Sehnsucht nach Geborgenheit
Eltern bleiben zu dürfen.
Richter Barnes zweifelte ganz offenbar an ihren Motiven, sprach seine Bedenken jedoch erst aus, nachdem die
Behördenanwälte es getan hatten.
„Vielleicht können Sie uns mit Ihren eigenen Worten erklären, warum Sie Jack so kurz nach dem Tod Ihrer Schwester geheiratet haben", bat er Liz. „Soll die Ehe von Dauer sein? Oder dient sie nur dazu, die Bedingungen für die Adoption zu erfüllen?"
Liz wusste, das ihre Antwort entscheidend war. Von ihr hing es ab, ob Jack Kassie adoptieren durfte oder nicht. Er drückte ihre Hand, und sie spürte förmlich, wie er den Atem anhielt.
Sie wusste, dass Richter Barnes einen positiven Eindruck von ihr hatte, und darauf verließ sie sich jetzt. „Jack und ich haben uns immer gemocht, als Schwager und Schwägerin, Freunde und Kollegen", erwiderte sie mit sanfter Stimme. „Das ist eine gute Grundlage für ein gemeinsames Leben, finden Sie nicht auch?"
Der Richter sagte nichts, und sie sprach weiter. „Wir beide lieben seine Adoptivtochter über alles. Als meine Schwester starb, hatte ich tatsächlich Angst, Kassie zu verlieren, wie die Anwälte der Vermittlung behaupten. Ich wollte sie in der Familie behalten. Und als sich abzuzeichnen begann, dass Jacks Antrag abgelehnt werden würde, schlug ich ihm vor zu heiraten. Er stimmte sofort zu. Es ist unsere Absicht, ein gemeinsames Leben zu führen ... für uns selbst und für Kassie."
„Die Frage ist nur, erwarten Sie, dass dieses gemeinsame Leben von Dauer sein wird?" warf Larry Barnes ein. Ihre Ehrlichkeit schien ihm zu gefallen.
Liz nickte. „Ja, das tue ich, Euer Ehren." Wenn man Erwartung als Hoffnung deutete, hatte sie nicht gelogen.
Der Richter gestattete sich ein zufriedenes Lächeln. „Was sagen Sie dazu?" fragte er die gegnerischen Anwälte. „Mrs. Kelleher hat uns ihr Wort gegeben, dass ihre Ehe mit Mr. Kelleher echt ist."
„Wenn Sie uns einen Moment Zeit gewähren, Euer Ehren ..."
Hastig berieten sich die Anwälte mit ihrem Mandanten. Der Direktor schien ihnen zwar noch immer nicht zu trauen, aber Liz fand, dass seine Miene sich ein wenig entspannt hatte. Kurz darauf fragte einer der Anwälte, ob sie bereit sei, sich derselben Überprüfung zu stellen, die auch Sharon seinerzeit über sich hatte ergehen lassen.
„Das versteht sich von selbst", erwiderte Liz.
Erneut steckte die Gegenseite die Köpfe zusammen.
„Wenn das Gericht Mrs. Kellehers Erklärung Glauben schenkt, werden wir das auch tun", verkündete einer der Anwälte. „Da jedoch außer Mr. Kellehers noch ein weiterer Adoptionsantrag vorliegt, beantragen wir, mit dem Verfahren von vorn beginnen zu dürfen. Das heißt, die Adoption wird, wenn die
Voraussetzungen erfüllt sind, erst in einem Jahr rechtskräftig."
„In einem Jahr?" wiederholte Liz.
Richter Barnes entging der entsetzte Unterton nicht. „Was macht das schon aus, Mrs. Kelleher?" fragte er. „Wenn Ihre Ehe von Dauer ist, kommt es doch auf ein Jahr mehr oder weniger nicht an."
Jack schwieg. Liz würde es auch allein schaffen.
„Ich ... wir ... Natürlich macht es mir nichts aus, Euer Ehren", versicherte sie rasch. „Mich stört nur, dass diese Unsicherheit noch immer da ist. In diesem Fall und in Kassies jungem Leben hat es soviel davon gegeben, dass ich sie sehr gern beenden und dem Kind eine gesicherte Zukunft bieten möchte."
Der Richter nickte. „Das ist verständlich", sagte er. Er sah alle Anwesenden an. „Wenn die Parteien damit einverstanden sind, dass Elizabeth Kelleher an die Stelle ihrer verstorbenen Schwester tritt und zusammen mit Jack Forsyth McGarry Kelleher die Adoption des Kindes Kassandra Elizabeth beantragt, wird das Gericht dem zustimmen. Es wird außerdem beschließen, dass Elizabeth Kelleher den üblichen Überprüfungen unterzogen wird und dass nach einer Probezeit von einem Jahr erneut über den Adoptionsantrag entschieden wird."
Die Behördenanwälte schauten den Direktor an. Nach kurzem Zögern nickte er.
„Dann ist es hiermit beschlossen", verkündete Richter Barnes und lächelte Jack und Liz aufmunternd zu, bevor er alle Parteien entließ.
Die beiden schüttelten dem Direktor und seinen Anwälten die Hand. Eine davon war eine Kollegin, mit der Jack vor seiner Ehe befreundet gewesen war.
„Meinen Glückwunsch zur Hochzeit", sagte sie zu ihm. „Du warst nicht sehr lange auf dem Markt."
„Danke", erwiderte er. „Wie du siehst, sind Liz und ich sehr glücklich."
Der Direktor versprach, sich bei Urnen zu
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