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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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deutsche Journalisten. Wir fuhren zum Mannschaftshotel, warteten, bis die Spieler in ihren Bus gestiegen waren, und fuhren im Konvoi in Polizeibegleitung zum Stadion. Als ich das letzte Mal mit Blaulicht zum Stadion gebracht wurde, war das in Holland als Fan im vergitterten Polizeitransporter. Manche Dinge ändern sich.
    Das Mannschaftsbankett endete für mich spät, weil ich es bis zur Neige auskostete. Irgendwann verabschiedeten sich Jürgen Klinsmann und der Vorstand und wünschten eine »Gute Nacht«. Nur noch die Mannschaftsbetreuer, der Busfahrer und ich saßen eine Weile zusammen. Auch die Sponsoren waren bereits gegangen. Als sich auch diese kleine Runde auflöste, gönnte ich mir erst mal eine Zigarre an der Bar und genoss still für mich die immer noch ungewohnte Situation. Irgendwie kam ich mir vor wie ein Zwitter. Ich war an solchen Tagen kein normaler Fan, aber auch kein hauptamtlicher Mitarbeiter des FC Bayern, kein richtiger Journalist. Irgendwas von allem, aber nichts richtig. Noch bevor ich eine Antwort fand, kehrte ich wieder zurück zu meinem Hotel. Die Bukarester U-Bahn fuhr da schon lange nicht mehr …
    Eigentlich neu und geradezu sensationell war in dieser Saison jedoch das Erstliga-Debüt der TSG 1899 Hoffenheim. Der Verein nahm dank des Mäzenatentums von Dietmar Hopp nicht in der schnellstmöglichen Zeit, aber immerhin kontinuierlich eine Aufstiegshürde nach der anderen und sorgte schließlich in der 1. Bundesliga für Furore. Dort hielten sie sich mit begeisterndem Spiel auch noch bis zum Ende der Hinrunde. Als man das Hoffenheimer Modell und seine Substanz im Hinblick auf Jugendarbeit, Trainings-Infrastruktur und -methodik näher beleuchtete, wurde deutlich, welche nachhaltige Substanz geschaffen wurde. Das Aufeinandertreffen in der Allianz-Arena am 16. Spieltag geriet jedenfalls zum Gipfel, dem im Bayern-Magazin für mich ein langes Gespräch mit dem damaligen Manager Jan Schindelmeiser vorausging. Der eloquente Manager nahm sich an einem Freitagabend gute zwei Stunden Zeit und sammelte bei mir durchaus Pluspunkte. Ihm war deutlich anzumerken, dass er sich die Plattform des gegnerischen Vereinsmagazins nicht entgehen lassen wollte, um auf so manch’ ärgerliche Berichterstattung der letzten Woche zu kontern. Natürlich befremdete auch mich die scheinbar mühelose Entwicklung dieses Vereins. Dennoch halte ich an dieser Stelle nichts von Verweisen auf mangelnde Tradition. Wenn ein Milliardär sein keineswegs auf dubiosem Weg verdientes Geld in seinen Heimatverein pumpt, für den er in der Jugend sogar auch noch selbst aktiv war, dann ist das für mich völlig in Ordnung! Im Vergleich zu den Eigentumsverhältnissen der Clubs in der englischen Premier League, mit Öl-Oligarchen aus Russland und Investoren aus den USA, sind das doch geradezu harmlose Verhältnisse. Ob und in welchen Ausmaß das Wohl und Wehe dieses Vereins von seinen privaten Zuschüssen abhängt, ist doch wohl eher ein Problem des Vereins selbst. Da gibt es für mich auch keine Form der Wettbewerbsverzerrung.
    Bayern-Fans seien an dieser Stelle daran erinnert, dass auch der FCB mehr als einmal stark von Mäzenen abhängig war. Ob es nun der Ofen- und Kochherd-Fabrikant Wamsler war, der 1901 für den ersten Bayern-Platz sorgte, oder Präsident Roland Endler mit seinen Geldzuwendungen in den fünfziger Jahren. Und schweigen sollten die Fans jener Vereine, die nur mit undurchsichtigen Beteiligungen der öffentlichen Hand vor dem endgültigen Ruin bewahrt wurden, wo Steuergelder für kostspieliges Trikotsponsoring verbrannt werden oder Bilanztricks der Kommune für verdeckte Vereinsfinanzierungen herhalten müssen. Aus aktuellem Anlass an dieser Stelle einen schönen Gruß in die Pfalz, ins Ruhrgebiet oder nach Hessen. Der tiefere Sinn von Rummenigges Spruch auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung: »1899 Hoffenheim? Ich weiß gar nicht, wo die sich die letzten einhundert Jahre versteckt haben«, erschloss sich mir jedenfalls erst, als mir beim obligatorischen Besuch des Rückspiels in der Rhein-Neckar-Arena (neuer Ground!) ein 50-köpfiger schwarz gekleideter Hoffenheim-Mob vermummt aufmarschierend entgegenkam. In dem Moment habe ich mich tatsächlich gefragt: »Was haben die denn in ihrer Freizeit die letzten beiden Jahre eigentlich so getan?«
    Zwischenzeitlich geriet der FC Bayern mit seinem obersten Übungsleiter medial doch arg ins Schlingern. Was als gut gemeintes Experiment begann, entpuppte sich in der täglichen

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