Sehnsucht erwacht auf Mallorca
würde, damit sie die festen Muskeln ganz ungehindert bewundern konnte.
Ungehalten schüttelte sie den Kopf. „Auf diesen Rat ‚von Frau zu Frau‘ hätte ich gut verzichten können“, fauchte sie giftig. „Ich fand das gar nicht lustig.“
Oh nein, ganz und gar nicht, stellte Alejandro fest, als er die Schatten unter ihren Augen sah, die seit dem Morgen noch dunkler geworden waren. Sie sah regelrecht unglücklich aus. Was hatte sie bloß?
„Vielleicht solltest du mir genau erklären, worum es eigentlich geht.“ Er lächelte schief, lehnte sich auf der gepolsterten Liege zurück und nippte an dem Wein.
Die Hitze des Tages hatte sich gelegt, und der Duft der Blüten war intensiver als zu jeder anderen Tageszeit. Es war still, nur der Wind strich leise vom Meer herauf, und in der beginnenden Dämmerung zirpten die Grillen. Das Bad im Pool hatte ihn erfrischt, und der Wein tat sein Übriges. Nach den vielen Stunden ergebnisloser Diskussion fühlte sich seine Kehle immer noch ganz kratzig und ausgedörrt an.
Überrascht stellte er fest, wie angenehm es war, nach Hause zu kommen, wenn eine schöne Frau auf einen wartete.
Ruhelos lief Brynne am Pool auf und ab. Er stellte wieder einmal fest, wie entzückend ihre Füße waren. „Wäre es wirklich so schwer gewesen, rechtzeitig nach Hause zu kommen, um Michael Gute Nacht zu sagen?“
Alejandro schloss kurz die Augen. Diese Frau wagte es ständig, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen. Bei niemand anderem würde er das hinnehmen. „Ich muss mich um meine Geschäfte kümmern …“
„Hattest du denn wenigstens heute Erfolg?“
„Zufällig nicht.“ Alejandro beugte sich vor, um sich Wein nachzuschenken. Die Entspannung, die er gerade noch gespürt hatte, verschwand ebenso schnell wie die Sonne hinter dem Horizont. „Felipe ist immer noch sehr … ausweichend und will einfach nicht unterschreiben.“ Er machte ein grimmiges Gesicht.
„Dann solltest du vielleicht anfangen, ihm auszuweichen“, schlug Brynne vor, obwohl sie wusste, dass sie dadurch vom Thema abwich. Und je mehr Zeit sie in seiner Gegenwart verbrachte, während er nur unzureichend bekleidet war, desto schneller schmolz ihr Ärger, und desto prickelnder spürte sie seine Nähe.
Fragend hob er eine Augenbraue. „Wie bitte?“
„Bei meinen Schülern funktioniert der Trick meistens, wenn sie kein Interesse haben. Je länger ich sie ignoriere, desto dringender wollen sie, dass ich Notiz von ihnen nehme.“
Alejandro sah sie einen Moment lang verwirrt an, dann begann er zu lächeln. „Und schreist du deine Schüler genauso an wie mich?“
Sie zuckte zusammen. Hatte sie ihn angeschrien? Vermutlich hatte er recht.
Aber schließlich wartete sie bereits seit Stunden darauf, dass er nach Hause kam. Und dann war das Erste, was sie von ihm bemerkte, das plätschernde Geräusch, als er unbekümmert im Pool schwamm. Das war nicht gerade dazu angetan, ihre Stimmung zu heben.
Sie verzog das Gesicht. „Nein, ich schreie sie nicht an.“
„Du schreist also nur mich an?“
Nun … ja.
Normalerweise verlor sie sehr selten die Geduld. Eigentlich war sie stets ruhig und freundlich. Sie war immer der Meinung gewesen, dass man seine Schüler – oder überhaupt einen Menschen – nur anschrie, wenn man nicht mehr Herr der Lage war.
Leider hatte sie Alejandro Santiago gegenüber die Kontrolle verloren, und zwar von dem Moment an, als der Richter zu dem Schluss kam, ihm das Sorgerecht für Michael zu übertragen.
Frustriert sah sie ihn an. „Du machst mich wirklich wütend, ja …“
„Und das ist alles, was ich bei dir auslöse, Brynne?“, unterbrach er sie leise. Er stellte sein Weinglas ab und erhob sich langsam.
Als er mit federnden Schritten auf sie zukam, weiteten sich ihre Augen besorgt. Wie ein Raubtier, das sich seiner Beute nähert, dachte sie, und ihr Puls begann zu rasen.
Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. Er berührte sie nicht, aber das war auch nicht nötig. Als er so dicht vor ihr stand, ließen allein seine Größe und körperliche Nähe sie alles andere vergessen. Sie spürte nur noch seinen Atem und seine Wärme.
„Ist das alles, Brynne?“, drängte er sie mit heiserer Stimme.
Sie schluckte hart. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Oh doch“, stieß er atemlos hervor. „Ich glaube, das weißt du nur zu gut.“
Sie nahm seinen herben männlichen Geruch wahr und wurde von dem Verlangen überwältigt, ihn zu berühren. Sie wollte die kräftigen
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