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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Klatschgeschichte wurde sie mit tausend Variationen garniert, doch Tucker interessierte nur ein Aspekt.
    Es stimmte also, was Josie über Darleen und Billy T. gesagt hatte.
    Den halben Nachmittag dachte er die Angelegenheit durch.
    Dann genehmigte er sich eine von Delias berühmten Sahnetorten und dachte weiter. Es ging hier immerhin ums Prinzip. Ein Mann konnte ja viel aufgeben, aber ohne seine Prinzipien kam er bestimmt nicht weit.
    Mit dem Versprechen, ihr zwei neue Ohrringe zu kaufen und für einen vollen Tank zu sorgen, luchste Tucker Delia den Wagen ab und fuhr Richtung Stadt. Eine halbe Meile nach der Abzweigung zu Carolines Grundstück hielt er vor der Old Cypress Road an. Hier kam Billy unweigerlich vorbei, wenn er in die Stadt oder nach Hause wollte. Und daß er jeden Tag in die Stadt fuhr, stand für Tucker fest; denn seit er einen Billardstock halten konnte, hatte Billy T. Tuckers Wissen nach noch keinen Abend in der Bar ausgelassen.
    Tucker setzte sich gemütlich auf die Kühlerhaube und zündete sich eine Zigarette an. Er konnte warten.
    Statt Billy erblickte er nach ein paar Minuten Caroline. Sie wurde von ihrem Hund an einer roten Leine gezogen.
    »Honey!« rief er grinsend. »Wer geht denn da mit wem spazieren?«
    Etwas außer Atem kam sie bei ihm an. Useless sprang schwanzwedelnd hoch und versuchte, Tucker den Fuß abzulecken. Tucker beugte sich so weit vor, daß er ihm den Kopf kraulen konnte. »Hier auf dem Land kann man Hunde doch frei laufen lassen, Caroline.«
    »Er muß lernen, an der Leine zu gehen«, verteidigte sie sich.
    Als wolle er ihr die Zwecklosigkeit eines solchen Unterfangens demonstrieren, verbiß sich Useless in der Leine.
    »Ihm scheint das ja nicht zu passen«, kommentierte Tucker lächelnd. »Du siehst übernächtigt aus, Caro. Schlecht geschlafen?«
    »Na ja, der Hund hat die ganze Zeit geheult.« Daß sie auch aus Angst, Austin Hatinger könne an ihrer Tür pochen, kein Auge zugetan hatte, verschwieg sie ihm.
    »Da helfen nur ein Pappkarton und ein Wecker.«
    »Wie bitte?«
    »Er trauert um seine Mama. Leg ihn in einen Karton und stell einen Wecker rein. Das Ticken ist wie ein Herzschlag. Das beruhigt ihn, und er schläft ein.«
    »Oh, das werde ich ausprobieren.« Caroline hielt es für das Klügste, Tucker nicht zu erzählen, daß der Hund wunderbar eingeschlafen war, nachdem er sich an sie hatte kuscheln dürfen.
    »Sag mal, wozu stehst du denn hier am Straßenrand?«
    »Ach, nur so zum Zeitvertreib. Außerdem stehe ich nicht, ich sitze.«
    »Gibt es dafür nicht interessantere Orte? Etwas anderes: Austin Hatinger haben sie noch nicht gefaßt, oder?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    »Tucker, Susie war heute bei mir und hat mir von Vernon Hatinger erzählt. Er soll genauso schlimm sein wie sein Vater.«
    »Er versucht sein Bestes, würde ich sagen.«
    »Sie sagt, er sei für jede Schlägerei zu haben.«
    »Das stimmt. Mit mir hat er sich auch schon ein paarmal angelegt. Als Kind konnte ich mit meinen dünnen Ärmchen kaum etwas gegen ihn ausrichten. Er wolle die Sünde aus mir rausprügeln, sagte er immer. Mir ging es gar nicht gut, bis Dwayne kam und ihm eine ordentliche Abreibung verpaßte.
    Dwayne war damals ein Mordskerl, Kapit än der Rugbymannschaft und Schwarm aller Mädchen. An dem Tag gewann die Sünde haushoch.«
    »Eine herzergreifende Geschichte über Bruderliebe, aber verstehst du nicht? Du mußt dich nicht nur wegen Austin, sondern auch wegen Vernon sorgen!«
    »Die bringen mich beide nicht um den Schlaf.«
    »Glaubst du wirklich, dein großer Bruder kann dich jedesmal beschützen?«
    »Dieser Tage braucht er Schutz vor sich selber.« Ein Motor näherte sich donnernd. Tucker erkannte Billys auffrisierten Thunderbird. »Caroline, du solltest jetzt deinen Spaziergang besser fortsetzen. Ich komme vielleicht später vorbei und sehe mir den neuen Anstrich an.«
    »Was ist denn?« In seine Augen war ein eigenartiger Ausdruck getreten. Sie hatte ihn schon einmal bemerkt. Damals, als er sie zu Boden gerissen hatte und das Fensterglas geborsten war. Als er sie um ein Gewehr gebeten hatte. Dieser Mann hatte keinen großen Bruder nötig. Er wußte sich selbst zu schützen.
    »Sag mir bitte, was los ist, Tucker.«
    »Nichts, was dich aus der Ruhe bringen sollte. Geh jetzt lieber heim, Caroline.« Er ließ sich von der Kühlerhaube gleiten.
    Sie nahm den Welpen auf den Arm, blieb aber stehen und sah, wie Billy T. eine Vollbremsung einlegte.
    »Hey, Arschloch!« Billy

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