SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
mittlerweile ergraute Haar, das er für gewöhnlich zu einem Zopf zusammenband. »Es ist so gut, dich zu sehen, dass ich momentan irgendwie überfordert bin.«
»Dann setz dich doch einfach. Ich nehme mir schon, was ich brauche.« Muriel blickte sich um und schmunzelte. »Ist ja nicht so, als wüsste ich nicht, wo was zu finden ist.«
Finley setzte sich Muriel gegenüber und wischte ein paar Krümel von der Tischplatte auf die Bodenfliesen, wo sie in guter Gesellschaft waren. »Ich hoffe, du bleibst eine Weile.«
»Nur ein paar Stunden. Ich nehme den ersten Flieger morgen früh. Hab eine Verabredung zum Brunch.«
»Ach ja, der dritte Sonntag im Monat ...«, sagte er augenzwinkernd. »Was soll’s, ein paar Stunden sind besser als nichts, und ich freu mich wirklich, dich zu sehen.«
Sie wusste, was ihrem Vater durch den Kopf ging. Zwei Jahre war es heute her. Aber er würde es nicht aussprechen. Zudem ahnte er bestimmt, dass es wieder jemanden in ihrem Leben gab. Aber er würde nicht fragen.
In so manchem Moment dachte Muriel darüber nach, dass es sich mit ihrem Vater ebenso gut einvernehmlich schweigen ließ, wie mit Leander.
***
Grundsätzlich dreimal im Jahr war Muriel pünktlich beim Brunch. Nämlich immer dann, wenn sie es selbst ausrichtete. Eine gute Entschuldigung hatte sie jedoch immer parat. So traf sie heute eine halbe Stunde später ein, weil ihr Flug Verspätung gehabt hatte.
Während Anne Geschirr, Gläser und Bestecke auf dem Tisch arrangierte, tippte Janis auf ihrem Telefon herum. Sie war so geistesabwesend, dass sie mit einiger Verzögerung auf Muriels Erscheinen reagierte.
»Sie ist verliebt«, flüsterte Anne und nahm den gebratenen Speck sowie das Rührei von Emma entgegen.
Muriel folgte Emma in die Küche, wo sich die Freundin sofort daran machte, Obst zu schneiden. Muriel umschlang sie von hinten, um sich anzulehnen und ihr über die Schulter zu schauen.
»Kann ich dir helfen?«, murmelte sie.
Emma lachte. »So motiviert wie du wirkst?«
»Ich bin mega motiviert.«
»Du bist mega was-anderes. Wie war dein Wochenende?«
»So la la ...«
»Ach, komm schon!« Emma nahm eine Birne und halbierte sie. »Ich dachte, ich flippe aus, als ich Leanders Auto vor deiner Tür stehen sah. Ich kann’s immer noch nicht glauben. Das ist der Hammer!«
Als Muriel die Augen schloss, sah sie die Bilder des Freitagabends. Leider auch die des Samstagmorgens. »Ich bin so ein Depp«, nuschelte sie gegen Emmas Bluse.
»Einsicht ist der Weg zur Besserung.« Emma legte das Messer beiseite und drehte sich in der Umarmung um. Die Hände an Muriels Schultern gelegt, schob sie sie sanft ein Stück von sich, um ihr ins Gesicht schauen zu können.
»Du hast kalte Füße bekommen und ihn zum Teufel geschickt«, mutmaßte Emma und betrachtete sie nicht halb so bedauernd, wie Muriel es gehofft hatte. »Du tust mir nicht wirklich leid, weißt du«, erklärte Emma daraufhin. »Okay, ein kleines bisschen schon, schließlich fühlst du dich grauenhaft. Aber andererseits bin ich froh.«
Als Muriel die Brauen hob, fuhr sie fort. »Denn dass du dich grauenhaft fühlst, bedeutet letztendlich nur eines: nämlich dass du fühlst.«
»Ganz super ...«, ächzte Muriel.
Emma öffnete ein Schubfach und suchte ein zweites Messer heraus. »Schneid die Ananas und sing ein Lied dazu. Das lenkt ab.«
Muriel tat wie geheißen, allerdings ohne zu singen. Sie schnippelte die Ananas unter das andere Obst und folgte Emma ins Wohnzimmer, wo Janis dabei war, Sekt auf die vier Gläser zu verteilen.
»Wie lautet der September-Toast?«, fragte Anne mit ihrem Glas in der Hand und blickte in die Runde.
Emma kam allen zuvor. »Letzten Monat war ich voreilig mit meinem Vorschlag«, sagte sie und zwinkerte Muriel zu. »Aber diesen Monat gibt es keinen besseren Toast.« Sie erhob ihr Glas und feixte. »Auf Leander.«
Muriel wollte einen Einwand erheben, doch Emma ließ sie nicht zu Wort kommen. »Keine Widerrede! Du weißt wieso.«
»Auf Leander«, stimmte Anne ein. »Ich hoffe, ich erfahre noch, warum wir auf ihn trinken. Offenbar weiß hier jeder mehr als ich.«
»Weil du uns zugunsten deines Physikers vernachlässigst«, frotzelte Janis, ließ ihr Glas gegen Emmas und Annes klingen und wandte sich mit auffordernder Miene an Muriel.
Muriel nahm ihren Sekt und brummelte: »Also gut, auf Leander!«
Während sie ihren Freundinnen zuprostete, schlich sich ein immer breiter werdendes Lächeln auf ihre Lippen.
***
Am Nachmittag, als
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