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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hinunterreichenden Rückenausschnitts mußte er schwer schlucken.
    »Ich muß dir was sagen, Caroline.«
    »Ja? Was denn?«
    »Du bist potthäßlich. So, das mußte ich unbedingt loswerden.«
    »Eine interessante Eröffnung.«
    »Meine Schwester hat mich drauf gebracht. Damit die Frauen sich nicht gleich in mich verlieben.«
    Warum mußte sie bei seinen Bemerkungen immer lächeln?
    »Na ja, vielleicht klappt’s. Warum bittest du mich nicht hinein?«
    »Darauf warte ich vielleicht schon allzu lange.«
    Tucker führt Caroline zur Tür, um gleich wieder stehenzubleiben. Er wollte sehen, wie sie sich auf der Türschwelle mit den Blumen und Magnolienbäumen im Hintergrund machte. Sie hatte ihm nie besser gefallen.
    »Willkommen in Sweetwater.«
    Kaum war Caroline eingetreten, schlug ihr eine kehlige Stimme entgegen. »Wenn du schon Leute einlädst und mir die ganze Arbeit aufhalst, könntest du zumindest den Tisch decken.«
    Oben auf dem Absatz einer gewundenen Treppe stand, eine Hand auf der Ballustrade, die andere in die füllige Hüfte gestemmt, Delia.
    »Das tue ich noch!« gellte Josies Stimme durch das Haus.
    »Was regst du dich überhaupt so auf? Ich muß mich nur noch fertig schminken.«
    »So wie die sich anpinselt, kann das ja Monate dauern«, brummelte Delia. Der Ausdruck der Empörung auf ihrem Gesicht schlug beim Anblick Carolines jäh in Neugierde um.
    »Na so was, Sie sind bestimmt Ediths Enkelin.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Edith hat mir viel von Ihnen erzählt. Sie hatte Sie sehr gern.«
    »Danke.«
    »Das ist Delia«, stellte Tucker vor. »Sie paßt auf uns auf.«
    »Ich versuche es seit dreißig Jahren, aber ich weiß nicht, ob es viel geholfen hat. Führ sie schon mal in den Salon und schenke ihr einen Sherry ein, den guten. Das Essen kommt bald.« Delia sandte einen wütenden Blick die Treppe hinauf und hob die Stimme. »Wenn sich die Dame des Hauses vielleicht bequemt, den Tisch zu decken…«
    »Das kann ich doch auch tun«, setzte Caroline an, doch Delia zerrte sie schon zum Salon.
    »Kommt nicht in die Tüte. Tucker hat die Kartoffeln geschält, und das Mädchen deckt den Tisch. Das ist ja wohl das mindeste, wenn sie schon diesen Leichenarzt da einlädt.« Sie tätschelte Caroline kurz den Arm und verschwand schon wieder in Richtung Küche.
    »Äh… Leichenarzt?«
    Tucker schenkte grinsend zwei Gläser Sherry ein.
    »Gerichtsmediziner.«
    »Ach, dieser Teddy. Er ist sicher ein… interessanter Mann…«
    Caroline ließ bewundernde Blicke über das Zimmer mit seinen Seidenvorhängen und türkischen Teppichen schweifen.
    Die zwei Doppelsitzer waren in sanften Pastelltönen gehalten.
    An den tapezierten Wänden, den handbestickten Kissen und dem großen Polsterschemel dagegen herrschten kühle Farben vor. So kamen die herrlichen antiken Möbel besser zur Geltung.
    Auf dem Kaminsims aus reinem Marmor stand eine wunderschöne Vase mit frischen Rosen darin.
    »Das Haus übertrifft alle meine Erwartungen!« Sie ließ sich den Sherry reichen. »Vielen Dank!«
    »Später gibt es eine Führung mitsamt Details über die Geschichte.«
    »Darauf bin ich schon ganz gespannt.« Caroline stellte sich ans Fenster, das einen prächtigen Ausblick auf den Garten und die Felder dahinter bot. »Ich wußte gar nicht, daß ihr auch Ackerbau betreibt…«
    »Wir sind Baumwollpflanzer«, erklärte Tucker und stellte sich neben Caroline. »Die Longstreets gibt es hier seit dem achtzehnten Jahrhundert, seit 1796 genauer gesagt, als Beauregard Longstreet beim Pokern Henry Van Haven um sechshundert Morgen fruchtbarstes Land in der Gegend von Natchez betrog. Das geschah in einem Freudenhaus mit dem Namen ›The Red Star‹.«
    Caroline wandte sich abrupt um. »Das hast du bestimmt erfunden.«
    »Aber nein. So habe ich es von meinem Daddy gehört, und er hat es von seinem Daddy und so weiter, bis eben zu diesem schicksalsträchtigen Aprilabend. Das mit dem Betrügen ist Spekulation und auf dem Mist der Larssons gewachsen. Die sind nämlich mit den Van Havens verwandt.«
    »Schlechte Verlierer«, meinte Caroline lächelnd.
    »Kann schon sein. Aber wie dem auch sei, an den Folgen läßt sich nicht mehr rütteln. Tja, Beau hat seinen Erwerb mit einem der begehrtesten Mädchen des Hauses, einer Millie Jones, gefeiert, und der gute Henry hat sich in Grund und Boden geärgert. In der Nacht noch ha t er Beau aufgelauert, als der sich auf den Nachhauseweg begab.«
    Caroline nippte kopfschüttelnd an ihrem Sherry. »Du solltest

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