SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
Psyche und den Sex der Frau – was auch immer den Mann betraf, was ihn interessierte und sein Herz höher schlagen ließ, las er in diesem He-Magazin.
Nicht zuletzt assoziierte der Leser KINGz mit Muriel Jones und ihren Ungeschminkt-Kolumnen, die sich mit den brisanten Punkten der Mann-Frau-Verwirrung auseinandersetzten und mit Irrtümern aufräumten. Muriel war dafür bekannt, Fakten auszupacken – Wort für Wort und nur die Wahrheit. Ob diese nun angenehm oder das ganze Gegenteil war, spielte für sie keine Rolle. Ihre Kolumnen behandelten Themen wie Flirtkiller oder One-Night-Stands, Beziehungskrisen oder verschmähte Liebe. Mal ging es um Geheimnisse, die eigentlich keine waren, mal um Dinge, über die kaum jemand nachdachte oder um Simplizitäten, wie die Kunst, einer Frau zum Orgasmus zu verhelfen. Alle männlichen Wünsche und Vorlieben ließ Muriel bei ihren Betrachtungen so gut wie außer Acht und konzentrierte sich auf das, was Frauen wollten. Schließlich war dies die Basis ihrer Texte und oftmals der Ursprung allen Übels. So viele Männer hatten keinen Schimmer, wie Frauen tickten, was sie glücklich machte und befriedigte, womit der Grundstein für ihre eigene Frustration und noch mehr Missverständnisse gelegt war. Es war die berühmte Katze, die sich in den Schwanz biss, und Muriel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Zyklus zu unterbrechen, um so am Ende auch die Leserschaft von KINGz zu beglücken.
Das gelang nicht immer. In ihrem Posteingang, dessen Adresse für ihre zweite Rubrik: Frag doch, wenn du dich traust! publik war, landeten neben der Fanpost nicht selten E-Mails, die Beschimpfungen und Vorwürfe enthielten. Die meisten dieser Schreiben las Muriel relaxt und wählte einige davon sogar für eine Veröffentlichung aus – natürlich nicht, ohne eine entsprechende Erwiderung zu verfassen.
In der siebzehnten Etage verkündete der leise Gong das Erreichen des Ziels. Die Stahltüren entließen Muriel in einen langen Korridor, der mit gerahmten und aufs Vielfache vergrößerten Coverbildern vergangener Ausgaben dekoriert war. Am Empfang hielt sie Small Talk, der nicht einmal zehn Sekunden dauerte, da die Headphones der beiden Frauen neue Gespräche anmeldeten. Dahinter lagen zwei Konferenzräume sowie die Zimmer des Marketings, der Grafiker, des Layouts, der EDV, der Buchhaltung und schließlich die Online-Abteilung, welche für die Bereitstellung aller Artikel auf der Webseite zuständig war.
In der Küche nahm Muriel ihren Becher aus dem Schrank, schenkte sich Kaffee ein und trank den ersten Schluck, damit beim Transport nichts überschwappte. Einen Kaffeefleck auf dem dunkelblauen Velours, der in der Passage des Großraumbüros ausgelegt war, wussten alle ebenso gut zu vermeiden wie ein Zuspätkommen.
Es war zehn Minuten vor neun, und im Großraumbüro der Redaktion ging es noch entspannt zu. Gelassen oder gedankenverloren drehten sich Muriels Kollegen in ihren Stühlen oder hockten, in ein Gespräch vertieft, bei anderen Redakteuren.
Zuerst passierte sie die Abteilung für Technik. Die drei Männer waren Spezialisten, ging es um Computer und Internet.
»Miss Cool trudelt ein«, witzelte einer und schickte einen Guten-Morgen-Gruß hinterher.
Gleich gegenüber saß das Bleifuß-Team, amüsanterweise Zwillinge. Während er sich mit den neuesten Modellen auf dem Markt befasste, nahm sie die Sportwagen, Oldtimer und Kuriositäten unter die Lupe.
Es ging weiter vorbei am Adventure-Department, das zurzeit mit nur einem Kollegen besetzt war, da sich der andere in Alaska auf einer Tour mit Schlittenhunden befand.
Muriel folgte dem blauen Velours und ging vorbei an den drei Frauen der People-Rubrik, welche Interviews mit Leuten aus Film, Musik und Fashion führten.
Gleich nebenan arbeiteten die Stylisten.
In zweiter Reihe befand sich die kulinarische Abteilung, in der sich eine einzelne Person durchschlug: Emma. Sie war nicht nur Fachfrau für gesunde Ernährung, Kennerin der Sterneköche und Kolumnistin des Männerkochbuchs, sondern auch Muriels beste Freundin. Nach ihrem Umzug vor zwei Jahren und dem Antritt der neuen Stelle hatte Emma sie unter ihre Fittiche genommen und mit Chicago bekannt gemacht.
Muriel winkte Kathy, der am Ende des Veloursteppichs sitzenden Assistentin des Herausgebers, zu und bog zu ihrem eigenen Departement ab, wo Paula schon auf ihre Tastatur einhämmerte und Muriels Gruß mit einem Knurren quittierte, ohne vom Bildschirm aufzuschauen. Muriel war diese
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