hatte Gleichgültigkeit vorgeheuchelt. Aber all die Jahre, in denen sie mit Beau gegangen war, hatte er gewußt, daß sie ihn nur hatte blenden und reizen wollen, wie es eben die Art der Frauen war. Ihr entrüstetes Nein auf seinen Heiratsantrag hin hatte auch nur zu diesem Verstellungsspiel gehört.
    Hätte Beau sich nicht an sie herangemacht, hätte sie auf seine Rückkehr aus Korea gewartet. Damit aber hatte sein Ende angefangen.
    Hatte er nicht im Schweiße seines Angesichts gearbeitet, bis die Finger wund und der Rücken krumm waren, nur um seiner Familie ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen? Und was hatte Beau in dieser Zeit getan? Er hatte sich in seinem vornehmen Haus zurückgelehnt und gelacht!
    Gelacht über ihn!
    Aber eins hatte Beau nicht gewußt. Trotz all seines Geldes, seiner teuren Kleider und edlen Autos hatte er nicht geahnt, daß eines staubtrockenen Hochsommernachmittags, an dem der Himmel in der Hitze weiß geflimmert hatte, Austin Hatinger sich das genommen hatte, was ihm zustand.
    Er konnte sich noch erinnern, wie sie damals ausgesehen hatte. Das Bild vor seinem geistigen Auge war so scharf und deutlich, daß seine Finger zitterten und das Blut heiß in ihm aufwallte.
    Madeline war mit einem Korb voller milder Gaben für seinen in der Wiege plärrenden Sohn die Stufen zu seiner Veranda heraufgestiegen. Drinnen lag seine Frau Mavis stöhnend in den Wehen.
    Madeline trug ein blaues Kleid und einen weißen Hut mit einem in der Luft wehenden blauen Tuch. Unter dem Hut quollen schwarze Locken hervor und umrahmten ihr milchig weißes Gesicht. Ja, ja, mit Beaus gottlosem Geld hatte sie sich genug Cremes für ihre Haut leisten können.
    Wie ein Frühlingsmorgen sah sie aus und kam mit lachenden Augen herauf, als hätte sie die Armut, die kaputten Treppen, die mehrfach ausgebesserten Kleider auf der Wäscheleine, die im Staub vergeblich nach Körnern pickenden Hühner nicht gesehen.
    In ihrem kühlen Tonfall bot sie ihm den Abfall aus Beaus sündigem Haus an, die Strampelhosen der Babys, die Beau in den Unterleib der Frau gesät hatte, die er ihm arglistig geraubt hatte. Er konnte ihre Stimme kaum hören, denn Mavis wimmerte und schrie nach einem Arzt.
    »Hol doch den Arzt, Austin«, sagte Madeline mit ihrer quellwasserklaren Stimme, und der freundliche Ton brannte ein Loch in seinen Leib. »Beeil dich, ich kümmere mich solange um deine Frau und den Kleinen.«
    Was sich in diesem Moment seiner bemächtigte, war nicht Wahnsinn – diese Vorstellung hätte Austin nie gelten lassen –, sondern sein Gerechtigkeitssinn. In gerechtem Zorn packte er Madeline und schleifte sie hinter die Büsche.
    O ja, sie tat, als wolle sie ihn nicht. Sie schrie, flehte und schlug um sich, aber das war nichts als Heuchelei. Gott hatte ihn dazu ermächtigt, in sie einzudringen und seinen Samen in sie zu verströmen. Und am Ende erkannte sie dieses Recht auch an.
    Ihre Tränen waren versiegt, als er sich umdrehte und in den weißen Himmel

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