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Sehnsucht nach Geborgenheit

Sehnsucht nach Geborgenheit

Titel: Sehnsucht nach Geborgenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Carey
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Mandelaugen schienen vor Konzentratio n zu leuchten, während sie die Entfernung zu ihrem Adoptivvater einschätzte.
    Ihre Unterlippe begann zu zittern. Die Entscheidung fiel ihr nicht leicht.
    „Komm, Liebling." Jack streckte die Hände aus. „Du schaffst es. Mach einfach einen Schritt nach vom."
    Der Nachmittag war warm geworden, und Kassie trug statt des üblichen Overalls ein kurzes, mit Kirschen besticktes Kleidchen, in dem sie noch zarter und zerbrechlicher als sonst aussah. Mit gerunzelter Stirn hob sie Jack einen Arm entgegen und machte einen zögernden Schritt, ohne den Tisch loszulassen.
    „Braves Mädchen", lobte Jack. „Jetzt mach noch einen."
    Kassie schien zu verstehen, was von ihr erwartet wurde. „Los, los", sagte sie zu sich selbst, bevor sie die Tischkante losließ.
    Zwei wacklige Schritte später war sie in Jacks Armen.
    All die unterschiedlichen Empfindungen dieses ereignisreichen Tages schienen sich in Jacks Brust zu bündeln. „Kass, Kass ... du bist wundervoll", flüsterte er mit rauer Stimme.
    Liz betrachtete die beiden, und die Liebe, die sie für den Vater und seine Tochter empfand, war überwältigend. Die Tränen, die ihr seit vorhin in den Augen schimmerten, ließen sich nicht mehr aufhalten, und verlegen wischte sie sie ab. Was für ein unglaubliches Glück ich habe, jetzt hier zu sein, dachte sie und unterdrückte ein Schluchzen. In diesem Moment ein Teil von Jacks und Kassies Leben zu sein war all den Schmerz wert, den sie fühlen würde, wenn sie es nicht mehr sein durfte.
    Am Sonntag war Patsys fünfundsechzigster Geburtstag. Nach dem Wink mit dem Zaunpfahl, dass ihre Eltern ihre Enkelin gern öfter sehen würden, schlug Liz vor, sie zum Abendessen einzuladen. Als Mrs. Rivers darum bat, auf der Farm bleiben und kochen zu dürfen, obwohl es ihr freier Tag war, nahm Jack dankbar an. Es gab Patsys geliebten Virginia-Schinken, Spargel in Sauce hollandaise und süße kandierte Kartoffeln. Auf dem Couchtisch im Wohnzimmer warteten aufwendig verpackte Geschenke von Kassie, Jack und Liz auf sie.
    Da sie befürchten musste, dass ihre Mutter auf jedes auch noch so kleine Anzeichen von Intimität zwischen Jack und ihr achten würde, hielt sie sich sorgsam von ihm fern. Während der Mahlzeit, die sie im Esszimmer einnahmen, versuchte sie, sich nur auf das Tischgespräch zu konzentrieren. Zugleich half sie Kassie, die unbedingt ohne fremde Hilfe essen wollte, dabei, kein allzu großes Chaos anzurichten.
    An den bisherigen Geburtstagstafeln hatte Liz ihren Eltern gegenübergesessen, allein oder mit einem Verehrer, während Sharon die strahlende Gastgeberin gespielt hatte. Jetzt saß sie auf dem Stuhl ihrer Schwester, neben Kassie und gegenüber von Jack. Es war ein eigenartiges Gefühl und bereitete ihr ein schlechtes Gewissen. Obwohl es an ihrer Heirat mit Jack nichts Unehrenhaftes gab und ihre Schwester tot war, kam sie sich vor wie eine Rivalin, die Sharon den Mann weggenommen hatte. Sie war sicher, dass ihre Mutter genau das dachte.
    Irgendwie schleppte sich das Gespräch dahin, bis das Essen mit Eiscreme, einer üppig verzierten Geburtstagstorte und einem nicht sehr melodischen „Happy Birthday" von Liz, Jack und Frank endete. Danach gingen sie ins Wohnzimmer, damit Patsy ihre Geschenke auswickeln konnte. Kassies Silberrahmen mit dem im Studio gemachten Porträt wurde mit einem
    großmütterlichen Kuss auf die Wange belohnt. Jacks teurer, Reisekoffer von Saks erntete die verdiente Bewunderung. Auf Liz' lavendelfarbenen Bademantel mit passenden Hausschuhen reagierte ihre Mutter mit einem flüchtigen Dankeschön und feuchten Augen.
    „Erinnerst du dich an den blauen Bademantel, den Sharon mir vor drei Jahren geschenkt hat?" fragte Patsy nach einem Moment und legte das Geschenk zur Seite. „Sie besaß einen
    ausgezeichneten Geschmack, nicht wahr? Ich habe ihn getragen, so lange es ging." Sie schluckte schwer. „Es kommt mir so ...
    seltsam vor... so falsch, dass wir hier feiern, während sie auf dem Friedhof von Waterford liegt."
    Das Schweigen im Raum war ohrenbetäubend. Entsetzt sah Liz, wie ihrer Mutter die Tränen über die Wangen liefen.
    Während Frank sein Möglichstes tat, um seine Frau zu trösten, warf Liz Jack einen hilflosen Blick zu. Sharons Tod lag zwei Monate zurück, die Beisetzung erst einen, und sie wussten, dass Patsy ein Recht auf ihre Trauer hatte. Dennoch war Jack wütend.
    Ich kann nicht glauben, wie sie Liz behandelt, dachte er. Sie sollte froh sein, eine so

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