Sehnsucht FC Bayern
üblich, »das Buch zum Film«, sondern »die Homepage zum Buch«. Was anfangs nur als kleines, schmückendes Beiwerk gedacht war, entpuppte sich in den nachfolgenden Monaten tatsächlich als Plattform eines regen Gedankenaustausches zwischen den Lesern und Autor. Ich war anfangs doch sehr erstaunt über die Vielzahl von Reaktionen. Ganz offenbar war es einigen Lesern ein Bedürfnis, auch etwas von sich zu erzählen, nachdem sie vorher so viel von mir erfahren hatten. Zum Glück waren die allermeisten Reaktionen positiv. Aber es gab auch kritische Stimmen, was natürlich weniger schön war. Parallel erhielt ich eine Reihe von Einladungen durch Fanclubs zu Lesungen vor Ort, an die sich stets intensive Fragerunden zum Inhalt des Buches oder zu meiner Person anschlossen. Nachfolgend nutze ich die Gelegenheit der Neuauflage, um auf häufige oder originelle Fragen sowie auf negative Kritikpunkte einzugehen. Vielleicht klärt sich ja manches sofort.
Für mich wäre es noch interessanter gewesen, wenn ich mehr aus dem Innenleben des Vereins erfahren hätte. Quasi ein Blick hinter die Kulissen.
Diese Passagen bewahre ich mir für meine Lesungen auf! Im Ernst: Hintergrundinformationen erfahre ich auch meist nur durch Zufall, ergeben sich aus der Situation oder waren für meine Tätigkeit notwendig. Im Normalfall wurde ich gebeten, es für mich zu behalten, wenn es nicht sowieso einfach zu belanglos war. Man überschätzt ohnehin etwas den Wert solcher Interna. Letztlich ist die FCB AG in vielerlei Hinsicht eine ganz gewöhnliche Firma – mit all den Begleiterscheinungen wie woanders auch. Jedes Boulevardmagazin liefert hier an Spekulationen deutlich mehr. Wer sich, wie manche Rentner, fast täglich das Training anschaut, ist, was die Stimmung in der Mannschaft anbelangt, viel näher dran als ich. Richtig ist aber auch, dass die 20 bis 30 Journalisten, die sich intensiv mit dem FCB beschäftigen, durch Hintergrundgespräche, Austausch untereinander und jahrelange Erfahrung deutlich mehr wissen, als sie tatsächlich schreiben. Insbesondere aus dem privaten Bereich. Daran halte ich mich auch. Und was nützt schließlich die tollste Pointe, wenn man nicht erfährt, um wen es sich namentlich handelt? In der Politik oder im Wirtschaftsleben ist das nicht anders und geschieht aus Respekt und dem Wunsch nach langfristiger Zusammenarbeit. Ich habe das selber bei meinen Interviews lernen müssen. Fast bei jedem Interview gibt es Passagen, die ausdrücklich nicht für die Leser bestimmt sind, sondern lediglich dazu dienen, den eigenen Standpunkt gegenüber dem Gesprächspartner zu verdeutlichen. Im Gegenzug fallen die meisten Antworten der Interviewten aus Gründen der Fairness auch eleganter und lesbarer aus, als ursprünglich im Original gesprochen. Bei Olaf Thon ist das allerdings nicht notwendig. Der spricht, als ob er den Beipackzettel eines Medikamentes vorliest.
Es war überraschend, wie kurz doch die jeweiligen Reiseberichte zu den eher ungewöhnlichen Zielen wie Teheran, Tokio oder Chicago ausfielen. Da hätte man sich längere Passagen gewünscht.
Als das Buch fast fertig war, ist mir das auch aufgefallen. Allerdings zeichnete sich da bereits ab, dass es ohnehin schon deutlich umfangreicher wurde als ursprünglich geplant, so dass ich auf ausführlichere Schilderungen nachträglich verzichtet habe. Andererseits kenne ich genügend Groundhopper-Berichte, die mich in ihrer Gründlichkeit (»und dann gingen wir zum Essenfassen ins Goldene M«) eher gelangweilt haben. Wenn sich auf den Reisen etwas im Zusammenhang mit Fußball ereignete, habe ich ja auch darüber geschrieben. Die rein touristischen Eindrücke wurden bewusst kaum berücksichtigt. Es sollten ja keine Reiseberichte werden. Und zum Glück ereignete sich nur selten Unvorhergesehenes wie der Verlust meines Reisepasses in Tel Aviv 2004/05. Dazu waren die Reisen von Freunden meist zu gut organisiert worden.
Ich hätte mir mehr zeitliche Querverweise auf die jeweilige Situation der Nationalmannschaft gewünscht. Immerhin war der FC Bayern hier immer mit vielen Spielern vertreten.
Daran hatte ich beim ursprünglichen Konzept zunächst auch gedacht. Ich hatte sogar kurzzeitig damit begonnen, am Ende der Kapitel auch die markantesten Ereignisse des Jahres oder bestplatzierten Popsongs aufzuführen, um einen noch stärkeren zeitlichen Bezug über diese mehr als 30 Jahre zu schaffen. Ich habe jedoch beides bleiben gelassen. Jahresrückblicke erstrecken sich, anders als
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