Sehnsucht nach Geborgenheit
Sharons ehemaliger Zimmerkameradin begegnet war. „Du erinnerst dich bestimmt an sie", sagte sie, während sie beide an der Küchenspüle standen und abwuschen.
„Die beiden haben sich auf dem College kennengelernt, und Sharon wollte bei ihr wohnen, als sie im letzten Monat nach Chicago flog."
Er zuckte nur mit den Schultern.
Liz konnte nicht einfach verdrängen, was sie von Joan erfahren hatte, und beschloss, Nachforschungen anzustellen. Einige Tage später rief sie ein paar von Sharons Freundinnen an und fragte sie, ob sie wüssten, was Sharon an jenem Wochenende vorgehabt hatte. Die Antworten waren ausweichend.
Die meisten
behaupteten, in Eile zu sein, und versprachen zurückzurufen.
Einige sagten, sie hätten lange nichts von Sharon gehört.
Schließlich rang Liz sich dazu durch, es ihrer Mutter zu erzählen.
Vielleicht wusste Patsy etwas, das den schlimmen
Verdacht von ihrer Zwillingsschwester nahm. Sie rief Jack an und teilte ihm mit, dass sie auch an diesem Abend später heimkommen würde, und fuhr zu dem bescheidenen
Backsteinhaus, in dem sie aufgewachsen war.
Es war ein ungewöhnlich warmer Tag, und Liz' Vater arbeitete einmal nicht in der Garage, sondern schlief auf der Hollywoodschaukel, ein aufgeschlagenes Taschenbuch auf dem Schoß.
Patsy war in der Küche und wärmte Essensreste in der Mikrowelle auf. Im Fernseher lief eine Spielshow. „Liz ... was tust du denn hier?" fragte sie überrascht. „Du hättest vorher anrufen sollen, dann hätte ich etwas einkaufen können. Das Brathühnchen und das Kartoffelpüree reichen gerade für deinen Vater und mich."
Das letzte, was Liz von ihrer Mutter wollte, war eine vor Cholesterin strotzende Mahlzeit. Aber eine freundlichere Begrüßung wäre schön gewesen, dachte sie.
„Ich kann sowieso nicht lange bleiben", erwiderte und setzte sich zu Patsy in die Essecke. „Ich wollte dich nur etwas fragen."
„Und das wäre?" erwiderte Patsy.
„Ob Sharon mit dir darüber gesprochen hat, was sie an ihrem letzten Wochenende in Chicago vorhatte."
Patsy schien plötzlich jedes Interesse an der Spielshow verloren zu haben. „Wozu willst du das wissen?" fragte sie scharf.
„Ich bin Joanie Weaver, Sharons College-Freundin, über den Weg gelaufen. Eine Woche vor ihrem Abflug hat Sharon mir erzählt, dass sie während des Ehemaligentreffens bei Joan wohnen wollte. Du kannst dir denken, wie erstaunt ich war, als Joan mir erzählte, dass sie davon nichts wusste."
Patsy musterte ihre Tochter einen Moment lang. „Und jetzt bist du neugierig, was Sharon vorhatte, nicht wahr?"
„Sharon war meine Zwillingsschwester, Mom", versuchte sie ihr Interesse zu erklären. „Was immer du denkst, ich war ihr sehr nah. Ich möchte über alles Bescheid wissen, was irgendwie mit ihrem Tod zu tun hatte."
„Nach meiner Meinung bist du auf dem Holzweg."
Die Mikrowelle summte, und Patsy griff hinter sich, um sie auszuschalten.
„Es ist durchaus möglich, dass Shar in letzter
Minute beschlossen hat, doch zur Wiedersehensfeier zu gehen und im Hotel zu wohnen. Du weißt ja, wie spontan sie war.
Deine Fragen klingen, als würdest du sie verdächtigen, etwas Unmoralisches vorgehabt zu haben."
Liz versicherte ihrer Mutter, dass sie nur Gutes von ihrer Schwester glaubte, und wollte sich verabschieden.
Patsy ließ sie aber noch nicht gehen. „Wir möchten unsere Enkeltochter wenigsten ab und zu sehen. Wenn du und Jack wirklich nichts zu verbergen habt, wie du behauptest, dürfte unser Besuch euch nicht stören."
Am Montag kam Jack mit der Nachricht heim, dass Richter Barnes in Kassies Fall eine zweite Anhörung veranlasst hatte. Sie sollte in seinem Amtszimmer stattfinden, und geladen waren sie selbst, Jack, der Direktor der Adoptionsvermittlung und dessen Anwälte.
„Ich war mit übermorgen einverstanden", berichtete Jack.
„Larry Barnes macht bald Urlaub und will seine Fälle vorher vom Tisch kriegen. Außerdem möchte ich die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen. Wir sind bereit. Das Schreiben, das wir nach unserer Trauung formuliert haben, enthält alle unsere Argumente."
Liz befürchtete, dass die Gegenseite ihrer Scheinehe auf die Schliche kommen wurde, und war entsprechend nervös, als sie am Mittwoch ein schlichtes blaues Kostüm anzog. Natürlich trugen sie beide seit der Hochzeit ihre Eheringe. Liz kam sich fast so vor, als sei sie tatsächlich mit Jack verheiratet, als sie nebeneinander am Konferenztisch saßen und darum kämpften, Kassies
Weitere Kostenlose Bücher