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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Matthew, aber ich bin noch immer auf Urlaub.«
    »Ach so? Na gut, angeblich gibt es hier ein halbwegs gutes Restaurant. Dürfte ich Sie am Wochenende dorthin einladen?«
    »Danke, Matthew, aber ich halte mich zur Zeit am liebsten zu Hause auf.«
    Endlich begriff er. »Schade. Na ja, die Arbeit ruft.«
    Enttäuscht, aber immer noch nicht geschlagen, schlenderte er zum Wagen. »Den Eistee probiere ich ein andermal, wenn ich darf.«
    »Gut. Auf Wiedersehen.«
    Kaum hatte sich der Staub wieder gesetzt, ging sie in ihr Haus zurück. Zum erstenmal seit Tagen nahm Caroline die Geige in die Hand und spielte.

13
    Über Nacht hatte ein Tief dem durstigen Delta Regen beschert. Am Morgen freilich waren die Wolken träge nach Arkansas weitergezogen. Zurück blieben nur ein paar Pfützen, die jedoch schnell wieder austrocknen würden.
    Vor einem offenen Grab hatte sich eine kleine Gruppe Leute bis zu den Knöcheln in vom Boden aufsteigenden Dunstschwaden versammelt. Das Wasser verdampfte bereits in der herabstechenden Sonne.
    In seinem Sonntags anzug stand regungslos, an Händen und Füßen gefesselt und von zwei grimmig dreinblickenden Polizisten flankiert, Austin Hatinger.
    Er lauschte dem Prediger. Er sah zu, wie der Sarg seiner Tochter in die dunkle, feuchte letzte Ruhestätte gesenkt wurde.
    Und er schmiedete Pläne.
    Hatinger hörte das langgezogene Heulen seiner Frau. Sein Blick fiel auf ihr von Trauer und nicht versiegen wollenden Tränen entstelltes Gesicht, und er traf eine Entscheidung.
    Während die letzten Regentropfen verdampften, senkte er den Kopf und starrte mit weit aufgerissenen Augen konzentriert in das schwarze Loch. Prompt stellten die Tränen sich ein. Sollten die anderen das ruhig für Trauer halten. Sollten sie einen gebrochenen Mann in ihm sehen.
    Er wartete, wartete bis zum Ende des Gottesdienstes, wartete, bis die Frauen an seine Gattin herantraten und Worte des Mitgefühls murmelten.
    Als dann die ersten zu ihren Wagen gingen, stieß ihn einer der Polizisten an. »Hatinger.«
    »Bitte… Ich muß noch… beten. Mit meiner Frau beten.«
    Die Beamten traten verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    Seine Masche wirkte also. »Bitte«, flehte er noch einmal mit zitternder Stimme. »Sie war doch meine Tochter, meine einzige Tochter. Ein Vater muß seine Tochter beerdigen dürfen.« Er hielt den Blick gesenkt. Sie durften sein von Haß verzerrtes Gesicht nicht sehen. »Ich muß doch meine Frau in den Arm nehmen und sie trösten. Sehen Sie nicht, wie unglücklich sie ist?«
    »Lassen wir ihn doch, Lou«, meinte der Beamte zu seiner Rechten. »Nehmen wir ihm ruhig die Handschellen ab.
    Weglaufen kann er ja nicht. Aber hören Sie, mehr als fünf Minuten geben wir Ihnen nicht.«
    »Gott segne Sie!« Während die Polizisten ihm die Handschellen abnahmen, beobachtete Austin aus den Augenwinkeln, wie Burke davonfuhr. Er trat mit ausgebreiteten Armen auf Mavis zu. Schluchzend sank sie an seine Brust.
    Einen Moment blieb er so stehen und musterte heimlich die zwei Beamten, die mit zu Boden gesenktem Blick dem Tod ihre Ehrfurcht bekundeten.
    Auf diese Gelegenheit hatte er gewartet. Blitzschnell stieß er seine Frau gegen den Polizisten mit dem Namen Lou. Der kam ins Stolpern und fiel mit ihr ins offene Grab. Bevor der andere zu seiner Waffe greifen konnte, hatte Austin ihm den Kopf in die Brust gerammt. In einem kurzen Kampf entriß er ihm die Pistole. Im Grab versuchte Lou sich unterdessen von der hysterisch schluchzenden Mavis zu befreien.
    Mit einem Kolbenhieb über die Schläfe, schlug Austin den Polizisten bewußtlos, und noch ehe die Leute begriffen, was da geschah, packte er Birdie Shays an der Gurgel.
    »Ich bring sie um!« brüllte er. »Gebt mir die Schlüssel, oder ich jage ihr eine Kugel in den Kopf!«
    Birdie wimmerte vor sich hin. Vergeblich versuchte sie, sich aus dem eisernen Griff zu winden.
    »Wohin wollen Sie denn, Hatinger?« rief Lou. »Überlegen Sie doch mal! Sie haben keine Chance!«
    »Der Herr wird mir den Weg weisen.« Jawohl! Gott verlieh Austin neue Kräfte. Er spürte, wie sie durch seine Adern strömten. »Du, mein Herr, ich werde dir folgen!« schrie er mit glänzenden Augen und drückte fester zu. »Zehn Sekunden oder ich mache sie kalt. Und danach pumpe ich euch mit Blei voll!«
    Fluchend warf Lou ihm die Schlüssel vor die Füße.
    »Deine Knarre auch.«
    »Du Dreckskerl…«
    »Fünf
Sekunden.« Mit einer Kopfbewegung bedeutete Austin seinem Sohn Vernon, die Ketten um seine Füße

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