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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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einen solchen Kick drei Tage Urlaub zu nehmen und 1.300 Kilometer zu fahren? Ich finde, dazu gehört nicht viel. Entscheidend ist doch eher, was man daraus macht!
    Auf der Fahrt zum Zwischenstopp in Dresden besichtigte ich das Vogtlandstadion des VFC Plauen in der Regionalliga, ehe ich mir abends ausführlich die beeindruckend renovierte Altstadt von Dresden vornahm. Am nächsten Morgen kam Carsten aus Düsseldorf angeflogen. Ich holte ihn am Flughafen ab, und gemeinsam ging es nach einem Abstecher ins imposante Heinz-Steyer-Stadion von Dresden die restlichen 110 Kilometer immer weiter Richtung Osten. Die Zeit bis zum Spiel wurde mit Stadtrundgängen diesseits der Oder in der historischen Altstadt von Görlitz und jenseits des Grenzflusses im polnischen Zgorzelec überbrückt. Auf der Rückfahrt wurde dabei in Bautzen nicht nur das Stadion »Müllerwiese« besichtigt, sondern wir verbrachten ebenso über drei Stunden im berüchtigten Stasi-Untersuchungsgefängnis »Bautzen II«. In Dresden wurde Carsten wieder zum Flughafen gebracht und für mich ging es zurück nach Oberbayern. Warum schreibe ich ausgerechnet über diese Fahrt so ausführlich? Zum einen bot mir die lange Strecke genügend Zeit zum Nachzudenken. Zum anderen sah ich ja selbst, dass solche Fahrten mangels Gelegenheit immer seltener wurden.
    Einen schönen Gegensatz, dass es auch anders, nämlich sehr bequem gehen kann, bot sich nur zwei Monate später. Die U20 der Niederlande gastierte in München und trat an einem Freitagnachmittag auf dem neuen Trainingsplatz an der Säbener Straße, direkt hinter dem neuen Verwaltungsgebäude, gegen die Profis an. Auf der kleinen Stehtribüne nahmen immerhin 500 Zuschauer kostenlos Platz und boten sogar noch einen würdigen Rahmen. Unter den Groundhoppern der Bayern-Fans herrschte zunächst Skepsis, ob es sich tatsächlich um eine richtige Begegnung und nicht um ein Trainingsspiel handeln würde. Doch zur großen Freude aller erfüllte das Aufeinandertreffen mit Schiedsrichtergespann und zweimal 45 Minuten Spieldauer alle Kriterien einer offiziellen Begegnung. Quasi im Vorbeigehen mal eben so einen neuen Ground gemacht. Besser kann ein Wochenende für mich kaum beginnen.
    Die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League, meinem alljährlich ersten Höhepunkt einer noch jungen Saison, schuf in den Stunden nach der Übertragung durch Eurosport komplette Verwirrung. Bordeaux kam mir als Ziel recht und bot nicht nur die Chance, »meine« französischen Erstligastadien zu komplettieren, sondern nach 13 Jahren auch die Möglichkeit, ein Versäumnis aus dem Jahre 1996 nachzuholen: Damals fand in Bordeaux das Rückspiel des UEFA-Cup-Finales statt, und ich konnte ich aus beruflichen Gründen nicht dorthin fahren. Manchmal muss man wahrlich langen Atem beweisen.
    Turin als Auslosungsergebnis quittierte ich abfällig und machte mir mit Maccabi Haifa augenblicklich Gedanken zur Einreise ins »Gelobte Land«. Es sollte anders kommen. Haifa verlegte sein Spiel ins »Ramat-Gan« nach Tel Aviv und damit ausgerechnet in das einzige Stadion im östlichen Mittelmeerraum, in dem ich schon war. Super Idee! Die erneute Reise nach Israel hätte ich höchstens zur Suche nach meinem Reisepass verwenden können, der sich seit September 2004 entweder immer noch im Sandstrand von Tel Aviv befand oder mittlerweile als Sammelstück im Depot einer terroristischen Vereinigung auf seinen Einsatz wartet. Schon komisch und auch irgendwie beunruhigend: Das Ding ist immer noch nicht wieder aufgetaucht. Der rasche Hinweis eines italienischen Bayern-Fans, mit dem ich seit der Erstauflage dieses Buches in Kontakt stand, besserte meine Laune augenblicklich. Er erinnerte an die laufenden Sanierungsarbeiten im Heimstadion von Juve und verwies auf das unbekannte, aber aktuelle Ausweichstadion »Olimpico«. Die Auslosung war damit gerettet. Auf nach Italien!
    Für van Gaal erwies sich die Reise in den Piemont als gelungener Scheideweg einer holprig begonnen Amtszeit in München. Als Juventus im Rückspiel durch ein zweifellos wunderschönes Tor mit 1:0 in Führung ging, begann ich auf der Pressetribüne bereits mit dem ersten Fazit der Saison und die Sportreporter schon mit dem Abgesang auf den Trainer. Dass anschließend noch vier Tore für die Bayern fielen, sorgte für ein langes Bankett im Mannschaftshotel, das ich erst um fünf Uhr nach laut hörbarem Kommando durch Uli Hoeneß (»Männer, Schluss jetzt!«) als einer der Letzten verließ. Bereits drei

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