Sehnsucht FC Bayern
eine Saison, logischerweise von Januar bis Dezember. Da wäre mir eine Abgrenzung schwergefallen. Der Hinweis auf die Nationalmannschaft ist nicht ganz unberechtigt, spielte aber für das Thema des Buches keine Rolle. Weder habe ich viele Länderspiele gesehen (bis heute erst neun), noch gab es da für mich persönlich markante Wendepunkte, zumal ich ja bewusst ein eher reserviertes Verhältnis zur DFB-Elf pflege (siehe Saison 1989/99).
Natürlich sind knapp 700 besuchte Spiele nicht wenig. Aber ich kenne eine Reihe von Fans, die noch mehr Spiele gesehen haben.
Diese »Kollegen« kenne ich auch! Und ich darf wohl behaupten, dass wir uns weitestgehend kennen und gut miteinander auskommen. Ich bin weit davon entfernt, mich mit anderen zu messen oder mit ihnen konkurrieren zu müssen. Jeder soll »sein Ding« machen, wie er es möchte. Großer Respekt vor den Fans aus Niedersachsen, die zu jedem Heimspiel anreisen, und ebenso großer Respekt vor dem Münchner Bayern-Fan, der immer noch anstrebt, innerhalb eines Kalenderjahres insgesamt 365 FC Bayern-Fußballspiele des Gesamtvereins zu besuchen – was er bis heute übrigens noch nicht geschafft hat.
Ich finde, man sollte die Reisefreudigkeit von Armin Radtke mit Vorsicht genießen. Mir ist nämlich zu Ohren gekommen, dass er einige Reisen vom Verein bezahlt bekommen hat.
Als ich diese Kritik bei amazon.de gelesen habe, habe ich wirklich gelacht. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht kommt das ja noch mal. Ich hätte nichts dagegen. Richtig ist, dass es mal die eine oder andere logistische Hilfe gab. Allerdings beschränkte sich das auf einen Umfang, wie es auch andere Fans im Laufe der Jahre vom Verein erfahren durften, die sich die Auswärtsreisen zu exotischen Zielen angetan haben.
Ich finde, Sie sind gar kein Fan. Denn ein wahrer Fan spart sich die Reisen vom Munde ab. Er muss bei anderen Dingen auch mal Verzicht üben. Bei Ihnen hingegen fehlt mir deswegen die Leidenschaft.
Tja, was soll ich da machen? Halbtags arbeiten, um auf Gehalt zu verzichten? Wieder anfangen zu studieren? Meine Ehefrau arbeiten lassen und Hausmann werden? Diese Kritik war so ziemlich das Absurdeste, was ich mir angehört habe. Wer bestimmt, wie sich Leidenschaft ausdrückt? An der Anzahl der Schals am Handgelenk? Der Dauer von schlechter Laune nach einer Niederlage? Am Umsatz, den man im Fanshop hinterlässt? Am Zeitaufwand für die Spielbesuche? Der konsumierten Alkoholmenge nach einer Niederlage? Schade, dass ich auf diese anonyme Kritik keine Gelegenheit bekam, diesem selbstgerechten Fan persönlich zu antworten.
Das Buch liest sich zwar flott, aber zum Schluss wusste ich nicht recht, um was es sich eigentlich handelt. Eine Erzählung? Eine Autobiografie? Eine Ansammlung von Gedanken? Kritik am modernen Fußball? Eine Streitschrift?
Im Prinzip von jedem etwas. Diese Irritationen empfinde ich als Kompliment, denn ich wollte bewusst mal etwas anderes machen als die gängigen, oft auch gut erzählten Fan-Biografien, die in den letzten Jahren von vielen Vereinen erschienen sind.
Wenn du schon nicht mehr aus dem Innenleben des Vereins erzählen möchtest: Gibt es denn etwas, was du von den Gesprächen mit ehemaligen Spielern berichten könntest?
Nicht, dass jetzt ein schiefes Bild entsteht: die allermeisten Interviews verlaufen richtig nett. Ehemalige Stammspieler sind meist souverän im Umgang mit den Medien und ehemalige Ergänzungsspieler im Normalfall erfreut, dass man sie nicht völlig vergessen hat. Ohne Namen zu nennen, kam es allerdings mehrfach vor, dass sich Bayern-Spieler ihre Karriere in Interviews mit mir nachträglich schöngeredet haben. Das ist etwas, was mich erstaunt hat, denn das sollte man als ehemaliger Profi eben dieses Vereins doch gerade nicht nötig haben. Konkret beharrten sie darauf, in einer bestimmten Saison mit dem Verein beispielweise Meister oder Pokalsieger geworden zu sein, obwohl sie nachweislich zu keiner Minute in dem Wettbewerb auf dem Platz standen. Irgendwie komisch. Zweimal kam es außerdem vor, dass sich Gesprächspartner vorab nur gegen Honorar interviewen lassen wollten. Honorar für ein Telefonat, das man wunschgemäß auf 20 Minuten beschränken würde? In solchen Fällen lehne ich ab, verzichte auf das Interview und der Name kommt (nicht nur bei mir) auf eine »Schwarze Liste« – fertig!
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