SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
abgebe.«
Emma humpelte voraus, fluchte und hielt sich den schmerzenden Hintern. »Damit kann ich inzwischen umgehen. Du hast mich jahrelang trainiert«, brummelte sie. »Obwohl, das mit der Sentimentalität wäre doch ein ganz neuer Wesenszug. Ich bin gespannt.«
***
Noch nie hatte sich Muriel wegen eines Mannes betrunken. Dass ihr Wecker ausgerechnet heute nicht klingelte, war ein Segen, denn ab dem zehnten Tequila hatte sie zu zählen aufgehört. Nachdem sie mit einem Blick auf die Uhr jedoch festgestellt hatte, dass es bereits nach Mittag war, quälte sie sich aus dem Bett und unter die Dusche.
In halbtrunkener Blindheit stieß sie ihre Kaffeemaschine beim Rausziehen eines Steckers von der Anrichte. Seufzend ließ sie sich auf einen Stuhl sinken.
Da sie ohnehin zu spät in die Redaktion kommen würde und Leander das aufgrund seiner Abwesenheit nicht kritisieren konnte, beschloss sie, bei Walmart zu stoppen und eine Kaffeemaschine zu kaufen.
***
Die dunkelste Sonnenbrille auf der Nase tappte sie wenig später zur Elektroabteilung des Marktes, wählte ein akzeptables Gerät aus und wollte sich zu den Kassen aufmachen, da hörte sie ihren Namen.
Als sie sich umwandte, entdeckte sie Lina. Mit einem letzten Hopser war das Mädchen bei ihr, verschränkte die Arme im Rücken und feixte zu ihr hoch.
»Na?«, fragte sie.
Muriel strich flüchtig über Linas Wange. »Was machst du denn hier? Ist die Schule schon vorbei?«
»Klar. Dad hat mich heute abgeholt. Gestern auch. Wir kaufen gerade einen Fernseher.« Sie zog eine DVD hinter dem Rücken hervor. »Schau mal, das hab ich mir ausgesucht. Kennst du den?«
Muriel las den Titel: »Zehn Dinge, die ich an dir hasse«. Sie warf einen Blick auf die FSK-12-Angabe und fragte sich, ob Leander den Film schon abgesegnet hatte. In Linas Alter hatte sie nicht nur Mickey-Maus-Sweatshirts getragen, sondern auch Mickey-Maus-Filme geschaut. »Hat dein Dad diesen Film mit ausgesucht?«
»Nein, der ist doch bei den Fernsehern.« Lina sah sich nach ihm um und entdeckte ihn zeitgleich mit Muriel. Glücklicherweise war er im Beratungsgespräch. »Komm doch mit rüber. Er freut sich bestimmt.«
Muriel konnte sich die unangenehme Szene nur zu gut vorstellen und verneinte. »Du, ich muss jetzt wieder in die Redaktion.«
Lina kniff die Augen zusammen. »Das ist eine Ausrede.«
Muriel war so erstaunt, dass ihr die Sprache wegblieb.
Die Kleine hingegen hatte noch etwas anzufügen. »Ich finde es schrecklich, wenn sich Erwachsene albern benehmen.«
Muriel ächzte im Stillen. Dieses Mädchen war weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen, weshalb es eine umso größere Herausforderung darstellte, sich von diesem Vorwurf unbeeindruckt zu zeigen. Sich so schnell zu verabschieden, wie sie es nun tat, war nicht nur wenig überzeugend, sondern hinterließ auch ein perfekt zum Kater passendes dumpfes Gefühl.
***
Wieder einmal fand Muriel kein Ende. Emma hatte sie nicht überzeugen können, Feierabend zu machen, denn sie wollte die Kolumne fertig schreiben – oder zumindest deren Rohfassung und sich später um den Feinschliff kümmern.
Nachdem sich ihr Kopfschmerz gelegt und sie alle unerwünschten Gedanken ausgeblendet hatte, kam Muriel so zügig voran wie am Vortag. Kurz vor zwanzig Uhr tippte sie den letzten Satz des zehnten Absatzes. Darauf lehnte sie sich im Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und fühlte sich zum Heulen glücklich.
Ihr Blick wanderte zum Glaskasten, der wie die restlichen Arbeitsplätze in Dunkelheit getaucht war, und sie erinnerte sich an die Abende, an denen sie und Leander beide lange gearbeitet hatten. Wenngleich sie kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten, war es doch nicht so still gewesen wie jetzt. Nicht, weil sie ihn telefonieren hörte, er Musik eingeschaltet hatte oder auf seiner Tastatur tippte, sondern weil er dagewesen war.
Sie konnte es wirklich nicht ausstehen, wenn er nicht hier war. Er fehlte ihr.
Mit einem stillen Seufzer öffnete Muriel das Postfach, lud die Kolumne in die Anlage einer neuen E-Mail und sendete sie zur vorläufigen Abstimmung an Leander. Darauf fuhr sie den PC runter, packte ihre Sachen zusammen und ging zum Fahrstuhl.
Den Blick auf ihre Schuhe gesenkt, die Gedanken noch mitten im Text, erwartete sie seinen Gong und trat ein, als die Türen sich öffneten. Sie hielt inne, als sie bemerkte, dass der Fahrstuhl bereits Passagiere hatte. Für die späte Uhrzeit war dies zwar eine Seltenheit, aber
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