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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rußverschmierten Rennrad.
    Drei Stunden später bog Cy mit stolzgeschwellter Brust zum Grundstück der McNairs ab. Schon von weitem sah er Jim und seinen Vater auf einer Ausziehleiter hocken und die Fassade streichen. Ein freundliches Hellblau blitzte ihm entgegen. Cy konnte seine Freude nicht mehr verbergen. Er stieß einen Jubelschrei aus.
    Toby hielt im Streichen inne. »Heiliger Strohsack! Schau mal, was dein Freund da hat! Sag mal, Cy, hast du das gestohlen oder was?«
    »Wo denken Sie hin? Mr. Tucker hat’s mir für den Weg zur Arbeit geliehen. Ich hab nämlich einen Job bei ihm!«
    »Verarsch uns nicht…« Jim biß sich zu spät auf die Lippe.
    Sein kleiner Ausrutscher hatte ihm bereits eine Kopfnuß von seinem Vater eingebracht. »Tut mir leid.« Das Grinsen war ihm deswegen freilich nicht vergangen. »Du willst doch wohl nicht sagen, daß du für ihn Baumwolle zupfst!«
    »Das nicht, aber Mr. Tucker hat mich zu einem Mann für alle Gelegenheiten gemacht. Und ich kriege für jede Arbeitsstunde meinen Lohn.«
    »Ehrlich?«
    »Seid mal ‘n bißchen leiser, Jungs«, mahnte Toby die Jungs mit einem bedächtigen Kopfschütteln. »Wenn ihr den ganzen Tag so rumbrüllt, meint Miss Waverly noch, wir tun nichts, und schickt uns weg.«
    »Das wird sie bestimmt nicht tun.« Belustigt steckte Caroline den Kopf zum Fenster heraus. »Im Gegenteil, ich finde, ihr habt euch eine Kaffeepause längst verdient. Und ich freue mich doch schon so auf die Limonade von deiner Frau, wenn du mir noch ein Glas anbietest, Toby.«
    »Aber gerne, Miss. Geh du als erster runter, Jim. Aber nicht zu hastig.«
    Als auch Toby unten war, bewunderte Jim längst das neue Fahrrad und ließ sich lang und breit erzählen, wie Cy dazu gekommen war.
    Nun trat auch Caroline aus dem Haus. Toby reichte ihr einen Pappbecher, und sie murmelte ein zerstreutes Dankeschön.
    Soweit sie verstanden hatte, wollte Tucker diesen hohlwangigen Jungen für sich arbeiten lassen. Sie wandte sich stirnrunzelnd an Toby. »Der Junge gehört doch noch in die Schule.«
    »Ach, ein bißchen Taschengeld wird ihm bestimmt nicht schaden.«
    »Trotzdem. Wie heißt er überhaupt?«
    »Das ist Cy. Cy Hatinger.«
    Ein kalter Schauer überlief sie. »Hatinger?«
    »Ja, richtig. Aber von seinem Vater hat er so gut wie gar nichts geerbt. Er ist ein guter Junge. Und ein enger Freund von meinem Jim.«
    Caroline kämpfte mit ihrem Gewissen. Sie hatte kein Recht, ein Kind zu verurteilen, nur weil es den Namen Hatinger trug.
    Das Schrillen der Fahrradklingel riß sie aus ihren Gedanken. Die zwei Jungen betätigten sie abwechselnd.
    »Cy?«
    Sein Kopf schoß nach oben – wie bei einem Reh scheu und in ständiger Alarmbereitschaft.
    »Ich wollte gerade was zum Essen machen. Möchtest du auch etwas?«
    »Nein, Ma’am. Danke, Ma’am. Ich habe vorhin bei Mr.
    Tucker gefrühstückt und bin noch ganz satt.«
    Er wollte noch mehr sagen, doch auf einmal fuhr er herum und starrte ängstlich einem Wagen entgegen, der die Auffahrt heraufgekrochen kam. »Das ist der Mann vom FBI«, sagte er mit tonloser Stimme.
    Sie alle sahen schweigend zu, wie Matthew Burns anhielt und sich aus dem Wagen zwängte.
    Er war alles andere als erfreut, so viele Leute anzutreffen.
    Eigentlich hatte er mit Caroline allein plaudern wollen.
    Immerhin brachte er ein halbwegs freundliches Lächeln zustande.
    »Guten Tag, Caroline.«
    »Hallo, Matthew. Was kann ich für Sie tun?«
    »Keine Angst, ich bin nicht dienstlich hier, ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen so geht.«
    »Gut, danke.« Ihr war klar, daß sie ihn so nicht abspeisen konnte. »Darf ich Ihnen einen Eistee anbieten?«
    »Das wäre sehr nett von Ihnen.« Burns blieb vor dem Fahrrad stehen. »Sag mal, bist du nicht Hatingers Sohn?«
    »Jawohl, Sir. Ich muß jetzt heim.« Cy hatte noch in zu guter Erinnerung, wie Burns nach der Verhaftung seines Vaters zu ihnen ins Haus gekommen war und seine schluchzende Mutter mit Fragen bedrängt hatte.
    »Tja, und wir müssen weiterarbeiten, Jim«, brummte Toby.
    »Bei der Hitze könnt ihr ruhig länger Pause machen, Toby«, meinte Caroline.
    »Toby?« Matthew fixierte den breitschultrigen Schwarzen.
    »Toby March?«
    Toby nickte. »Jawohl, Sir.«
    »Sie wollte ich schon längst verhören. Diese Narbe in Ihrem Gesicht verdanken Sie doch Austin Hatinger.«
    »Ich muß jetzt los«, murmelte Cy und schwang sich aufs Rad.
    Caroline musterte den FBI-Mann mit einem mißbilligenden Blick. »Vor diesem Kind hätten Sie

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