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Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Titel: Sehnsucht erwacht auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer
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nicht „Miguel“ genannt.
    Ihr gelang ein klägliches Lächeln. „Wahrscheinlich hast du recht. Ich fürchte, dass meine Eltern von der ganzen Sache sehr mitgenommen sind, von Joannas Tod, aber vor allem natürlich vom Verlust ihres Sohnes. Und ich kann nicht behaupten, dass ich mich besonders gut unter Kontrolle hätte.“
    „Aber warum solltest du auch? Tom war dein älterer Bruder, und Joanna deine Schwägerin. Es war – es ist eine Tragödie.“ Sie musterte ihn skeptisch. „Ohne diese Tragödie hättest du vielleicht nie erfahren, dass Michael dein Sohn ist …“
    „Für wen hältst du mich eigentlich?“, fiel er ihr ins Wort. „Glaubst du etwa, ich würde mich über Joannas Tod freuen, weil ich dadurch das Sorgerecht für Michael bekommen habe?“
    Und damit war der Waffenstillstand zwischen ihnen auch schon wieder vorüber. Reumütig erkannte sie, dass sie bei ihrer Wortwahl vorsichtiger sein musste.
    „Natürlich meine ich das nicht“, erklärte sie. „Ich wollte nur …“
    „Ich bin sehr glücklich, dass ich endlich von Michaels Existenz erfahren habe. Ich hoffe, dass ich ihn auch kennengelernt hätte, wenn Joanna noch leben würde und er eines Tages nach seinem richtigen Vater gefragt hätte.“ Er kochte vor Wut. „Aber ich freue mich ganz gewiss nicht darüber, dass seine Mutter gestorben ist.“
    Brynne schnappte nach Luft. „Du willst mich absichtlich falsch verstehen …“
    „Das denke ich nicht.“ Entschlossen stand er auf. „Egal, was du seit Tagen behauptest, ich bin nicht das unmenschliche Monster, das du in mir siehst.“ Er stieß die Worte wütend hervor, dann machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
    Er hatte geglaubt, sie hätte ihn in den letzten Tagen ein wenig besser kennengelernt. Doch jetzt musste er erkennen, dass sie noch genauso wenig von ihm hielt wie am Anfang.
    Sie sah ihm nach, wie er den Weg zum Strand einschlug, und war bestürzt über dieses erneute Missverständnis zwischen ihnen. Bei dem klirrenden Geräusch von zerbrechendem Glases drehte sie sich wieder zur Villa um. Michael stand nur wenige Schritte von ihr entfernt auf der Terrasse, und sein bleiches Gesicht zeigte, wie schockiert er war. Zu seinen Füßen lagen Glasscherben, und eine Pfütze aus Orangensaft breitete sich langsam aus. Er musste die letzten Sätze ihrer Unterhaltung gehört haben, wenn nicht sogar alles!
    Hastig stand sie auf. „Michael …“ Weiter kam sie nicht, denn der kleine Junge drehte sich um – genau wie sein Vater – und rannte zurück ins Haus.
    Sie eilte ihm nach und verfluchte sich im Stillen. Warum hatte sie nur nicht daran gedacht, dass Kinder meistens dann unerwartet auftauchen, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet? In diesem Fall wussten sie sogar, dass Michael bald zurückkommen würde.
    Doch als Alejandro von Joanna zu sprechen begann, klang er so freundlich, dass sie ganz verwirrt war. Sie dachte einen Moment lang nicht an Michael, aber das war keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Sie hätte ihn nicht vergessen dürfen! Der Junge stand für sie im Mittelpunkt. Und jetzt hatten sie ihm wehgetan.
    „Michael!“ Sie seufzte erleichtert, als sie ihn in seinem Zimmer fand. Das Gesicht hatte er in den Kissen vergraben. Sie setzte sich neben ihn auf sein Bett und nahm ihn in die Arme.
    Michael klammerte sich an sie und weinte so heftig, dass sein kleiner Körper von lauten Schluchzern geschüttelt wurde. „Mummy und Daddy kommen nie mehr wieder, oder?“, brachte er mit erstickter Stimme hervor. „Ich werde sie niemals wiedersehen.“
    Dieses Mal weinte Brynne mit ihm. Die Tränen liefen ihr die Wangen herab, während sie Michael fest an sich drückte.
    „Wirst du auch sterben, Tante Bry?“, schluchzte Michael. „Und mein neuer Daddy?“
    „Nein, Michael“, antwortete sie, entsetzt über seine grenzenlose Verzweiflung. „Natürlich werden wir nicht sterben.“ „Lass mich nicht allein, Tante Bry!“ Das Kind klammerte sich noch heftiger an sie. „Bitte, lass mich nicht allein!“
    „Jeder Mensch stirbt eines Tages, mein Schatz“, erklärte sie heiser. Sie wusste, wie wichtig es war, Kindern gegenüber ehrlich zu sein. Wenn man einmal ihr Vertrauen verlor, war es sehr schwer, es wieder zurückzugewinnen. „Aber niemand von uns wird jetzt sterben. Wenn dein neuer Daddy oder ich sterben, wirst du schon längst ein erwachsener Mann sein und hast vielleicht schon selbst Kinder.“ Das Schicksal würde hoffentlich nicht so grausam zu dem kleinen

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