Sehnsucht erwacht auf Mallorca
„Das passt nicht zu dem Bild, das du so gerne von dir zeigst. Was sagte Antonia? ‚Immer ganz der Gentleman‘. Aber ein Gentleman schickt nicht seine Freundin vor, um einer anderen Frau zu sagen, dass sie verschwinden soll.“
Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. „Antonia ist nicht meine Freundin! Und ich habe sie nicht gebeten, mit dir über dieses Thema zu sprechen …“
„Natürlich nicht!“
„… oder über irgendetwas anderes“, schloss er mit fester Stimme. Er schleuderte seine Serviette auf den Tisch und stand auf. Er war schlank und kräftig, das schwarze T-Shirt und die schwarze Hose brachten seinen muskulösen Körper gut zur Geltung. „Vergiss, dass diese Unterhaltung mit Antonia jemals stattgefunden hat. Ich werde mit ihr reden …“
„Bevor du mit ihr geschlafen hast oder danach?“ Seit gestern war ihr Ärger nur noch größer geworden. Nachdem sie in den Armen dieses Mannes gelegen hatte, empfand sie die Demütigung durch die andere Frau umso stärker.
In diesem Moment war Alejandro wieder ganz der arrogante Spanier. Seine Augen funkelten, und der Mund war nicht mehr als eine dünne Linie. „Du wirst vergessen, was Antonia zu dir gesagt hat“, wiederholte er kalt. „Und ich werde mein Bestes tun, um zu vergessen, dass du mich mit deinen Anschuldigungen wieder einmal beleidigt hast.“
„Ich bitte dich.“ Brynne seufzte gelangweilt. „Die Nummer mit dem verletzten spanischen Stolz funktioniert vielleicht bei anderen Leuten, aber nicht bei mir!“
Warum konnte sie ihm nicht endlich einmal zuhören! Am liebsten würde er sie packen und schütteln, bis sie verstand, was er sagte. Und dann würde er sie in den Arm nehmen und küssen, bis sie den Verstand verlor.
Er beherrschte sich und ballte stattdessen die Fäuste. „Trotzdem werde ich dafür sorgen, dass Antonia nicht noch einmal so mit dir redet.“
„Und ich entschuldige mich in ihrem Namen für jegliches Missverständnis, das es zwischen euch gegeben haben könnte“, fügte er ein wenig förmlich hinzu.
„Es gab kein Missverständnis.“ Brynne schüttelte den Kopf. „Und ich bin mir sicher, dass sie nicht erfreut sein wird, wenn du alles zu einem Irrtum erklärst.“
Es war ihm egal, ob Antonia erfreut sein würde oder nicht. Er gestattete niemandem, absolut niemandem, in seinem Namen zu handeln, so wie Brynne es wahrgenommen hatte.
„Ich werde Miguel heute mitnehmen“, informierte er sie knapp. „Würdest du so freundlich sein und seine Badesachen einpacken, während ich Maria bitte, uns beiden ein Lunchpaket fertig zu machen? Wenn du willst, kannst du einen der Wagen aus der Garage nehmen. Du wolltest doch einen Ausflug machen …“
Er lud sie nicht ein, sie zu begleiten. Sie fühlte sich verletzt, obwohl sie einsah, dass es gut war, wenn Alejandro sich um Michael kümmerte. Aber es tat weh, ausgeschlossen zu werden.
Sie wusste, dass Michael in Gegenwart seines neuen Vaters immer noch etwas nervös war. Er würde sich darüber freuen, wenn sie mitkäme. Alejandro war es, der sie nicht dabeihaben wollte.
Keine große Überraschung, wie sie sich schweren Herzens eingestand. Schließlich kamen sie nicht besonders gut miteinander aus.
An der Tür blieb er noch einmal stehen „Ich glaube wirklich, dass es das Beste ist, wenn du Antonias Bemerkungen vergisst“, sagte er leise. „Es ist vorbei. Ende“, versicherte er, bevor er sich mit einer heftigen Bewegung umwandte und das Speisezimmer verließ.
Sprachlos sah Brynne ihm nach.
Meinte er damit seine Beziehung zu Antonia Roig oder nur die Einmischung dieser Frau in seine persönlichen An gelegenheiten?
10. KAPITEL
Gleich nach dem Frühstück brachen Michael und Alejandro mit dem Mercedes auf. Mehr aus Trotz, als dass sie wirklich Lust dazu hatte, machte Brynne sich allein auf den Weg. Sie wählte ein Cabrio, dessen Dach sie öffnete, sodass sie den sonnigen Tag in vollen Zügen genießen konnte.
Sie beschloss, nach Palma zu fahren. Die Hauptstadt der Insel war nur 25 Kilometer von der Villa entfernt. Sie ließ sich Zeit und hielt immer wieder an, um den Ausblick zu bewundern. Zunächst ging es scheinbar endlose Serpentinen hinauf, bis sie schließlich den Pass erreichte. Von hier aus hatte man einen freien Blick über die Olivenhaine bis hinunter zur zerklüfteten Küste. Heute war es windiger als in den letzten Tagen, und man konnte weiße Schaumkronen auf den Wellen erkennen.
In Palma de Mallorca fand sie dann einen Parkplatz in der Nähe der
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