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SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)

SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa McNight
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Kurzangebundenheit gewohnt. Sie stellte den Kaffee ab, plumpste in ihren Stuhl und streifte einen Schuh ab, um den Startknopf des Rechners mit dem großen Zeh zu betätigen.
    »Eines Morgens ist er vor dir hier«, brummte Paula.
    Muriel wusste, dass Paula sie nicht mochte. Möglicherweise weil sie in ihrer gemeinsamen Rubrik Lifestyle die vermeintlich langweiligeren Berichte verfasste: Knigge-Regeln für den Alltag und das Berufsleben, für die E-Mailkorrespondenz, Restaurantbesuche und Disconächte. Zudem befasste sie sich mit Dingen wie Small Talk- und Kleidungsrichtlinien. Was auch immer Paula schmollen ließ, Muriel zerbrach sich nicht den Kopf darüber. Ohnehin war sie der Überzeugung, dass aus jedem scheinbar tristen Thema etwas Spannendes zu machen war, wenn man es denn mit echter Begeisterung fürs Schreiben anging.
    Auf Paulas Kommentar reagierte Muriel mit einem lautlosen Seufzen. »Es ist fünf vor neun. So lange ich hier arbeite, ist er immer, wirklich immer, eine Minute vor neun erschienen. Nicht eher und nicht später.«
    »Ich frag mich, wie er das macht«, kam es von Paula und klang so gedankenlos, dass Muriel sich eine Reaktion ersparte.
    Als der Rechner nach ihrem Passwort fragte, rollte sie im Stuhl an den Schreibtisch und gab die Kombination aus Buchstaben und Zahlen ein. Sie lud ihren Posteingang auf den Bildschirm und schmunzelte in Anbetracht des Betreffs der ersten E-Mail. Offenbar war sie wieder einmal jemandem auf den Schlips getreten.
    Als das Fahlstuhlsignal ertönte, verstummten die Gespräche und jeder, der noch anderswo verweilte, beeilte sich, an seinen Platz zu kommen. Telefonhörer wurden abgenommen, Finger flitzten über Tastaturen, Stifte kritzelten auf Notizblöcken. Schritte näherten sich und wurden lautlos, als sie den Velours betraten. Muriel spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten, so wie es sicher jedem ging, der mit dem Rücken zum Eingang saß.
    Auf jedem Meter wurde ein Gruß gemurmelt und erwidert. Dann flatterte eine lose Blattsammlung auf Muriels Schreibtisch. Statt eines Grußes hörte sie: »In mein Büro, sobald es passt, aber noch vor der Redaktionssitzung« und sah, wie Paula sich ein Grinsen verkniff.
    Im nächsten Moment war Leander schon vorbei. Er stimmte sich mit Kathy ab und verschwand in seinem Büro, den alle Redakteure als Glaskasten bezeichneten. Dort setzte er sich hinter seinen ebenfalls gläsernen Schreibtisch und nahm das erste Telefonat entgegen.
    Auf ein Geräusch hin, wandte Muriel den Kopf und grinste über Emma, die sich hinter ihre Trennwand duckte und eine Grimmasse zog. Muriel zuckte die Schultern und begann, die auf ihrem Tisch verstreuten Papiere zu sortieren. Die Blattsammlung war nichts anderes als ihr aktueller Artikel. Offenbar waren die Tipps zu Seitensprung für Anfänger auf Unmut gestoßen. Das Thema selbst kannte Leander seit der Redaktionssitzung, in der sie vorgeschlagen hatte, darüber zu schreiben. Folglich konnte er kaum Anstoß am Grundsatz genommen haben, sondern eher an einem der Absätze. Da er keine Anmerkungen gemacht hatte, überflog Muriel ihren Text in der Hoffnung auf einen Anhaltspunkt. Doch den gab es nicht.
    Muriels Blick schweifte zurück zu Leander. Er war ein Ungeheuer, stellte sie nicht zum ersten Mal fest, und fragte sich ebenfalls nicht zum ersten Mal, was sie bei seinem Magazin hielt. Immerhin kannte man ihren Namen inzwischen, und sie hatte zahlreiche Optionen, sei es das Schreiben für eine andere Zeitschrift oder eine Tätigkeit als freie Journalistin.
    Ohne sagen zu können, warum sie blieb, beobachtete sie, wie Leander den Telefonhörer zurück in die Station stellte. Alles in ihr verwehrte sich gegen den Gedanken, jetzt zu ihm zu gehen. Sie wollte nicht angekrochen kommen, schon gar nicht, wenn er schlechter Stimmung war. Hätte sein Kommentar dies nicht verraten, dann spätestens die Art, wie er gerade die Brauen zusammenzog und seine Miene weiter verschloss. In seinem Stuhl drehte er sich um neunzig Grad und stützte das Kinn in die Handfläche, um durch die Fensterfront seines Büros über den Fluss und einen Teil der Skyline Chicagos zu schauen.
    Ohne Zweifel war Leander attraktiv. Nicht über die Maßen gutaussehend und ganz gewiss nicht aalglatt, aber durchaus ansehnlich. Muriel rief sich den Ausdruck seiner Augen in Erinnerung, als er ihr die Blätter auf den Schreibtisch geworfen hatte. In ihrem Grau hatte eine Kälte gelegen, die ihr einen weiteren Schauder über den Rücken gejagt

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